Die Königin der Weißen Rose
wird vorbereitet?»
«Sie haben den 25. Juni zum Tag der Krönung bestimmt, und die Lords des Königreiches sind einberufen. Es gibt keinen Zweifel», erklärt sie. «Sir William hat mir aufgetragen, Euch auszurichten, dass Ihr guten Mutes sein sollt. Er zweifelt nicht daran, dass Ihr Euren Sohn auf dem Thron von England sehen werdet. Er wird am Morgen des Tages persönlich hierherkommen, um Euch zur Abtei zugeleiten. Ihr werdet an der Spitze seines Gefolges der Krönung des jungen Königs beiwohnen.»
Ich schöpfe ein klein wenig Hoffnung. Und ich sehe, dass Hastings und sie recht haben könnten. Ich bin ins Asyl geflohen wie ein Angsthase, der wegläuft, obwohl ihm keine Meute folgt, der sich mit angelegten Löffeln duckt, obwohl die Sensenmänner sich längst einem anderen Feld zugewandt haben.
«Und Edward, der junge Earl of Warwick, ist in den Norden geschickt worden, in den Haushalt von Anne Neville, der Frau des Duke of Gloucester.»
Warwick ist der Junge, der durch das Weinfass zur Waise wurde. Er ist erst acht, ein ängstlicher, närrischer Kerl, ein wahrer Sohn seines Vaters, des Narren George, Duke of Clarence. Aber in der Thronfolge kommt er nach meinen Söhnen; er steht vor Herzog Richard, und doch gewährt Richard ihm Sicherheit. «Bist du sicher? Er hat Warwick zu seiner Frau geschickt?»
«Mein Lord sagt, dass Richard Euch und Eure Macht fürchtet, aber er würde nicht gegen seine Neffen Krieg führen. Die Jungen sind bei ihm sicher.»
«Hat Hastings Nachricht von meinem Bruder und von meinem Sohn Richard Grey?», frage ich flüsternd.
Sie nickt. «Der Kronrat hat sich geweigert, Euren Bruder des Hochverrats anzuklagen. Sie sagen, er sei stets ein guter und treuer Diener gewesen. Herzog Richard beschuldigte ihn der Entführung des jungen Königs, aber der Kronrat lässt sich nicht auf eine Anklage ein. Sie haben Herzog Richard überstimmt, und er hat es akzeptiert. Mein Lord nimmt an, dass Euer Bruder und Euer Sohn nach der Krönung freigelassen werden, Euer Gnaden.»
«Will Herzog Richard sich mit uns versöhnen?»
«Mein Lord sagt, der Herzog sei sehr gegen Eure Familieeingenommen, Euer Gnaden, und gegen Euren Einfluss. Aber dem jungen König gegenüber sei er um König Edwards willen treu. Er sagte, Ihr könntet sicher sein, dass der junge König gekrönt werde.»
Ich nicke. «Sag ihm, ich freue mich auf den Tag, aber bis er kommt, werde ich hierbleiben. Ich habe noch einen Sohn und fünf Töchter, und ich ziehe es vor, sie bei mir in Sicherheit zu wissen. Ich traue Herzog Richard nicht.»
«Er sagt, Ihr selbst wärt auch nicht so vertrauenswürdig gewesen.» Sie sinkt in einen tiefen Knicks, während sie mich beleidigt. «Er hat mir aufgetragen, Euch auszurichten, dass Ihr Herzog Richard nicht besiegen könnt. Ihr werdet mit ihm zusammenarbeiten müssen. Euer Gemahl persönlich habe ihn zum Lord Protector ernannt, und der Kronrat ziehe seinen Einfluss dem Euren vor. Ich bitte um Verzeihung, Euer Gnaden, aber er hat mir befohlen, Euch auszurichten, es gebe viele, die eine Abneigung gegen Eure Familie hegten, die sich freuen würden, wenn der König frei vom Einfluss seiner vielen Onkel wäre und die Rivers von ihren vielen Stellungen verschwänden. Es wurde bemerkt, dass Ihr den königlichen Schatz gestohlen und mit Euch ins Asyl genommen habt, dass Ihr außerdem das Große Siegel mitnahmt und dass Euer Bruder, Lord Admiral Edward Woodville, mit der gesamten Flotte in See gestochen ist.»
Ich knirsche mit den Zähnen. Das ist eine Beleidigung gegen mich und meine ganze Familie, vor allem gegen meinen Bruder Anthony, der Edward mehr als alle anderen geprägt hat, der ihn liebt wie sein eigenes Kind, der heute um seinetwegen in Haft sitzt. «Du kannst Sir William ausrichten, Herzog Richard müsse meinen Bruder ohne Anklage entlassen», fahre ich sie an. «Du kannst ihm außerdem sagen, der Kronrat sollte an die Rechte der FamilieRivers und an die der Königinwitwe erinnert werden. Noch bin ich Königin. Das Land hat schon einmal einen Kampf um meine Rechte mit angesehen. Ihr solltet alle gewarnt sein. Der Herzog hat meinen Sohn entführt und ist schwer bewaffnet in London eingeritten. Dafür werde ich ihn zur Rechenschaft ziehen, wenn ich es kann.»
Sie ist verängstigt. Es ist offensichtlich, dass sie nicht als Mittlerin zwischen einem ehrgeizigen Höfling und einer rachsüchtigen Königin dienen will. Aber diese Aufgabe wurde ihr angetragen, und sie wird ihr Bestes geben. «Ich
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