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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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geht hinaus.
    Ich schreibe an Warwick und verlange die sofortige Freilassung meiner Mutter. Ich schreibe an sämtliche Erzbischöfe, über die wir einst geboten haben, und an jeden, von dem ich denke, er könnte unser Fürsprecher sein. Ich schreibe an die alten Freunde und Verwandten meiner Mutter, die dem Hause Lancaster verbunden sind. Ich schreibe sogar an Margaret Beaufort, die als Erbin des Hauses Lancaster womöglich einigen Einfluss hat. Dann gehe ich in meine Kapelle, die Queen’s Chapel, sinke auf dieKnie und bete die ganze Nacht. Gott darf nicht zulassen, dass Warwick sich dieser herzensguten Frau bemächtigt, die mit einer heiligen Voraussicht, ein paar heidnischen Tricks und einem völligen Mangel an Respekt gesegnet ist. In der Morgendämmerung schreibe ich ihren Namen auf eine Taubenfeder und lasse sie stromabwärts treiben, um Melusine zu warnen, dass ihre Tochter in Gefahr ist.
    Dann warte ich auf Nachrichten. Eine ganze Woche muss ich warten, in der ich nichts höre und das Schlimmste befürchte. Jeden Tag kommen Leute und erzählen mir, mein Gatte sei tot. Jetzt fürchte ich, dass sie dasselbe über meine Mutter sagen und ich ganz allein auf der Welt bin. Ich bete zu Gott, ich flüstere dem Fluss zu: Jemand muss meine Mutter retten. Endlich höre ich, dass sie freigelassen wurde, und zwei Tage später kommt sie zu mir in den Tower.
    Ich laufe in ihre Arme und weine, als wäre ich zehn. Sie hält mich und wiegt mich, als wäre ich immer noch ihr kleines Mädchen, und als ich in ihr geliebtes Gesicht schaue, sehe ich auch auf ihren Wangen Tränen.
    «Ich bin in Sicherheit», sagt sie. «Er hat mir nichts getan. Er hat mich nicht gefoltert. Er hat mich nur ein paar Tage gefangen gehalten.»
    «Warum hat er dich freigelassen?», frage ich. «Ich habe an ihn geschrieben, ich habe an alle geschrieben, ich habe gebetet und gehofft, aber ich habe nicht gedacht, dass er Gnade walten lassen würde.»
    «Marguerite d’Anjou», antwortet sie mit einem schiefen Lächeln. «Ausgerechnet! Sobald sie hörte, dass er mich in Haft genommen hatte, hat sie ihm befohlen, mich freizulassen. Wir waren einst gute Freundinnen, und wir sind noch immer verwandt. Sie hat sich meiner Dienste an ihrem Hofe erinnert, und sie hat Warwick befohlen, michfreizulassen – sonst müsse er mit ihrem äußersten Missfallen rechnen.»
    Ich lache ungläubig auf. «Sie hat ihm befohlen, dich freizulassen, und er hat gehorcht?»
    «Sie ist die Schwiegermutter seiner Tochter und seine Königin», erklärt meine Mutter. «Und er ist ihr verschworener Verbündeter und zählt darauf, dass ihre Armee ihn unterstützt, wenn er das Land zurückerobert. Ich war ihre Gefährtin, als sie als junge Braut nach England kam, und ihre Freundin in all den Jahren, die sie Königin war. Damals gehörte ich dem Hause Lancaster an, wie wir alle, bevor du Edward geheiratet hast.»
    «Es war gut von ihr, dich zu retten», räume ich ein.
    «Dies ist wirklich ein Krieg unter Cousins», sagt meine Mutter. «Wir alle haben geliebte Menschen auf der anderen Seite. Wir alle müssen damit rechnen, dass wir womöglich jemanden aus unserer eigenen Familie töten. Manchmal können wir barmherzig sein. Gott weiß, sie ist keine barmherzige Frau, aber sie hielt es für angebracht, mir Barmherzigkeit zu erweisen.»

    Ich schlafe unruhig in den prachtvollen königlichen Gemächern im Tower of London, wo der Fluss das Licht des Mondes flackernd auf die Vorhänge um meine Bettstatt wirft. Ich liege auf dem Rücken, mit dem schweren Kind in meinem Bauch, eine Seite schmerzt. Ich treibe zwischen Schlafen und Wachen, als ich, hell wie das Mondlicht auf dem Bildteppich über mir, das Gesicht meines Gatten sehe: Ausgemergelt und gealtert, tief über den Hals seines galoppierenden Pferdes gebeugt, reitet er wie ein Verrückter durch die Nacht, nur ein Dutzend Männer um ihn herum.
    Ich stoße einen leisen Schrei aus und drehe mich auf die Seite. Die prächtige Stickerei des Kissens drückt sich in meine Wange, und ich schlafe wieder ein; doch wieder wache ich auf und habe das Bild von Edward vor Augen, der auf einer fremden Straße durch die Dunkelheit galoppiert.
    Im Halbschlaf schreie ich auf, und zwischen Schlafen und Wachen sehe ich Edward, Anthony, William und Richard in einem kleinen Fischerort an eine Tür hämmern, mit einem Mann streiten, dessen Boot sie mieten wollen, und dabei dauernd nach Westen über ihre Schulter nach dem Feind Ausschau halten. Ich höre, wie sie dem

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