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Die Koenigin der Wolle

Die Koenigin der Wolle

Titel: Die Koenigin der Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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munter. Kann ich dich irgendwie aufheitern?”
    Alexander hatte sich nicht vorstellen müssen. Ein Wort dieser umwerfenden Stimme genügte, um Rose hellwach werden zu lassen und Schauer über ihren Rücken zu schicken.
    „Erzähl’ mir von den Damen, die dir heute Abend gelauscht haben”, forderte sie ihn auf.
    „Sie haben mit angehaltenem Atem ganz gebannt zugehört. Die Männer übrigens auch. Die Vorstellung eines hüllenlosen Basil St. John beim Techtelmechtel mit einer kurvenreichen femme fatale hat ihnen wohl gefallen.” Alexander lachte leise.
    „Hast du sie nervös gemacht?” Eigentlich interessierte sie das nicht. Er machte sie nervös, das reichte für den Moment.
    Wieder lachte Alexander vor sich hin. „Kann sein. Wo bist du gerade?”
    „In meinem Bett”, antwortete Rosalind wahrheitsgemäß.
    „Da wäre ich auch gern. Was trägst du?”
    „Meinen Bademantel. Und selbst?”
    Er seufzte: „Volle Kampfbekleidung. Ich hatte noch keine Zeit, mich umzuziehen.”
    „Das ist nicht besonders sexy. Knöpfst du wenigstens dein Hemd für mich auf?”
    Sie konnte das Rascheln von Stoff am anderen Ende der Leitung hören.
    „Schon geschehen. Soll ich sonst noch irgendwelche Kleidungsstücke aufknöpfen?” schnurrte Alex mit seidenweicher Stimme in sein Telefon.
    „Oh nein, denk’ nicht einmal daran! Ich werde mich jetzt nicht auf Telefonsex mit dir einlassen. Ich bin hundemüde und kann mir nichts Unbefriedigenderes als diese Ersatzhandlung am Telefonhörer vorstellen. Spar’ dir deine Kräfte lieber, bis wir uns wiedersehen.”
    „Du verstehst es, einen sehnsüchtigen Mann hinzuhalten. Aber gut, ich werde ausharren, bis ich meine Reise hinter mir habe. Schlafen Sie gut, Königin.” Sterling war amüsiert. Sie hatte sich wirklich müde angehört, kein Grund also, enttäuscht zu sein.
     
    Das Spiel wiederholte sich an den folgenden Abenden. Rosalind war nach Arbeitstagen voller quengeliger Kunden müde und missbrauchte Alex und seine ungemein verführerische Stimme schamlos als Einschlafhilfe. Einerseits liebte sie die Tatsache, dass jedes Jahr zu Herbstbeginn bei vielen Frauen der Handarbeitstrieb einsetzte. Andererseits waren darunter von Jahr zu Jahr mehr Kundinnen, die sich wohl nur theoretisch mit der Materie auskannten. Diese Frauen schafften sie jedes Mal und brachten Janice regelmäßig zur Weißglut.
    Alexander seinerseits hatte nichts dagegen, Rose abends in den Schlaf zu reden. Er hatte die ersten Ideen für ein neues Buch zu Papier gebracht und nutzte sie als Versuchskaninchen. Nachdem ihm zum ersten Mal in über dreißig Jahren kein Plot für einen eleganten Krimi eingefallen war, bedeuteten seine neuesten Pläne literarisches Neuland für ihn. Alexanders derzeitige Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung hatte ihn zu einem reinen Liebesroman verleitet. Rosalinds Reaktionen auf die Passagen, die er ihr allabendlich vorlas, gaben ihm Anlass zu der Hoffnung, dass er auch auf diesem Gebiet nicht vollkommen versagen würde.
     
    ***
     
    Exakt neun Tage nach ihrer letzten Begegnung hatte Alexander Sterling seine extrem erfolgreiche Lesereise beendet, den ungewaschenen Inhalt seiner Reisetasche gegen gewaschenen ausgetauscht und sich zu einem Besuch in Lydias Büro durchgerungen.
    „Hi, Alex. Die Lokalzeitungen haben sich vor Lob förmlich überschlagen. Deine Lesetour ist fantastisch angekommen. Die Verkaufszahlen sind der helle Wahnsinn!” Erst nach dieser frohen Kunde schaute sie von ihrem Computerbildschirm auf und bemerkte die Tasche in Alexanders Hand. „Warst du noch nicht daheim, oder befindest du dich nur auf der Durchreise?” Die Frage war im Scherz gestellt. Die Antwort darauf gefiel ihr jedoch ganz und gar nicht.
    „Ich bin auf der Durchreise und mache nur kurz Station bei dir, um zu fragen, ob irgendwas Wichtiges anliegt.”
    Lydia setzte ihre Lesebrille ab. „Aha. Ähm, nein, nichts Wichtiges. Ein paar Einladungen zu TV-Shows, Interviewanfragen und die üblichen Preisverleihungen. Du bist übrigens nominiert. Mehrmals. Wirst du dieses Jahr hingehen?” Eifersucht hatte ihre Neugier angefacht.
    Alexander zog nachdenklich einen Mundwinkel nach oben. Lydia liebte diese Eigenart, hatte sie schon immer geliebt. Dieser sanft geschwungene Mund zog ihre Blicke noch immer magisch an.
           „Wahrscheinlich. Wenn alles gut läuft, werde ich sogar in Begleitung erscheinen. Habe ich überhaupt eine Chance, einen der Preise zu gewinnen?”
    „Doch, doch, schon. Bei den anderen

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