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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Genieß es, um meinetwillen, ich bitte dich.
    Doch wenn du einen Jungen bekommst, liegt die Sache ganz anders, denn mein Sohn hat einen Anspruch auf den Thron. Er ist der Erbe des Hauses York. Du wirst gut auf ihn aufpassen müssen. Womöglich musst du ihn sogar verstecken, bis er alt genug ist, seinen Anspruch anzumelden. Er kann unter einem angenommenen Namen leben, auch bei armen Leuten. Zeig keinen falschen Stolz. Versteck ihn irgendwo, wo er sicher ist, bis er alt und stark genug ist, um Anspruch auf sein Erbe zu erheben. Meine Brüder Richard und George sind seine Onkel und Vormunde. Du kannst ihnen vertrauen, sie werden meinen Sohn beschützen. Vielleicht sterben Henry und sein Sohn jung, dann wird unser Sohn der einzige Erbe des Throns von England sein. Die Lancastrianerin, Margaret Beaufort, zähle ich nicht. Mein Sohn soll den Thron haben. Es ist mein Wunsch, dass er den Thron besteigt, wenn er ihn gewinnen kann oder wenn Richard und George ihn für ihn gewinnen können. Verstehst du? Du musst meinen Sohn in Flandern verstecken und ihn für mich in Sicherheit bringen. Er könnte der nächste König aus dem Hause York sein.»
    «Ja», sage ich einfach. Ich begreife, dass mein Kummer und meine Angst um ihn keine private Angelegenheit mehr sind. Wenn wir in diesen langen, liebestrunkenen Nächten ein Kind gezeugt haben, ist es nicht nur ein Kind der Liebe, sondern auch ein Thronerbe, ein Anwärter, ein neuer Spieler in der langen, tödlichen Rivalität zwischen den Häusern York und Lancaster.
    «Das ist alles schwer für dich», sagt er und betrachtet mein blasses Gesicht. «Ich habe nicht vor, es so weit kommen zu lassen. Aber vergiss nicht, falls du meinen Sohn in Sicherheit bringen musst, findest du in Flandern Zuflucht. Deine Mutter hat Geld und kennt den Ort.»
    «Ich denke daran», sage ich. «Komm zurück zu mir.»
    Er lacht. Es ist kein gezwungenes Lachen, sondern das Lachen eines glücklichen Mannes, der auf sein Glück und seine Fähigkeiten vertraut. «Bestimmt», verspricht er. «Vertrau mir. Du hast einen Mann geheiratet, der in seinem Bett sterben wird, vorzugsweise, nachdem er die schönste Frau Englands geliebt hat.»
    Er nimmt mich in den Arm, und ich spüre seine Wärme. «Sorg dafür», bitte ich ihn. «Und ich sorge dafür, dass ich immer die schönste Frau in deinen Augen bin.»
    Er küsst mich flüchtig, als wäre er in Gedanken schon woanders, und löst sich von meiner klammernden Hand. Als er den Kopf senkt, um durch die Tür zu treten, ist er längst weit fort, und ich sehe den Knappen mit dem Pferd vor der Tür warten.
    Ich laufe hinaus, um ihm zu winken, da sitzt er schon im Sattel. Sein Pferd tänzelt auf der Stelle, ein gewaltiger, kraftvoller Brauner. Es senkt den Kopf und wehrt sich gegen Edwards stramme Zügel. Hoch ragt der König von England auf seinem prächtigen Streitross vor der Sonne auf, und einen Augenblick lang glaube auch ich, dass erunbesiegbar ist. «Viel Glück und viel Erfolg!», rufe ich. Er salutiert vor mir, wendet sein Pferd und reitet hinaus, der rechtmäßige König von England, um mit dem anderen rechtmäßigen König von England um das Königreich zu kämpfen.
    Ich stehe – die Hand zum Lebewohl erhoben – da, bis ich die Standarte mit der weißen Rose von York, die vor ihm hergetragen wird, nicht mehr sehen kann, bis ich den Hufschlag seines Pferds nicht mehr höre, bis er fort ist. In dem Augenblick tritt zu meinem großen Entsetzen mein Bruder Anthony aus dem Schatten der Bäume und kommt auf mich zu. Er hat alles gesehen, hat uns, wer weiß wie lange, beobachtet.
    «Du Hure», fährt er mich an.
    Ich starre ihn an, als verstünde ich die Bedeutung des Wortes nicht. «Was?»
    «Du Hure! Du hast Schande über unser Haus und deinen Namen und den Namen deines armen toten Gatten gebracht, der im Kampf gegen diesen Usurpator sein Leben gelassen hat. Gott möge dir verzeihen, Elizabeth. Ich gehe zu Vater, um ihm alles zu erzählen, und er wird dich in ein Nonnenkloster stecken, falls er dich nicht vorher eigenhändig erwürgt.»
    «Nein!» Ich trete vor und packe ihn am Arm, doch er schüttelt mich ab.
    «Fass mich nicht an, du Flittchen. Glaubst du, ich möchte deine Hände an mir, nachdem sie den da von oben bis unten begrapscht haben?»
    «Anthony, es ist nicht so, wie du denkst!»
    «So täuschen meine Augen mich?», fährt er mich bissig an. «Es ist ein Zauber? Du bist Melusine? Eine wunderschöne Göttin, die im Wald badet, und der, der gerade

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