Die Köchin und der Kardinal
einmal davon aus, dass es katholische Mönche sind«, folgerte Leander.
»Das ist doch klar wie Hechtsuppe, dass sie katholisch sind, wenn der Papst sie geschickt hat«, meinte Martin.
»Also, wo würden Katholiken einen anderen Katholiken verstecken, den sie entführt haben?«, fuhr Leander fort.
»In einer Kirche«, rief Daniel.
»In einem Kloster«, mutmaßte Konstantin.
»Momentan gibt es keine katholischen Klöster in Freiburg«, stellte Leander mit mürrischer Miene fest. »Wir müssten also alle durchsuchen.«
»Und wie machen wir das, ohne bemerkt zu werden?«, warf Daniel ein.
»Das wird sich zeigen«, meinte Leander.
»Wie wäre es, wenn wir in allen Klöstern hier und in der Umgebung aufspielen und uns dabei umschauen würden?«, fragte Martin.
»Ob die das brauchen können, gerade in diesen Zeiten?«, fragte Leander.
»Oder zwei von uns gehen betteln an der Pforte, der Rest schaut sich im Gebäude um.«
»Das scheint mir schon erfolgversprechender«, meinte Leander. »Fangen wir doch mit dem Adelhauser Kloster gleich hier um die Ecke an.«
Sie verabredeten, dass Elisabeth solange in den »Roten Bären« gehen sollte, derweil die anderen an die Klosterpforte klopfen würden. An dem Kloster war Elisabeth schon öfter vorbeigekommen. Es besaß eine Kirche, einen Konventsbau und Wirtschaftsgebäude, alles aus rötlichem Sandstein erbaut. Sie liefweiter nach Oberlinden, wo sich das Wirtshaus befand. Melvine schickte sich gerade an, zum Markt zu gehen.
»Komm doch einfach mit«, meinte sie. Unterwegs erzählte Elisabeth ihr von dem, was vorgefallen war.
»Das bringt doch nichts, wenn ihr den Kardinal in ganz Freiburg sucht«, meinte sie. 0»Wollt ihr nicht erst einmal zu Bernhard gehen?«
»Aber der ist doch in Colmar.«
»Er ist heute Morgen zurückgekehrt, erzählt man sich.«
»Ich warte erst einmal ab, was die Jungen erreichen«, gab Elisabeth zur Antwort.
Melvine kaufte das Wenige, was es auf dem Markt noch zu kaufen gab. Kohl, Rüben, Spinat, Trauben, Mehl. Zusammen kehrten sie zur Gastwirtschaft zurück, wo sich inzwischen auch die anderen eingefunden hatten und in ein Gespräch mit Paul vertieft waren. Sie blickten auf, als die beiden herankamen.
»Es hat nichts gebracht mit dem Kloster«, sagte Leander. »Die Nonnen haben uns von der Pforte verjagt und gesagt, sie hätten selber nichts.«
»Melvine meint, Bernhard von Sachsen-Weimar sei heute Morgen nach Freiburg zurückgekehrt«, berichtete Elisabeth. »Wir müssen sofort zu ihm!«
Im Johanniterhaus wurden sie gleich bei Bernhard vorgelassen. Er hatte Ringe unter den Augen. Elisabeth erklärte ihm, wer ihre Begleiter waren.
»Ich erhielt gestern einen Brief«, berichtete Bernhard.
»Das wissen wir schon«, fiel Elisabeth ihm ins Wort.
»Darin stand, dass ich die Belagerung aufgeben solle, andernfalls müsse Kardinal Weltlin sterben. Wie kommen die eigentlich darauf, dass ich persönliche Schicksale über Staatsgeschicke stellen würde?«, ereiferte sich Bernhard.
»Ihr seid bekannt als jemand, der Menschenleben schont, wo es geht«, warf Leander ein.
Bernhard kratzte sich am Ohr. »Ja, das schon. Aber ich kanndoch die Belagerung nicht einfach aufgeben! Es steht viel zu viel auf dem Spiel!«
»Wir müssen Kardinal Weltlin finden und ihn befreien«, sagte Elisabeth. »Schließlich stand und steht er unter dem Schutz von Kardinal Richelieu und dem französischen König.«
»Nicht nur deswegen würde ich eine Suche nach Weltlin unterstützen«, beschwichtigte Bernhard. »Er ist ein wichtiger Mann in unserer Stadt und außerdem mein persönlicher Freund. Aber wo sollen wir anfangen?«
»Vielleicht sollten wir erst einmal diese beiden vermummten Gestalten suchen, die mir gestern angekündigt haben, dass sie einen Boten mit einem Brief zu Euch geschickt haben.«
»Ihr habt die Absender dieses Briefes gesehen, sogar gesprochen?«, fragte Bernhard.
»Ja, sie haben mich gestern in die Krypta des Münsters gesperrt, damit ich nicht loslaufe und es allen erzähle.«
»Ich werde ein paar Männer schicken, damit sie nach diesen Kerlen suchen!«, rief Bernhard von Sachsen-Weimar. »Gebt ihnen eine Beschreibung. Ich selbst muss nach Colmar zurück, meine Krankheit auskurieren. Den Oberbefehl habe ich einem meiner Generäle übergeben.«
Nachdem er gegangen war, schauten sich Elisabeth und die Spielleute gegenseitig an.
»Wir müssen weiter in den Klöstern nachfragen«, drängte Konstantin.
»Es gibt aber nur Frauenklöster in
Weitere Kostenlose Bücher