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Die Koenigin der Schattenstadt

Die Koenigin der Schattenstadt

Titel: Die Koenigin der Schattenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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vernichten.
    Aber diejenige, die Malfuria wirklich ausgelöscht hatte, war Catalina gewesen.
    »Warum tun die Schatten all das?« Sie wusste nicht einmal, ob die Frage dem Kater galt. Der konnte ihr ja ohnehin nicht antworten. »Was wollen sie erreichen?«
    Miércoles ringelte seinen Schwanz kunstvoll in der Luft umher. Er beobachtete das Mädchen, stand dann leise auf und ging zum Fenster. Er schaute lange nach draußen und dann kehrte er zurück und schnurrte so, als wolle er Catalina beruhigen.
    »Kein Flüsterer in der Nähe?«
    Miércoles schüttelte den Kopf.
    »Du bist ein netter Kater«, sagte sie.
    Miércoles schwieg. Legte seinen Kopf auf ihr Bein.
    »Ich bin froh, dass du bei mir bist.«
    Catalina erhob sich und ging zu der Karte, an der Márquez gerade gearbeitet hatte, als der Harlekin die Windmühle betreten hatte. Nie wieder würde er ihr erklären, wie man den Stift führte. Was man tun musste, um die Farben so aufzutragen, dass sie nicht zerflossen.
    Sie berührte das Pergament und zum hundersten Mal fragte sie sich, wer den Preis dafür zahlen musste, dass sie Malfuria zerstört hatte. War es das, was mit Márquez geschehen war? Oder würde es wieder Jordi treffen?
    Nuria?
    Sie schloss die Augen.
    Nein, Nuria Niebla war eine mächtige Hexe, die sich selbst La Gataza verweigert hatte.
    Miércoles kam zu ihr, sprang auf den umgestürzten Tisch und leckte sich mit seiner kleinen rosa Zunge über die schwarze Nase. Catalina musste lächeln, obwohl sie nicht recht wusste, warum.
    Ihre Hand streichelte zärtlich die Karte.
    »Ich wollte immer nur zeichnen«, gestand sie dem Kater. »Jetzt darf ich nicht mal das.« Sie ließ den Tuschestift zu Boden fallen.
    Und dann erzählte sie Miércoles all das, was in ihr schlummerte. Sie spürte, wie die Knoten, die ihr Herz gefesselt hielten, sich langsam lösten, weil sie Worte fand, in denen sie die schlimmen Dinge einfangen konnte, sodass sie nicht länger wie böse stumme Geister in ihr lebten.
    Sie erzählte von Sarita Soleado, dem plötzlichen Tod ihres Vaters, tief unten in der See, den Sonnenaufgängen in der Cala Silencio und dem Komplott, das ihre Mutter gesponnen hatte. Sie erzählte von der Liebe zu Jordi, die sie empfand, und der Trauer, die sie fast um den Verstand brachte; von der Einsamkeit, weil all jene, die ihr am Herzen lagen, nicht mehr bei ihr waren, und der Furcht, die sie so lähmte, weil sie nur ein Niemand war, der schwach war und allein und an einem Ort, der kaum mehr war als ein Wunderland im Nirgendwo.
    Sie redete und redete und sie spürte, wie ihre Hände zitterten, als sie verlegen und unsicher mit einem Blatt Papier herumspielten, das auf dem Boden lag. Sie streichelte dem Kater das samtige Fell, kraulte ihn zwischen den Ohren und ließ ihn bei sich sein.
    »Was wird jetzt mit uns geschehen?«, fragte sie leise, als sei die Frage bereits die Antwort. »Was sollen wir tun?«
    Miércoles, dessen Stimme wie Schnurren war, sagte nur: »Wir werden die Rätsel lösen.« Er hob den Kopf und die Bernsteinaugen funkelten so hell wie die Träne, die ihm die Schnauze hinabrann.
    »Ich kann dich verstehen«, sagte Catalina, ganz fassungslos. Sie musste lachen, laut und irgendwie verlegen. »Herrje, du kannst ja wirklich reden.«
    Miércoles, der flink die glitzernde Bernsteinträne von seiner Schnauze leckte, erwiderte nur: »Was hast du denn geglaubt?« Er zwinkerte ihr mit seiner güldenen Stimme zu und Catalina erkannte, dass nicht nur die Angst einen hinterrücks überfallen kann, sondern ebenso schnell auch das Glück.

Augen, anzusehen wie Amethyst
    Der Falke schwebte im Gleitflug über die Ausläufer der Wüste, die sich sanft um die Atlasgebirgskette legten. Der Lichterjunge stand still an der Reling und blinzelte in die aufgehende Sonne hinein und es störte ihn nicht im Geringsten, dass sie kleine aufblitzende Punkte auf seine Augen zauberte und ihn für Sekundenbruchteile nichts außer hellen Flecken sehen ließ.
    Er war seit Stunden mit der Reparatur des Falken beschäftigt, überprüfte die Schäden an der Hülle, den vielen Schläuchen und Kabeln. Stück für Stück untersuchte er den Falken, aber in Wirklichkeit dachte er an das, was geschehen war.
    Befürchtungen und Hoffnungen tauchten in seinen Fragen auf, wechselten einander ab und wisperten in der Dunkelheit seiner Tagträume, um dann irgendwann wieder zu verstummen. Die einzige Frage jedoch, die ihm ohne Unterlass im Kopf herumspukte, hatte mit Catalina zu tun.
    Dass sie

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