Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
tatsächlich verstummte.
    »Vater«, wandte sich Dag darauf sanft an Osbert. »Wir werden diesen Ort jetzt verlassen – gemeinsam.«
    »Ich soll gehen?« Unverständnis schwang in der brüchigen Stimme des Herzogs. »Das sieht dir ähnlich, Sohn – du hast stets den einfachen Weg gewählt. Aber ich kann nicht einfach gehen. Es gibt Pflichten, die ich als Oberhaupt von Ansun zu erfüllen habe.«
    »Ich weiß«, versicherte Dag beklommen – selbst im Wahn schien sein Vater die alten Vorurteile nicht abgelegt zu haben, und vielleicht hatte er ja sogar recht damit … »Aber du erfüllst diese Pflichten am besten, wenn du uns jetzt folgst.«
    »Wohin?«
    »Wo du in Sicherheit bist«, versicherte Ferghas.
    »Wer bist du?«
    »Ein Freund«, antwortete der Clansmann.
    »Ein Hochländer, was? Machst du jetzt schon mit diesen Wilden gemeinsame Sache, Sohn?«
    Dag seufzte. »Es ist zu deinem Besten, Vater.«
    Plötzlich waren von draußen Schritte zu hören. Eidard steckte den Kopf in die Zelle.
    »Da kommt jemand – vermutlich eine Patrouille. Der Ruf des Wächters hat sie wohl alarmiert.«
    Henquist fluchte herzhaft. Gladwyn wimmerte leise.
    »Zwerge«, knurrte Osbert feindselig. »Diese verdammten Bastarde sind hier überall!«
    »Deshalb musst du jetzt mit uns kommen, Vater«, beharrte Dag, »oder sie werden uns alle finden und töten.«
    »Von mir aus, sollen sie doch.« Osbert spuckte geräuschvoll aus. »Ich werde ihnen zeigen, was es heißt, ein Herzog von …«
    Ein satter Schlag war zu hören, Dags Vater verstummte jäh.
    »Verzeih mir, hogyn «, bat Ferghas, »aber es war die einzige Möglichkeit.«
    »Ich weiß.« Dag nickte. »Henquist?«
    »Schon dabei«, ächzte der Krieger, während er sich den bewusstlosen Herzog bereits auf die Schultern lud. »Und jetzt?«
    »Da entlang«, zischte Eidard, und sie huschten aus der Kerkerzelle, eilten den Gang in die entgegengesetzte Richtung hinab, während sie hinter sich das Klirren von Rüstungen hörten – die Zwergenpatrouille näherte sich!
    Dag vertraute auf Ferghas, der ihn am Arm genommen hatte und hinter sich herzog, um eine Biegung und eine Reihe schmaler Stufen hinauf, die in einen weiteren Zellentrakt zu führen schienen. Das Klirren der Rüstungen verlor sich im Stollen hinter ihnen. So schnell sie konnten, hasteten die Gefährten die Stufen hinauf, fanden sich auf einer weiteren Kerkerebene wieder. Von beiden Seiten des Gangs waren verzagte Rufe und panisches Geschrei zu vernehmen.
    »Öffnet die Zellentüren«, schlug Dag vor. »Das wird die Zwerge eine Weile beschäftigen.«
    »Da gibt es nichts zu öffnen, Junge«, beschied Ferghas ihm düster. »Diese armen Kerle wurden lebendig eingemauert. Winmar hat aus diesem Ort eine verdammte Blutfeste gemacht.«
    Schaudernd huschten die Gefährten weiter. Dag wusste, dass es nicht nur einen Ausgang aus dem Kerker gab – eine Folge der Tatsache, dass Gorta Ruun nicht wie andere Festungen geplant und gebaut worden war, sondern sich im Lauf von Jahrtausenden entwickelt hatte. Neue Stollen waren gegraben, andere darüber vergessen worden. Es kam nur darauf an, keiner weiteren Patrouille zu begegnen – und die Gefährten schienen in dieser Hinsicht Glück zu haben.
    Mit jeder Ebene, die sie höher gelangten, hätten die Wächter eigentlich zahlreicher werden und die Gefahr der Entdeckung zunehmen müssen, doch die Gänge waren verwaist, gerade so, als hätten die Zwerge die Festung verlassen. Unwillkürlich musste Dag an den Zug denken, den sie beobachtet hatten. Womöglich, dachte er, waren sie nicht nur Zeugen einer Reise gewesen, die der Zwergenkönig unternahm. Vielleicht kam diesem Zug ja noch ungleich größere Bedeutung zu – doch was auch immer es sein mochte, es war Alureds und Cailans Aufgabe, es herauszufinden. Dag und seine Gefährten hatten ihre eigene Aufgabe zu bewältigen.
    In der Hoffnung, wieder auf den von Lichtsteinadern beleuchteten Gang zu stoßen, stiegen sie immer weiter hinauf, aber sie gelangten nur in immer neue Bereiche des Kerkers, die von den angstvollen Schreien der Gefangenen widerhallten. Wieder einmal hätte Dag alles darum gegeben, nicht mehr blind zu sein. Wäre er in der Lage gewesen, seine Umgebung zu sehen, hätte er sich womöglich orientieren und einen Weg aus dem Kerker finden können. So jedoch irrte er ebenso planlos umher wie die anderen.
    Er konnte nur immer wieder innehalten, seinen Geruchssinn und sein Gehör bemühen, zu riechen und zu lauschen,

Weitere Kostenlose Bücher