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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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würden.
    Entsetzt starrten sich Elisabeth, der Kardinal und Agnes an. Warum hatte der Bischof sie hierher bestellt? War das eine Falle gewesen? Elisabeth ließ ihren Rucksack von den Schultern gleiten.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte sie den Kardinal.
    Der zuckte mit den Schultern. »Es wird sich gewiss als Irrtum herausstellen. Man kann uns nicht einfach so gefangen setzen.«
    »Vielleicht hat der Bischof es zu unserem eigenen Schutz getan?«, meinte Elisabeth.
    »Wieso zu unserem Schutz?«, ließ sich Agnes vernehmen. Ihre Stimme war schrill. »Er darf uns doch nicht einfach einsperren! Ich will hier raus! Heute ist Weihnachten, ich will in die Kirche, ich will ein gutes Essen und Geschenke haben!«
    Sie warf die Hände vors Gesicht und begann laut zu schluchzen. Elisabeth ging zu ihr hinüber, legte den Arm um sie, was ihr Weinen noch verstärkte. Agnes sank an Elisabeths Brust, es schüttelte sie. Der Kardinal schaute Elisabeth traurig an, faltete die Hände und fing an zu beten. Endlich beruhigte sich Agnes ein wenig, machte sich aus Elisabeths Armen frei und trocknete sich die Tränen mit einem Zipfel ihres Kleides. Elisabeth reichte ihr ein Taschentuch, damit sie sich die Nase schnäuzen konnte. Der Kardinal redete beruhigend auf die beiden Frauen ein, aber irgendwann verstummte auch er.
    Draußen begann es zu schneien, es wurde schnell dunkel. Als Elisabeth ans Fenster trat, sah sie in der Ferne Feuer glimmen. Gewiss war Jakob dort drüben und feierte mit seinen Kameraden. Dass sie hier in der Bischofspfalz in Speyer war, konnte erunmöglich wissen. Sie glaubte auch nicht daran, dass er seinen Oberst davon abbringen würde, die Stadt einzunehmen, selbst wenn er es wüsste. Wann würde der Angriff erfolgen? Was geschah dann mit ihnen? Wieder drehte sich der Schlüssel im Schloss. Ein Mönch erschien und brachte eine Öllampe, eine Platte mit gebratenem Hecht und Zander und weißes Brot sowie eine Karaffe mit Wein und den dazu gehörigen Bechern.
    »Warum werden wir hier gefangen gehalten?«, fragte der Kardinal den Mönch. Der Mann gab keine Antwort, sein Gesicht war undurchdringlich. Er verschwand genauso schnell, wie er gekommen war. Sie aßen schweigend. Elisabeth dachte an die Weihnachtsfeste zu Hause in Calw, nach dem Kirchgang hatte es auch immer Fisch gegeben, meist Aal in Wein eingelegt, mit Butter und Schmalz gebraten, dazu fein gehackte getrocknete Kräuter, Stücke von Pomeranzen und duftendes Brot. Danach hatten sie sich gegenseitig beschenkt. In der Nähe läuteten die Glocken des Doms zur Andacht. Bald drangen Gesang und Orgelspiel an Elisabeths Ohr. Warum saßen sie hier in diesem Raum gefangen und durften nicht in die Kirche gehen? Was war so schlimm an diesen Büchern, dass der Bischof sie hierher geladen und dann festgesetzt hatte? Eineinhalb Stunden später läuteten die Glocken die Gemeinde zur Kirche hinaus. Gegen Mitternacht setzte das Läuten erneut ein. Der Mönch erschien noch einmal und winkte ihnen, ihm zu folgen. Elisabeth war so froh, aus der Enge des Raumes hinauszukommen, dass sie dem Mann, ohne zu zögern, folgte. Der Kardinal machte ein bedenkliches Gesicht, erhob sich aber gleichfalls. Agnes wirkte ebenfalls erleichtert. Elisabeth schulterte ihren Rucksack, was der Mönch anscheinend nicht bemerkte. Er stieg ihnen voran die Treppe hinunter, überquerte den Hof und führte sie durch das Tor hinaus. Auf dem Domplatz brannten unzählige Fackeln. Viele französische und schwedische Söldner waren da. Zusammen mit den anderen, die ein Kirchenlied sangen, gelangten die drei in den Dom hinein. Elisabeth sah, wieder Kardinal seine Hand in das Weihwasserbecken tauchte und sich damit benetzte. Sie und Agnes taten es ihm nach. Elisabeth war überwältigt von der Höhe des Kirchenschiffs mit seiner Wölbung, von den reich geschmückten Arkaden und Portalen, den Rundbögen, den Seitenkapellen mit ihren Altären und dem Bischofsthron. Es roch nach Weihrauch, wie in allen katholischen Kirchen. In der Calwer Kirche hatte es immer ein wenig nach Seifenwasser geduftet. Ein Messdiener kam aus der Sakristei und läutete eine kleine Glocke. Ihm folgten drei weitere Messdiener mit dem Kreuz, dem Weihrauchbecken und einer Schale, sodann erschien der Priester. Das Kyrie eleison und das Gloria wurden gesungen. Elisabeths Gedanken schweiften ab. Wie konnte man sie so einfach an einem Gottesdienst teilnehmen lassen? Sie hätten jederzeit fliehen können. Aber keinem von ihnen wäre es gelungen,

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