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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Sorgen zu machen«, erwiderte sie.
    Endlich lösten sie sich voneinander. Jakob drückte zum letzten Mal ihre Hand und wandte sich dann der Brücke zu. Elisabeth machte sich auf einem Weg am Rhein entlang zurück ins Lager. Es war spät geworden, niemand begegnete ihr mehr. Ihre Lippen brannten wie Feuer, und sie musste an sich halten, um nicht ein Lied in die Nacht hinauszuschmettern.
    In den nächsten Tagen hatte Elisabeth keine Gelegenheit mehr, mit Jakob zusammenzutreffen. Sicher war er in der Stadt und beriet mit seinem Obersten die nächsten kriegerischen Schachzüge. Am frühen Nachmittag des zweiten März kehrte Bernhard von Sachsen-Weimar mit seinem Heer zurück. Elisabeth erwartete ihn und seine Offiziere mit einem Festschmaus: Krebssuppe, gebratene Gänse mit Grünkohl und Kastanien sowie einer Platte mit Käse der Region. Die Männer erzählten stolz von ihren Eroberungen, aber Elisabeth hörte nur mit halbem Ohr hin. Sie musste immerzu an Jakob denken.

21.
    Am Morgen der zweiten Schlacht stieg die Sonne strahlend empor und übergoss Stadt, Berge und Fluss mit ihrem Licht. Aber in Jakobs Kopf sah es düster aus. Er fühlte sich hin- und hergerissen. Einerseits war er seinem Oberst zu Gehorsam verpflichtet, andererseits sträubte sich alles in ihm, gegen ein Heer anzutreten, dessen Tross sein geliebtes Mädchen angehörte. Als bekannt geworden war, dass Bernhard aus Laufenburg zurückgekehrt sei, hatten Werth und seine Offiziere in aller Eile die Regimenter aufgestellt. Ein Teil des Fußvolkes wurde im Gebüsch am Rheinufer versteckt. Ein weiterer Teil der Infanterie wurde in einen Graben vor dem Schlachtfeld beordert. Ein Regiment zog in den Wald beim Dorf Nollingen, dazu gehörte auch Johann von Werth. Die Protestanten standen hinter dem Graben, die Kavallerie wurde neben und hinter dem Fußvolk aufgestellt. Jakob saß auf seinem Schlachtross in den vorderen Reihen der kaiserlichen Reiterei, geschützt durch die Pikeniere, die Arkebusiere und Musketiere. Seinen Rappen Ferdl hatte er einem Stallknecht übergeben. Jakob war auf das Äußerste angespannt. Bernhard, zu erkennen an seinem ausladenden Federhut, rückte mit seinen Leuten in schnellem Tempo auf das Schlachtfeld vor. Das Gemetzel begann. Es begann das Stechen mit den Piken, die Schüsse der vorrückenden Musketiere krachten. Der Geruch nach Rauch und Blut stieg Jakob in die Nase, er hörte die heiseren Schreie der Verwundeten, das Röcheln der Sterbenden, dann setzte die Kavallerie nach, Pferde verknäulten sich ineinander, bäumten sich auf, gingen in die Knie und warfen ihre Reiter ab. Heilige Mutter Gottes, dachte Jakob, mach, dass wir am Leben bleiben, bis vor kurzem wäre es mir einerleigewesen, aber jetzt weiß ich, wofür ich lebe! Inzwischen hatten die Kerle auch noch die Kanonen zurückerobert, die ihnen letztens verlorengegangen waren. Die Kanonen wurden gezündet, Jakob sah einen Blitzstrahl, hörte das Donnern der Geschütze, spürte einen starken Luftzug und Hitze. Er duckte sich, sein Pferd wieherte, wollte fliehen. Jakob sah, wie neben ihm eine ganze Reihe von Männern niedergemäht wurde. Bevor er auch nur bis drei zählen konnte, fiel der nächste Kanonenschuss, wieder wurde eine Reihe von Männern ausgelöscht. Jakob sah abgerissene Schädel und Gliedmaßen durch die Luft fliegen. Er hatte keine Zeit zum Überlegen, als auch schon der dritte Schuss krachte. Die Artillerie Bernhards rückte unaufhaltsam vor, immer näher kamen die Wälder aus Piken und Arkebusen, immer lauter krachten die Salven, immer mehr Männer und Pferde sanken neben Jakob zu Boden. Jetzt waren die Feinde auf Pistolenentfernung herangerückt, Jakob konnte ihre bunten Waffenröcke erkennen. Die Bodentruppen Bernhards griffen direkt an. Sie setzten über den Graben und rannten mitten in sie hinein. Taupadell, der feindliche Befehlshaber, sprengte mit seinen Reitern in Richtung des Waldes davon, in dem sich Johann van Werth verschanzt hatte. Die kaiserlichen Musketiere schossen unermüdlich, luden nach, rückten vor, verschanzten sich im Graben, luden nach, schossen, luden nach, schossen in die aufgewühlte Meute hinein. Jakob schlug ein Kreuz vor seiner Brust und gab seinem Pferd die Sporen. Nach vorne, nach vorne! Dort hatten die Protestanten den Graben überwunden und waren in ihre eigenen, die kaiserlichen Reihen eingedrungen. Jakob sah, dass einige Kaiserliche ihre Gewehre wegwarfen, brüllte Befehle, die im Lärm der Schlacht untergingen. Auch viele der

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