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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ebenfalls nicht mit dem wütenden Milchgesicht anlegen wollte.
    »Verdammt, warte auf mich!«, brüllte er und rannte ebenfalls davon, brach auf der anderen Seite des Pferchs erneut durch den Zaun, in den sich einen Lidschlag später der nächste Pfeil bohrte.
    Hals über Kopf rannten die Orks davon, während das Kind aus Leibeskräften schrie und die Ziege panisch meckerte. Sie überquerten den Bach und hasteten an ihm entlang durch die Senke, verfolgt von den Pfeilen, die ihnen der zeternde Bauer hinterherschickte und denen sie nur entgingen, weil sie Haken schlugen wie zwei Feldhasen auf der Flucht. Selbst Rammar legte, seiner Leibesfülle zum Trotz, beachtliche Behändigkeit an den Tag. Eine Rast gönnten sich die beiden Brüder erst, als sie dem Wasserlauf durch einige Biegungen gefolgt waren und ein gutes Stück Weg zwischen sich und dem zornigen Landmann wussten. In einem kleinen Wald, den der Bach durchfloss, hielten sie schließlich inne.
    »Und jetzt?«, fragte Balbok.
    »Frag nicht so dämlich«, entgegnete Rammar keuchend und stellte die Ziege ab. »Sorg endlich dafür, dass die Kleine was zu futtern kriegt!«
    »Korr«, stimmte Balbok zu, wusste jedoch nicht recht, wie er es anfangen sollte. Ein wenig unschlüssig pendelte sein Blick zwischen dem Kind und der Ziege hin und her.
    »Trollhirn«, schnauzte Rammar. »Weißt du nicht mal, wie man die Milch aus der Ziege rauskriegt?«
    Balbok schüttelte den Kopf.
    »Leg das Kind hin«, wies Rammar ihn an und wartete, bis sein Bruder der Aufforderung nachgekommen war. »Jetzt sieh gut zu«, sagte er. Dann packte er die Ziege und hielt sie so über das Kind, dass das Euter genau über dessen vom Schreien weit offenem Mund war. Kaum berührten die Lippen des Kindes jedoch die Zitzen, begann es auch schon zu saugen. Die Ziege, die sich eben noch heftig gegen Rammars beherzten Griff gewehrt hatte, beruhigte sich schlagartig und ließ das Kind gewähren – und so kehrte von einem Augenblick zum anderen Ruhe ein.
    »Donnerwetter«, zeigte sich Balbok beeindruckt. »Woher hast du das gewusst?«
    »Es hat Orklinge gegeben, die von Wargen gesäugt und aufgezogen wurden«, erklärte Rammar. »Da wird der kleine Menschling es ja wohl schaffen, bei einer Ziege zu trinken. Und wenn das Balg erst satt ist, drehe ich dem Vieh den Kragen um, und es gibt eine schöne Mahlzeit.«
    »Lieber nicht«, meinte Balbok.
    »So? Und warum nicht?«
    »Na ja.« Der hagere Ork zuckte mit den Schultern. »Es wäre doch viel klüger, die Ziege am Leben zu lassen, damit der Menschling immer Futter hat.«
    Rammar starrte Balbok an – daran hatte er gar nicht gedacht! Aber sosehr sich auch alles in ihm dagegen sträubte, seinem beschränkten Bruder zuzustimmen, ihm fiel einfach kein Gegenargument ein. Jedenfalls keines, das sich mit Worten vermitteln ließ. Und da er sich nicht sicher war, wer von ihnen bei einer Handgreiflichkeit Oberhand behalten würde, widersprach er nicht. Mit einem abgrundtiefen Seufzen ließ er sich auf den asar fallen und schürzte schmollend die wulstigen Lippen.
    »Nur weiter so«, schmollte er. »Du und das Balg, ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt.«

2
    D ie Schattenkreaturen kehrten nicht zurück.
    Auf ihrem weiteren Weg blieben Dag und seine Gefährten unbehelligt, doch anders als bei einem Albtraum, den man in dunkler Nacht hatte und dessen Schrecken sich im hellen Tageslicht verloren, blieb ihnen das Grauen gegenwärtig.
    Den Wald hatten die Gefährten inzwischen hinter sich gelassen und die Überreste dessen erreicht, was einst das stolze Herzogtum von Ansun gewesen war. Hier war Dag aufgewachsen, hier kannte er jeden Fels und jeden Baum – und zum ersten Mal war er regelrecht dankbar dafür, dass er nicht sehen konnte, was aus seiner Heimat geworden war. Die Beschreibungen, die Alured und die anderen ihm lieferten, waren schlimm genug, ebenso wie das, was sie ihm über die Vorgänge in Ansun berichteten. Nach der Niederlage der Menschen in der Schlacht von Ansun hatte Winmar versichert, sich als gnädiger Sieger erweisen zu wollen – doch das war ganz offenkundig eine Lüge gewesen, wie so vieles, das aus dem Mund des Zwergenkönigs kam.
    Für ihre Treue während der Schlacht hatte Winmar seine Ork- und Gnomen-Söldner entlohnt, indem er ihnen das Herzogtum zur Plünderung überlassen hatte. Unzählige Dörfer und Gehöfte waren überfallen und niedergebrannt, viele Bauern erschlagen worden. Entsprechend lagen zahllose Äcker verwüstet, die

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