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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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der sich nach Osten hin zur See öffnete, deren Oberfläche im Licht des späten Tages orangerot zu glühen schien. Davor, an die sanften Hänge geschmiegt, lag Smerada, die Perle der See, und es war kaum vorstellbar, dass diese Stadt einst ein übles Piratennest gewesen war. Der Handel mit dem Südreich hatte die Stadt erblühen lassen. Ihre unzähligen, kühn geformten Kuppeln, die den Einfluss ferner Kulturen und fremder Baukunst erkennen ließen, schimmerten im roten Licht der Abendsonne, darüber kreisten Schwärme von Möwen, die der Bucht ihren Namen gaben. Und davor, sich durch die Senke windend wie ein dunkler Fluss, zeichnete sich der Zug des Zwergenkönigs ab, der mit all seinen Wagen, seinen Kaldronen und Soldaten dem westlichen Stadttor entgegenhielt.
    »Sieh an«, sagte Alured gepresst. »Nun endlich wissen wir, wohin Winmar will.«
    »Nach Osten«, bestätigte Catriona. »Über das Meer.«

17
    D ieser Gesang … dieser elende Gesang!«
    Dags Vater war wieder zu sich gekommen. Offenbar erkannte er jetzt, dass er nicht mehr in Ansun weilte, doch die Worte, die über seine dünnen Lippen kamen, waren nach wie vor wirr und ohne Zusammenhang.
    »Was ist mit dem Gesang, Vater?«, fragte Dag, während sie durch einen weiteren der sich scheinbar endlos aneinanderreihenden Stollen irrten.
    »Ich habe ihn schon einmal gehört, vor langer Zeit«, erwiderte der alte Herzog, den Henquist beim Gehen stützte, mit brüchiger Stimme. »Die Geister. Die Geister der Vergangenheit werden beschworen.«
    »Er redet wieder irr«, stellte Gladwyn fest.
    »Oder auch nicht«, versetzte Ferghas grimmig. »In den Geschichten, die die Alten unseres Clans erzählen, ist von manchen Dingen die Rede, die in Gorta Ruun vor sich gehen. Von dunklen, unheilvollen Dingen.«
    »Das hilft uns jetzt auch nicht weiter«, stellte Eidard pragmatisch fest, der der kleinen Gruppe vorausging. »Dieser Stollen hier scheint ebenfalls nicht zu unserem Ausstieg zu führen. Und selbst wenn wir ihn wiederfänden, wären da immer noch die Höhlenwürmer, an denen wir vorbeimüssten!«
    »Er hat recht«, pflichtete Gladwyn ihm bei. »Sollten wir nicht lieber umkehren?«
    »Und unser Glück mit der Patrouille versuchen?«, fragte Dag dagegen. »Auf keinen Fall – wir gehen weiter bis zum nächsten Hauptschacht. Dort versuchen wir uns zu orientieren.«
    »Aber der Gesang scheint genau aus dieser Richtung zu kommen!«
    »Ich weiß.« Dag ging unbeirrt weiter.
    Sie folgten dem Stollen, der sich in einem weiten Kreisel wand und noch weiter ins Innere des Berges zu führen schien. Und je tiefer sie gelangten, desto lauter und unheimlicher wurde der Gesang, der zwischen den Stollenwänden widerhallte. Es war ein vielstimmiges Gemurmel, eine Wiederholung gleichlautender Worte, ein Singsang, der einem monotonen Muster folgte.
    Dag sann noch darüber nach, was die Worte bedeuten mochten, als der Stollen plötzlich endete. Eine gewaltige Höhle musste vor ihnen liegen, wie Dag am sich schlagartig verändernden Schall erkannte.
    »Das … ist unvorstellbar«, flüsterte Eidard. »Dieser Schacht durchmisst wenigstens hundert Klafter! Und weder eine Decke noch ein Boden ist zu sehen.«
    »Aye«, stimmte Ferghas zu. »Zwerge sind von jeher zu außergewöhnlichen Dingen fähig gewesen, im Guten wie im Schlechten.«
    Wie Dag weiter erfuhr, durchzogen in unterschiedlichen Höhen Dutzende von Brücken den Schacht, auf eine davon mündete ihr eigener Stollen. Einige der steinernen Bögen waren von mit Lichtsteinen gefüllten Laternen beleuchtet, andere lagen in Dunkelheit. Und über eine der Brücken, die vielleicht fünfzig Klafter unter der ihren verlief, schritt in bizarrer Langsamkeit eine Prozession von in graue Roben gehüllten Gestalten.
    Ihrer gedrungenen Postur nach waren es Zwerge, ihre Häupter allerdings waren in Kapuzen gehüllt. In strenger Ordnung gingen sie einher, wobei sie einen tiefen, monotonen Gesang anstimmten, den die Wände des Schachts verstärkten. Dies also war der Ursprung der unheimlichen Klänge …
    »Dieser Gesang!«, ereiferte sich Dags Vater wieder, während sie langsam und in gebückter Haltung auf die Brücke hinausschlichen. »Dieser elende Gesang …!«
    »Ruhig, Herr«, mahnte ihn Henquist, der ihn wiederum stützte, »Ihr werdet uns sonst verraten.«
    »Was sind das für Kerle?«, wollte Eidard flüsternd wissen.
    »Keine Ahnung.« Dag schüttelte den Kopf. »Sie tragen graue Roben, sagt ihr?«
    »Und lange Bärte«, stimmte

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