Die Köchin und der Kardinal
Kardinal.
»Wollt Ihr etwas mit mir besprechen, Herr Weltlin?«, fragte sie zurück.
»Ja, den Speiseplan für die nächsten Tage«, antwortete der Kardinal. »Ihr seid jetzt ja meine Leibköchin.«
Elisabeth wies ihre Magd Hermine leise an, nach Jakob zu schauen, ihm Verpflegung zu bringen und ihn neu zu verbinden. Sie würde später zu ihm gehen, wenn sie in der Küche nicht mehr gebraucht wurde. Nachdem Hermine fortgegangen war, begab sich Elisabeth zum Arbeitszimmer des Kardinals. Es war ähnlich eingerichtet wie die anderen Räume des Schlosses. An zwei Wänden zogen sich Bücherregale entlang, deren Ledereinbände mit den Goldlettern Elisabeth ins Auge fielen. Der Kardinal trug wieder die schwarze Soutane mit den roten Knöpfen und der weißen Halskrause.
»Ihr braucht Euch um unsere Vorräte wirklich keine Sorgen zu machen«, begann der Kardinal. »Außer dem Vieh haben wir getrocknete Bohnen, Erbsen und Rüben. Jede Menge Äpfel und Birnen. In den letzten Tagen haben die Diener des Markgrafen noch ein paar Rehe und Hasen geschossen.«
»Agnes kann dabei helfen, sie haltbar zu machen«, meinte Elisabeth. »In Essig einlegen, dörren und einkochen.«
»Was schlagt Ihr für heute Mittag und für den Abend vor?«, fragte der Kardinal.
Elisabeth hatte sich schon Gedanken darüber gemacht. Nun überschlug sie im Kopf, was sie für die nächsten Tage brauchte.
»Heute möchte ich einen Lendenbraten vom Schwein machen«, sagte sie. »Am Abend eine Sülze. Und für das Frühstück am nächsten Tag …«
»Um das Frühstück braucht Ihr Euch nicht zu sorgen«, entgegneteder Kardinal. »Das macht einer meiner Diener, der weiß, was dazu gehört. Und weiter?«
»Morgen ein Braten vom Reh und eine Pastete mit gehacktem Kalbfleisch. Oder auch eine mit Hühnern und Quitten.«
Der Kardinal leckte sich über die Lippen. »Ich sehe schon, mit Euch habe ich einen guten Griff getan«, meinte er. Bevor er sie in die Küche entließ, hielt er sie mit einer Handbewegung zurück. »Euer Wohl liegt mir sehr am Herzen, dessen seid immer gewiss, Elisabeth!«
»Und Euer Wohl, Herr Weltlin, ist für mich oberstes Gebot geworden«, antwortete sie.
Elisabeth drehte sich um und ging hinaus, seinen Blick im Rücken spürend.
In der Küche waren Agnes und drei weitere Mägde versammelt. Sie fuhren auseinander, als hätte Elisabeth sie bei etwas Verbotenem ertappt. Agnes kicherte.
»Hast du mich erschreckt, Elisabeth! Wir haben gerade darüber geredet, wie wir die Feinde mit verdorbenem Essen vergiften könnten.«
»Ist doch nicht wahr!«, fuhr eine der Mägde auf. »Wir haben ein wenig über die Höflinge gesprochen, sonst nichts.«
»Ich wusste gar nicht, dass du zu Scherzen aufgelegt bist, Agnes«, sagte Elisabeth. »Trotzdem holst du mir jetzt drei große Schweineschlegel aus dem Keller. Du, Kati, schlachtest zehn Hühner, die rupft ihr dann miteinander und setzt sie auf. Du, Bettina, holst einen Korb voll Quitten. Heute Nachmittag müssen wir verschiedene Speisen haltbar machen und das Reh für morgen vorbereiten.«
Agnes machte einen Schmollmund. Elisabeth wusste, dass sie nie gern Befehle ihrer Schwester angenommen hatte. Aber sie trollte sich davon. Nachdem die Quitten da waren, nahm Elisabeth ein Brett und ein scharfes Messer und begann, sie auszuhöhlen. Die Kerne schälte sie heraus. Sie legte die Früchte in eine Schüssel, würzte sie mit Zimt und Zucker und füllte sie mitWeinbeeren. Inzwischen hatten die Mädchen die Schweineschlegel, die gehäuteten Teile vom Reh und die geschlachteten Hühner gebracht. Während sie sich auf Schemel setzten und sie rupften, wusch Elisabeth die Schlegel am Ausguss, bestrich sie mit Rindermark, rieb sie mit Salz, Pfeffer, Nelken und Muskat ein. Gemeinsam legten sie sie in einen großen Bräter, Elisabeth goss Wein und Brühe darüber, fügte gehackte Mandeln, Safran und eine Prise Zucker dazu. Der Bräter wurde in die Glut geschoben. Inzwischen waren die Hühner vorbereitet und wurden in einem Topf mit Wasser aufgesetzt. Für die Pasteten legte Elisabeth eine flache Raine mit Brotscheiben aus, fügte Quitten, Weinbeeren und geriebenes Brot dazu und goss süßes Schmalz darüber. Als die Hühner fertig gegart waren, zerteilten die Mägde sie und legten sie in die Raine. Die Pastete würde abends im Ofen fertig gebacken werden. Für das Mittagessen stellte Elisabeth noch eine Soße aus Fleischbrühe und Wein her, dickte sie mit Mehl und Sahne an. Zwei Dienerinnen servierten das
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