Die Koenigin der Wolle
Mit dem Maß an körperlicher Betätigung steigt allerdings auch das Schlafbedürfnis. Ich nehme an, Sie wollen keine Einzelheiten hören.”
„Kann mich gerade noch beherrschen. Glückwünsche zu Ihrer Fitness brauchen Sie von mir gar nicht erst zu erwarten.” Um Alexander das Wort abzuschneiden, begrüßte Janice die Kundin, die dem Schlagabtausch etwas ratlos zugehört hatte.
Rose verabschiedete eilig den Mann, der brav den Einkaufszettel seiner Ehefrau abgearbeitet hatte und lief mit schnellen Schritten zu Alex.
„Dieses Rumgezicke möchte ich hier nicht noch einmal hören, verstanden!” Rosalind hatte nicht um sein Einverständnis gebeten, sondern ihn mit gedämpfter Stimme zurechtgewiesen. Auf ihrer Stirn zeichnete sich eine wütende Falte ab. Als Janice auf der Suche nach einem bestimmten Reißverschluss an ihr vorbeilief, hielt sie sie am Oberarm fest und funkelte sie an. „Dasselbe gilt auch für dich! Privates gehört nicht vor die Kunden.”
„Verstanden, Boss.”
Sterling sah, dass Janice betreten zu Boden schaute und schluckte. Eines schienen er und sie immerhin gemein zu haben - sie konnten es beide nicht leiden, zusammengestaucht zu werden. Und sie beide schämten sich in diesem Moment für ihr Verhalten. Dass die Sache mit der knappen Ansage nicht erledigt war, konnte er sich denken. Pünktlich zur Mittagsflaute war es dann soweit. Rosalind nahm ihn beiseite und bedachte ihn wieder mit einem aufgebrachten Blick. Sie war weit davon entfernt, sich in der Zwischenzeit beruhigt zu haben.
„Wie kommst du dazu, hier vor allen Leuten damit anzugeben, dass du mit mir geschlafen hast? Geht es dir darum - Sex mit einer jüngeren Frau, Selbstbestätigung?” Sie hatte ihre Hände in die Seiten gestemmt und wartete auf seine Rechtfertigung.
„Es tut mir leid. Deine Mitarbeiterin hat mich provoziert.” Oh oh, tief empfundene Reue klang anders, soviel war Alexander klar.
„Aha, provoziert! Und wie alt bist du, wenn ich fragen darf - sechzehn?”
„Es tut mir wirklich und ehrlich leid. Es war ein dummer Fehler, mich so gehen zu lassen. Das wird nie wieder vorkommen, versprochen.” Er wollte sie in den Arm nehmen, doch Rose wehrte ihn ab.
„Davon gehe ich aus. Du hast meine Frage noch nicht beantwortet: Geht es dir nur um Sex, wenn du bei mir bist?” Ihre Stimme hatte bei dieser Frage etwas Schneidendes.
Alexander hätte nie vermutet, dass die augenscheinlich so sanfte Miss Fielding überhaupt eine so forsche Seite hatte und war etwas verunsichert. Hatte er ihr durch sein Verhalten den Eindruck vermittelt, ein Mann zu sein, dessen Lebensziel darin bestand, junge Frauen flachzulegen? Dass er in den letzten Wochen nicht ausschließlich mit seinem Hirn gedacht hatte, konnte er nicht von der Hand weisen, aber gleich in eine Reihe mit sexbessenen Sugardaddies gestellt zu werden... Diese Anschuldigung saß.
„Selbstverständlich geht es mir nicht nur darum, mit dir zu schlafen. Ich kann selbst nicht erklären, weshalb ich zurzeit so reagiere. Frag’ Lydia, wenn du mir nicht glaubst, aber Sex stand bis jetzt nie ganz oben auf meiner Prioritätenliste. Es ist wohl vielmehr so, dass du das mit mir anstellst. Der Anblick deiner roten Locken lässt mein Herz schneller schlagen. Der Klang deiner Stimme lässt meinen Mund trocken werden. Und deine Hände machen mich halb wahnsinnig, wenn du mich berührst. Glaub’ mir, ich kannte das vorher nicht. Zumindest nicht in diesem Ausmaß. Vielleicht benehme ich mich deswegen wie ein triebgesteuerter Sechzehnjähriger und nicht wie ein gesetzter älterer Herr.” Er hob die Schultern an und ließ sie hilflos wieder sinken.
Obwohl Rose sich durch das Geständnis geschmeichelt fühlte, war ihr Zorn noch nicht ganz verraucht. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er mit ihr als seiner Eroberung vor anderen Leuten angab.
„Schön und gut, aber ich möchte, dass du eins weißt - ich bin nicht deine Barbie, mit der du nach Belieben spielen kannst. Falls ich dir nicht gut genug bin, lass’ es mich wissen. Dann geht jeder seiner Wege, als wäre nichts gewesen.” Sie zeigte sich äußerlich unbeeindruckt, konnte aber deutlich sehen, dass Alexander von der Vorstellung, ihre Bekanntschaft wieder zu beenden, geschockt war.
„Wie könnte mir eine Königin nicht gut genug sein?”, fragte Alex kleinlaut zurück. Er wusste genau, dass Rosalind die Niederlage in seinem Gesicht lesen konnte. Noch nie hatte er sich selbst durch eine unbedachte Bemerkung in eine
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