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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Füßen weggezogen. Was hatten sie nur getan, dass das Schicksal ihnen so übel mitspielte? Warum musste der Kardinal, der ihr so vertraut geworden war wie ein Bruder, schon wieder von ihrer Seite gerissen werden? Aber sie spürte auch die Verantwortung für ihre Schwester, die alles mit Gleichmut über sich ergehen ließ. Im Palas ging es wieder die Wendeltreppe hinauf, aber diesmal wurde Elisabeth in einen Raum gestoßen, der einer Kemenate auf einer Burg glich. Einzige Wärmequelle war eine Kohlenpfanne. Elisabeth legte ihren Rucksack ab, stellte sich davor, rieb sich die Hände, derweil die Tränen aus ihren Augen tropften. Eine ganze Zeit stand sie gedankenverloren über das Feuer gebeugt. Mit einem Mal vermeinte sie ein Klopfen zu hören, erst ganz leise, dann etwas deutlicher. War da jemand im angrenzenden Raum? War es vielleicht Agnes? Sie erwiderte das Klopfen, bis ihr der Knöchel wehtat. Und siehe da, es kam Antwort. Elisabeth lief zum Fenster vor und stieß den Laden auf. Im kalten Mondlicht sah sie die Dächer der Stadt und den Rhein vor sich liegen. Weit hinten erhob sich die dunkle Masse des Schwarzwalds. Die Feuer in der Ferne brannten immer noch. Leise Laute wie Musik wehten zu ihr herüber. Elisabeth schaute nach rechts. Ihr Herz tat einen freudigen Satz. Aus dem benachbarten Fenster steckte Agnes ihren Kopf heraus!
    »Gut, dass du wohlauf bist«, raunte sie zu ihr hinüber. Sie sah, wie Agnes ihren Mund verzog.
    »Dass ich wohlauf bin, kann ich nicht behaupten«, sagte sie und klapperte mit den Zähnen. »Ich friere wie ein Schneider ohne Mantel in der Neujahrsnacht!«
    »Hast du kein Kohlebecken in deinem Zimmer?«, fragte Elisabeth.
    »Doch, aber es ist so ungemütlich!«
    Elisabeth musste gähnen. »Warte nur, es wird sich noch alles aufklären«, sagte sie. Ihrer Schwester etwas von den Büchern zu sagen wagte sie nicht. Agnes hatte sich schon so oft verplappert.
    »Gehen wir schlafen«, meinte sie und wünschte Agnes eine gute Nacht. Sie schloss den Laden, blies noch einmal über die Kohlen, packte den Rucksack zuunterst in eine Truhe, in der sich Wäsche befand und legte sich ins Bett. Trotz der Kälte wurde sie bald vom Schlaf übermannt.
    Am Morgen erwachte Elisabeh vom Glockengeläut des nahen Doms. Es musste noch sehr früh sein, der Atem stand dampfend vor ihrem Gesicht. In den Ritzen des Fensterladens hatten sich Eiskristalle gebildet. Auf ihr Klopfen bekam sie bald eine Antwort von Agnes. Elisabeth stand auf und glättete ihre Kleider, die vom Schlafen verknittert waren. Sie öffnete den Laden und schrak wieder vor der Eiseskälte zurück, die ihr die Luft zum Atmen nahm. Die Gegend lag grau und öde vor ihren Augen. Auf dem Rhein trieben Eisschollen dahin. Jetzt, im Licht des Tages, konnte Elisabeth auch die Rheinbrücke erkennen. Vor dem Torturm stand ein Haufen schwer bewaffneter Soldaten, offenbar zur Bewachung der Brücke abkommandiert. Sie hatten mehrere Kanonen bei sich. Das Fallgitter war heruntergelassen, so dass niemand aus der Stadt hinaus- oder hereinkam. Ob Herr Weltlin wohl noch hier weilte? Trotz der Kälte trieben sich Fischerboote auf dem Fluss herum. Und da hinten, Richtung Schwarzwald: Elisabeth konnte nur schwach die Umrisse von Zelten erkennen. Und dort befand sich auch er, den sie im Lauf der Zeit immer lieber gewonnen hatte. Ein Quietschen an der Tür ließ sie herumfahren. Der Mönch von gestern stand vor ihr, blickte aber zur Seite. Er brachte eine weitere Kohlenpfanne und ein Frühstück, das auseinem weichgekochten Ei, Brot und einer Kanne Würzwein bestand. Noch immer redete er kein Wort, und Elisabeth machte auch gar keinen Versuch, ihn anzusprechen. Einen Augenblick lang stutzte sie.
    »Könnte ich etwas Salz für das Ei bekommen?«, fragte sie den Mönch. Der drehte sich wortlos um und schlug die Tür hinter sich zu. Elisabeth wartete. Kurze Zeit später kehrte der Mönch zurück, reichte ihr stumm eine kleine Schüssel mit Salz und verschwand abermals. Nach dem Frühstück ging Elisabeth unruhig auf und ab. Dass sie nichts tun konnte, dass ihr die Hände vollkommen gebunden waren, erfüllte sie mit ohnmächtiger Wut. Sie hätte an die Tür trommeln mögen, aus dem Fenster herausschreien, dass man sie hier gefangen hielt, aber sie wusste genau, dass es keinen Zweck hatte. Niemand würde sie hören, niemand würde ihnen zu Hilfe kommen. Manchmal unterhielt Elisabeth sich leise mit Agnes am Fenster, die aber auch keinen Rat wusste, wie sie aus ihrer

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