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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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dabei stets ein nützlicher Diener gewesen war. Bis er sich entschlossen hatte, sich gegen ihn zu stellen und ihn zu betrügen …
    Noch einmal ließ der König seinen Blick durch die Halle schweifen, die völlig leer war und ihrer Einrichtung beraubt. Selbst die scharlachroten Königsbanner mit dem Axtsymbol waren entfernt worden, und nicht einmal mehr der Thron der Äxte stand an seinem Platz unter der Kuppel. Er war abgeholt worden, um an einem anderen Ort errichtet und wiederum bestiegen zu werden, damit ein neues, glorreiches Kapitel der Geschichte des Zwergenvolks aufgeschlagen wurde.
    Zunächst war der Gedanke, seinen Herrschersitz in eine andere Stadt zu verlegen, Winmar abwegig erschienen, geradezu absurd. Inzwischen hatte er begriffen, dass die Vorteile die Nachteile bei Weitem überwogen. Gewiss, er brach mit einer Tradition, die Jahrtausende in die Vergangenheit reichte, aber dafür gewann er Größe, Macht und Anerkennung – all die Dinge, die dem Zwergenvolk in den vergangenen Jahrhunderten versagt geblieben waren, weil andere Völker die Herrschaft über Erdwelt beansprucht hatten. Aber damit war es nun vorbei.
    Die Zeit der Menschen war zu Ende gegangen, die Ära der Zwerge hatte begonnen. Insofern war es nur konsequent, den Herrschersitz weiter nach Süden zu verlegen, wo das wahre Herz des Reiches schlug. Tirgas Winmar trug nicht nur einen guten Namen, sondern war Gorta Ruun in vieler Hinsicht ähnlich. Es war ebenfalls eine Bergfestung, die sich an den Hängen eines erloschenen Vulkans und teils in dessen Inneres erstreckte, nach Norden hin geschützt durch schroffes Felsgestein. Nach Süden hin jedoch öffnete es sich zur Ostsee, geschützt durch natürliche Klippen, die man nicht von ungefähr »Pfeiler des Todes« nannte, und doch mit allen Vorteilen, die die Lage am Wasser bot; die Stadt war ein reiches Handelszentrum mit Verbindungen, die sich nach allen Himmelsrichtungen erstreckten, und der Seeweg bot Winmar die Möglichkeit, mit ungewohnter Schnelle selbst in weit entfernte Teile seines Reiches zu gelangen. Von dem Gewinn an Ruhm und Ansehen, den er erfahren würde, wenn er Erdwelt von seiner eigenen Stadt aus regierte, ganz zu schweigen.
    Doch obwohl Winmar all dies wusste, hatte er dennoch das Gefühl, dass ein Teil von ihm in Gorta Ruun zurückbleiben würde – und dieses Gefühl störte ihn.
    Weshalb empfand er diese Zweifel?
    Hatte Vigor womöglich recht gehabt?
    War es ein Fehler, diesem Ort den Rücken zu kehren, an dem so viele Könige vor ihm geherrscht hatten?
    Der Gedanke an den Weggefährten, der zum Verräter geworden war, versetzte ihm erneut einen Stich. Aber dann sagte er sich, dass Vigor von Neid zerfressen gewesen war und nicht in der Lage, die Größe von Winmars Plänen zu erkennen. Man musste mit den Traditionen brechen, wenn man zu neuen Horizonten aufbrechen wollte. Und was genau waren die Traditionen des Zwergenvolks? Der Glanz der Vergangenheit war schon unter Winmars Vorgängern verblasst. Vorbei die Tage, in denen Bergbau und Schmiedekunst dem Zwergenreich Anerkennung und Wohlstand beschieden hatten. Wie einst die Elfen hatten auch die Menschen dafür gesorgt, dass die Macht der Zwerge klein gehalten wurde, ihrer geringen Körpergröße entsprechend, und während die Menschen immer noch an Einfluss gewannen, verkam jener der Zwerge zur Bedeutungslosigkeit. Die Erträge der Minen nahmen ab, weil niemand es mehr wagte, in den Tiefen zu graben, Zwergenschmiede boten ihre Kunst für einen Bruchteil dessen feil, was sie tatsächlich wert war, und betätigten sich als Waffenschieber und Schmuggler.
    Bis Winmar den Thron bestieg!
    Mit allem hatte er gebrochen: mit der Trägheit und der Agonie, die das Volk des Berges über Jahrhunderte gelähmt hatten, mit dem Selbstmitleid und der Furcht, die es daran hinderten, sich frei zu entfalten. Vor allem aber mit der schlechten Gewohnheit, sich bei den Menschen anzubiedern und sie als die Beherrscher Erdwelts anzuerkennen. Unter Winmars Herrschaft hatte das Zwergenvolk nicht nur zu seiner alten Größe zurückgefunden, sondern war darüber hinaus mächtiger geworden als je zuvor, beherrschte fast die ganze Welt …
    Und obwohl Winmar dies wusste, obschon er es sich immer wieder vorsagte wie eine Zauberformel, an die er nur voller Überzeugung glauben müsste, damit sie wirkte, ertappte er sich dabei, dass es ihm schwerfiel, sich von diesen Höhlen und Stollen zu verabschieden.
    »Majestät, es ist Zeit«, brachte sich

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