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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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meine Truppen sammeln, das dauert den ganzen Tag. Aber zur Abenddämmerung bin ich wieder bei dir.»
    «Komm zur Jagdhütte», flüstere ich. «Ich werde dort mit dem Abendessen auf dich warten wie eine gute Frau.»
    «Morgen Abend», verspricht er mir. Dann dankt er meinem Vater und meiner Mutter für ihre Gastfreundschaft, nickt, als sie sich verbeugen, und ist fort.
    «Seine Gnaden ist dir gegenüber sehr aufmerksam», bemerkt mein Vater. «Lass dir bloß nicht den Kopf verdrehen.»
    «Elizabeth ist die schönste Frau in ganz England», erwidert meine Mutter glattzüngig. «Er mag ein hübsches Gesicht, aber sie kennt ihre Pflichten.»
    Dann muss ich wieder warten. Den ganzen Abend, während ich mit meinen Söhnen Karten spiele und ihnen beim Beten zuhöre und während sie sich zum Schlafengehen fertig machen. Die ganze Nacht hindurch, in der ich keinen Schlaf finde, obwohl ich erschöpft und wundervoll wund bin. Den ganzen nächsten Tag, an dem ich traumwandlerisch auf die Nacht warte, auf den Augenblick, da er den Kopf unter dem Türsturz einzieht, in das kleine Zimmer tritt, mich in seine Arme nimmt und sagt: «Frau, lass uns zu Bett gehen.»
    Drei Nächte vergehen in reiner Glückseligkeit, doch am dritten Morgen sagt er: «Ich muss gehen, Liebste. Wir sehen uns wieder, wenn alles vorbei ist.» Als hätte er mir eiskaltes Wasser ins Gesicht geschüttet, keuche ich auf. «Du ziehst in den Krieg?»
    «Meine Armee ist ausgehoben, und die Spione sagen mir, dass Henry von seiner Frau den Befehl bekommen hat, sich mit ihren Truppen an der Ostküste zu vereinen. Ich ziehe sofort los. Erst fordere ich ihn zur Schlacht, und dann marschiere ich gegen sie, sobald sie landet.»
    Als er sein Hemd überstreift, halte ich es umklammert. «Du gehst aber nicht sofort?»
    «Heute noch», sagt er, schiebt mich sanft von sich und zieht sich fertig an.
    «Aber ich kann nicht ohne dich sein.»
    «Ich weiß. Aber du wirst es müssen. Und jetzt hör mir gut zu.»
    Dieser Mann ist ein ganz anderer als der entrückte junge Liebhaber unserer drei Nächte dauernden Hochzeitsfreuden. Ich habe an nichts anderes gedacht als an unserVergnügen, doch er hat derweil Pläne geschmiedet. Vor mir steht ein König, der sein Königreich verteidigt. Ich erwarte seinen Befehl. «Wenn ich siege – und ich werde siegen   –, dann komme ich zurück zu dir, und wir geben so schnell wie möglich unsere Heirat bekannt. Viele werden nicht begeistert sein, doch unsere Ehe ist vollzogen, und es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sie zu akzeptieren.»
    Ich nicke. Ich weiß, dass sein großer Ratgeber, Lord Warwick, die Anbahnung seiner Vermählung mit einer französischen Prinzessin betreibt. Und Lord Warwick ist es gewohnt, meinem jungen Gatten Befehle zu erteilen.
    «Wenn mir das Glück abhold ist und ich den Tod finde, dann wirst du nichts über unsere Heirat und diese Tage verlauten lassen.» Er hebt die Hand, um meinen Protest zu ersticken. «Nichts. Als Witwe eines toten Thronräubers, dessen Kopf auf den Toren von York steckt, hast du nichts zu gewinnen. Es wäre dein Verderben. Für die anderen bist du die Tochter treuer Lancastrianer. Und das solltest du auch bleiben. Du wirst mich in deine Gebete schließen, hoffe ich. Aber ich bleibe ein Geheimnis zwischen dir und mir und Gott. Zwei von uns werden auf jeden Fall schweigen, denn der eine ist Gott und der andere ist tot.»
    «Meine Mutter weiß es   …»
    «Deine Mutter weiß auch, dass sie dich am besten schützt, wenn ihr Page und ihre Zofe Stillschweigen schwören. Sie ist schon darauf vorbereitet, sie versteht es. Ich habe ihr Geld gegeben.»
    Ich schlucke ein Schluchzen herunter. «Gut.»
    «Und ich will, dass du wieder heiratest. Wähle einen guten Mann, einen, der dich liebt und für die Jungen sorgt, und sei glücklich. Ich will, dass du glücklich bist.»
    Sprachlos vor Kummer senke ich den Kopf.
    «Solltest du aber ein Kind erwarten, musst du England verlassen», befiehlt er. «Sag es deiner Mutter sofort. Ich habe mit ihr gesprochen, sie weiß, was zu tun ist. Der Herzog von Burgund gebietet über ganz Flandern, er wird dir ein Haus zur Verfügung stellen, weil er mit deiner Mutter verwandt und mir zugeneigt ist. Wenn du ein Mädchen bekommst, kannst du abwarten, bei Henry Abbitte leisten und nach England zurückkommen. Wenn du das Land für ein Jahr verlässt, wirst du einen herrlich schlechten Ruf haben – die Männer werden verrückt nach dir sein. Du bist eine schöne Witwe.

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