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Die Koenigin der Wolle

Die Koenigin der Wolle

Titel: Die Koenigin der Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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kann. Du bist ein zurückhaltender Mann, über dessen Privatleben nicht viel bekannt ist. Was allerdings bekannt ist, ist, dass du abwechselnd Affären mit Frauen und Männern pflegst, am liebsten mutterseelenallein an den Nordpol reisen würdest und als Kind immer von anderen Kindern gehänselt wurdest.” Rosalind blickte ihm ruhig in die Augen und wartete auf eine Antwort?
    „Wie bitte? Das steht im Internet über mich geschrieben? Nichts davon ist wahr, nicht eine einzige Silbe!” Er war etwas von ihr abgerückt und funkelte sie wütend an.
    Rosalind legte ihre Hand auf seine Wange und zog ihn wieder an sich. „Beruhige dich. Dass diese gesammelten Weisheiten nichts als Blödsinn sind, war mir sofort klar. Bei euch Berühmtheiten ist sowas doch normal. Ich habe noch nie gehört, dass da jemand ohne dumme Gerüchte davonkam.” Ihre Lippen legten sich leicht auf seine, um ihn von einer Erwiderung abzuhalten, dann fuhr sie fort: „Um aber der Wahrheit die Ehre zu geben, muss ich sagen, dass bei unserem letzten Treffen keine Zeit blieb, dich auszuhorchen. Außerdem wollte ich nicht neugierig sein - es hätte ja sein können, dass du mich für aufdringlich hältst. Wenn du mir von dir erzählen würdest, wäre mir das aber sehr recht.” Sie konnte hören und fühlen, wie Alexander erleichtert aufatmete.
    „Und ich habe schon befürchtet, du hättest es nur auf meinen Körper abgesehen!”, sagte er mit einem Lachen. „Also gut, im Gegensatz zu dir habe ich keine Geschwister. Meine Eltern sind beide tot. Auf Männer stand ich noch nie. Wie kommen diese Idioten nur darauf? Bei Frauen war ich auch immer recht zurückhaltend. Meine letzte Beziehung habe ich vor drei Jahren beendet. Lydia, meine Agentin, und ich haben nicht wirklich gut zusammengepasst. Ich schreibe seit Ewigkeiten Krimis und kann recht gut davon leben. Das wäre im Großen und Ganzen alles, was es über mich zu sagen gibt. Ach ja, eins noch. Eine irische Großmutter kann ich aufbieten. Vielleicht verschafft sie mir posthum noch einen Pluspunkt bei dir.”
    „Als hättest du den nötig. Nach deinem Kuss auf dem Flughafen hatte ich es übrigens echt auf deinen Körper abgesehen. Das war der einzige Teil von dir, den ich dort vor allen Leuten nicht erkunden konnte. Dass du intelligent und wortgewandt bist, weiß jeder, der deine Bücher kennt. Witzig warst du auch. Blieb also nur der Gedanke an deine nackte Haut auf meiner, deine Finger, die gierig nach mir greifen und deinen Mund, der sich nicht mehr von mir löst.” Zum Beweis rieb Rose ihren Körper an Alexanders warmer Haut. Sein heiseres Stöhnen bestätigte ihr, dass ihm diese Gedanken nicht wirklich fremd waren. Diesmal war es Alexander, der sich von ihr durch Küsse und Berührungen so sehr in Ekstase versetzen ließ, dass er nach einem gequälten Stöhnen um Erlösung bat.
     
    ***
     
    Den folgenden Morgen hatte sich der Schriftsteller anders vorgestellt. Er erwachte neben einem leeren Kopfkissen. Eigentlich war es nicht einmal ganz leer. Es befand sich ein Zettel darauf, der ihn nach unten ins Geschäft schickte, falls seine Sehnsucht (oder eines seiner Körperteile) zu groß werden sollte. Alexander schüttelte lächelnd den Kopf. Rosalind Fielding war tatsächlich eine sehr außergewöhnliche Person.
    Er zog sich an und schnüffelte auf dem Weg ins Bad ein wenig in der Wohnung herum. Alles machte auf den ersten Blick einen sehr ordentlichen und extrem beherrschten Eindruck. Öffnete man jedoch Schranktüren oder Schubladen, war es mit der Ordnung vorbei. In so ziemlich jedem Schrank begegnete er dem Versuch, alle Gegenstände so aufzubewahren, dass man sie möglichst schnell und einfach wiederfinden konnte. Es war bei einem Vorsatz geblieben, denn es fanden sich ebenso überall die Beweise dafür, dass sich schon nach kurzer Zeit eine gewisse Schlampigkeit in diesem ausgeklügelten System breit gemacht hatte. Als er kurze Zeit später den Laden durch die Tür betrat, durch die Rosalind neulich mit ihm verschwunden war, blieb sein Blick an ihren Füßen haften. Wie zum Beweis für eine leicht chaotische Ader lugten ein roter und ein grüner Strumpf aus ihren Hosenbeinen hervor.
    „Mahlzeit. Für ‘Guten Morgen’ ist es ja wohl mittlerweile zu spät”, begrüßte Janice ihn mit einer sarkastisch erhobenen Augenbraue. „Ich dachte, Senioren bräuchten nicht mehr soviel Schlaf.”
    Alex imitierte ihre Mimik und antwortete hochmütig: „Von diesem Gerücht habe ich auch schon gehört.

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