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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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über ganz Baden blicken konnte. Viele Menschen hatten sich hier versammelt. Rauch stand wie ein Riesenpilz über der Stadtmauer, offensichtlich hatten die Kaiserlichen sie mit einer Kanone beschossen. Dann ging es Schlag auf Schlag. Das Dröhnen der Kanonen, das Krachen der Musketen, hüben und drüben, das Schreien der Menschen, die verletzt worden waren, gellten Elisabeth so in den Ohren, dass sie den anderen zurief: »Schnell wieder hinein, sonst werden wir auch noch getroffen!«
    Sie eilten durch das Tor in den Schlosshof hinein. Wieder ein Dröhnen, Krachen und Bersten, dass es die Mauern erschütterte. Das Schlosspersonal, der Kardinal und der Markgraf hatten sich in der Eingangshalle versammelt. Kalk rieselte von der Decke herab.
    »Habt keine Angst, es wird euch nichts geschehen«, versuchte der Markgraf die Leute zu beruhigen. »Die Mauer hat standgehalten. Geht eurer Arbeit nach, ich rufe euch, wenn ihr gebraucht werdet.«
    Gestikulierend und laut durcheinander redend folgte das Gesinde der Aufforderung.
    Nach etwa einer halben Stunde verstummten die Geschütze beider Seiten, gingen jedoch später umso heftiger los. Es wurde aber nur geringer Schaden angerichtet, wie ein Bote des Markgrafen berichtete. Die Stadt sei zur Übergabe aufgefordert worden, was der Markgraf jedoch zurückgewiesen habe.
    »Im Schutz der Nacht werden sie Laufgräben und Geschützstellungen ausheben«, sagte der Markgraf. »Aber ich werde einen Ausfall mit einigen meiner Männer machen und es vereiteln.«
    Eine weitere bange Nacht verging. Am nächsten Morgen fuhren die Kaiserlichen fort mit dem Bombardement. Gegen Mittag kam der Markgraf rußgeschwärzt vom oberen Tor zurück.
    »Sie hatten eine Bresche geschlagen«, sagte er, »und versucht, mit Granaten die Stadt in Brand zu stecken. Die Brände wurden aber gelöscht. Als die ersten Soldaten durch die Bresche sprangen, haben wir sie gebührend empfangen. Die anderen haben wir derart mit Gewehrfeuer in Schach gehalten, dass es keiner mehr gewagt hat, in die Stadt hereinzukommen.«
    »Gab es Tote?«, fragte Elisabeth, der es ganz übel geworden war. Agnes schien das, was der Markgraf sagte, gar nicht wahrzunehmen.
    »Ja, etwa fünfzig der Kaiserlichen, bei uns waren es nur fünf oder sechs.«
    Unten in der Stadt war inzwischen Ruhe eingekehrt. Offensichtlich hatten sich die Kaiserlichen hinter ihre Schützengräben zurückgezogen. Elisabeth konnte es kaum erwarten, bis die Dämmerung herabsank. Sie wollte unbedingt zum oberen Tor, um zu sehen, ob sich Jakob unter den Verletzten befand. Und doch würde sie, falls sie ihn fände, nicht allein mit der Lage zurechtkommen. Sie beschloss, ihre Magd Hermine einzuweihen, zu der sie in den letzten Stunden und Tagen Vertrauen gefasst hatte. Hermine erwies sich als willig und zuverlässig. Sie besorgte Verbandsmaterial, etwas Brot und Wein und folgte Elisabeth, kaum war die Sonne untergegangen, durch die Gassen der Stadt zum oberen Tor. Das riesige Loch in der Mauer war in aller Eile wieder zugemauert worden, damit kein feindlicher Soldat in der Nacht hereinkommen konnte. Niemand kümmerte sich um die Toten und Verletzten, die dortlagen. Elisabeth hatte eine Fackel mitgebracht und leuchtete jedem ins Gesicht, so sehr sie auch vor den wächsernen Totengesichtern, den offenen Mündern, den zerrissenen Körpern und dem metallischen Geruch nach Blut zurückschreckte.
    »Wasser, Wasser!«, stöhnte ein Verletzter und streckte in einem verzweifelten Versuch die Hände nach ihr aus. Im nächsten Augenblick ging ein Zucken durch seinen Körper, und er war still. Elisabeths Blick blieb an einem seiner Kameraden hängen, der ihm am nächsten lag. Ein heißer Schreck durchfuhr sie. Vor ihr lag Jakob, in unnatürlicher Haltung verkrümmt. Seine Augen waren geschlossen, die langen Haare quollen verfilzt aus dem Helm heraus. Sein Harnisch war mit Blut bespritzt, aus einer Wunde am Hals sickerte weiteres Blut. Hermine und sie knieten nieder, entfernten den Helm und begannen, Jakob zu verbinden.
    »Heda!«, rief eine Stimme. »Was habt Ihr mit den Verwundeten und Toten zu schaffen?«
    Es war der schwedische Söldner, der bei Paul und Melvine Quartier genommen hatte.
    Offensichtlich hatte er die Stadt doch nicht verlassen. Auch er erkannte sie wieder.
    »Oh, Ihr seid ja eine der schönen Schwestern, die im ›Roten Ochsen‹ gewohnt haben.« Er kam näher.
    »Ich möchte die Verwundeten an eine Stelle schaffen, an der wir sie pflegen können«, sagte

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