Die Köchin und der Kardinal
kaiserlichen Reiter machten kehrt und flohen. So war die Schlacht also schon geschlagen, alles war zu Ende. Erst jetzt spürte Jakob einen brennenden Schmerz an der Schulter und am Bein, aber er achtete nicht darauf. Er dachte an Johann von Werth, der in seinem Wald gegen eine Übermacht ankämpfen musste. Jakobmachte kehrt und preschte zum Wald hinüber, der direkt am Rhein lag. Ob die Leute wohl das Boot gefunden hatten? Gleich darauf schalt er sich für seine irrsinnigen Gedanken. An der Seite seines Feldherrn kämpfte Jakob bis zum späten Nachmittag. Dann fingen auch Werths Leute an zu fliehen. General Taupadell verlegte ihnen mit einer Schwadron den Fluchtweg.
»Zurück, Johann!«, schrie Jakob seinem Obersten zu, aber der wurde mit den fliehenden Reitern fortgerissen. Jakob wendete und ritt hinter eine Gruppe von Bäumen, von wo aus er das Weitere beobachten konnte. Sollte er hinterherreiten, in den Tod oder in die Gefangenschaft? Aber dann würden immer weniger Männer übrigbleiben, um die Sache des Kaisers zu vertreten. Das da drüben waren nicht nur Franzosen und Deutsche, es waren auch Schweden, gegen die er weiter kämpfen musste, bis sie aus dieser Welt verschwunden sein würden. Wie Jakob befürchtet hatte, wurden alle eingekesselt, gefangen genommen und abgeführt, nicht nur Johann von Werth, auch Herzog Savelli und die Generalmajore. Van Werth wandte sich noch einmal um, blickte zu Jakob hinüber und hob den Daumen. Jakob gab seinem Pferd die Sporen und ritt durch den Wald in Richtung Rhein. Viele der flüchtenden Soldaten und Offiziere hatten anscheinend den gleichen Gedanken gehabt. Alles, was noch übriggeblieben war, rannte, floh und ritt zum Rhein. Wohin sollte sich Jakob wenden? Ihm fiel wieder ein, was van Werth am Morgen dieses Tages zu ihm gesagt hatte: Zu Oberst Reinach sollte er gehen, der in der Festung Breisach offensichtlich ein recht gutes Leben führte. So ritt Jakob mit den anderen auf dem südlichen Rheinufer entlang, sammelte gemeinsam mit ihnen noch etwa vierhundert Pferde ein, ließ sich am Abend in einem eidgenössischen Heuschober nieder, um sich von einer der Frauen verbinden zu lassen, um etwas zu essen und zu schlafen. Es stellte sich heraus, dass er zwei Streifschüsse abbekommen hatte, die bald verheilen würden. Die Pferde jedoch überließ er den anderen, denn er hatte den Auftrag, nach Breisachzu gelangen. Es schmerzte ihn zutiefst, dass er nicht zu Elisabeth zurückkehren konnte, ohne des Todes oder ein Gefangener Bernhards von Sachsen-Weimar zu sein. Aber er glaubte fest daran, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein würde, dass er und Elisabeth sich begegnet waren.
Am folgenden Morgen betrat Bernhard von Sachsen-Weimar mit einem zufriedenen Lächeln das Zelt der Offiziere.
»Wir haben auf der ganzen Linie gesiegt!«, verkündete er. »Dreitausend Gefangene haben wir gemacht! Wir selbst haben nur hundertzwanzig Tote zu beklagen, die Kaiserlichen dagegen neunhundert. Wenn das kein Grund zum Feiern ist!«
»Was soll mit den Gefangenen geschehen?«, fragte einer der Offiziere.
»Sie werden morgen nach Laufenburg gebracht und dann zur Festung Hohentwiel geschickt. Sie erhalten jedoch das Angebot, sich bis auf Weiteres in meine Dienste zu stellen, wovon viele Gebrauch machen werden, denke ich. Die Stadt Rheinfelden bekommt ein Ultimatum, bis zu welchem Zeitpunkt sie sich ergeben haben muss.«
»Und weitere Operationen?«, fragte der Offizier.
»Als Nächstes geht es zur Burg Rötteln und nach Freiburg«, erwiderte Bernhard.
Nach dem Frühstück begann ein Dankgottesdienst auf dem Schlachtfeld. Der Boden war völlig zerstampft, überall standen Blutlachen, die Leichen der Kaiserlichen waren zu einem Berg aufgestapelt worden, während die der Protestanten in Reihen aufgebahrt und von den Frauen des Trosses mit Reisig und Frühlingsblumen bedeckt worden waren. Es roch immer noch nach Pulverrauch, Blut und Exkrementen. Der Feldgeistliche hielt eine Ansprache, bei der er die Verdienste der schwedisch-französischen Armee betonte. Ein Lied wurde gesungen. Elisabeth merkte, dass jemand sie am Ärmel zupfte. Sie fuhr herum. Vor ihr stand Christoph, den Bernhard ihr als Burschen zugeteilt hatte.
»Es ist etwas geschehen«, sagte er leise und machte ein unheilverkündendes Gesicht.
»Was denn?« Elisabeths Herz klopfte heftiger. Würde es denn nie aufhören? Christoph brachte seinen Mund näher an Elisabeths Ohr. »Nach dem Frühstück, kurz bevor Bernhard zum
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