Die Koenigin der Wolle
der Nase ziehen zu lassen. Ein Mitarbeiter einer bekannten Tageszeitung schaffte es sogar, Alexander und Rosalind auf ihrem Weg durch das Foyer aufzuhalten, um ein paar Fragen zu stellen.
„Mr Sterling, Gratulation, der Film hat mich und, soweit ich das beurteilen kann, auch alle anderen Anwesenden hervorragend unterhalten.“
Alexander antwortete mit der ihm typischen hochgezogenen Augenbraue. „Sie sollten nicht mir, sondern der Filmcrew gratulieren. Mein Beitrag dazu war ein eher geringer.“
Die Wangen des Reporters färbten sich pink. „Ähm, ja, danke für den Hinweis. Sind Sie als Autor denn zufrieden mit dem, was Drehbuchautor, Regisseur und Darsteller aus ihrer Vorlage gemacht haben?“
Alexander hatte bemerkt, dass er den jungen Mann mit seiner ersten Antwort in Verlegenheit gebracht hatte, also beschloss er, für den Rest dieses Interviews umgänglicher zu sein. Rosalinds unauffälligen Kniff in seinen Hintern hatte zusätzlich als Aufforderung zu mehr Höflichkeit verstanden.
„Ja, ich bin äußerst zufrieden damit. Es ist faszinierend, plötzlich auf der Leinwand zu sehen, was ich bisher nur als Bilder in meinem eigenen Kopf hatte.“
„Können Sie sich weitere Verfilmungen Ihrer Romane vorstellen?“
Alexander antwortete mit einem Schulterzucken. „Wenn die Produzenten und das Filmstudio dafür Geld ausgeben möchten, werde ich sie nicht aufhalten.“ Er lächelte den Reporter kurz an. „Am wichtigsten finde ich es aber, dass das Publikum diesen Film mag. Erst dann lohnt es sich, über eine weitere Verfilmung nachzudenken.“
Der junge Herr von der Zeitung nickte zustimmend und grinste Alexander an. „Werden Sie heute noch ausgiebig feiern, Mr Sterling?“
Alex warf einen Blick auf Rose, die nicht von seiner Seite gewichen war. „Nein, ich freue mich darauf, wieder nach Hause zu meinen Kindern zu kommen und ihnen beim Schlafen zuzuschauen.“
„Sie haben Kinder?“, rutschte es dem jungen Mann heraus. Niemand wusste, dass der Schriftsteller eine Familie hatte.
Beide, Alexander und Rosalind, konnten das Lachen nicht zurückhalten. „Ja, habe ich. Zwei wunderschöne Mädchen. Celia Isabella ist jetzt ein Jahr alt, Elinor Margaret kam im August zur Welt“, antwortete er bereitwillig.
Der Reporter machte große Augen. „Oh, meinen herzlichen Glückwunsch nachträglich und vielen Dank für dieses Interview.“
„Es war mir ein Vergnügen“, gab Alexander grinsend zurück und zog Rose mit sich zum Ausgang.
„Dieser junge Kerl war einfach herrlich!“, freute sich Rosalind, als sie im Taxi saßen. „Ich glaube, du hast ihn total damit verwirrt, Kinder zu haben. Wahrscheinlich wird das der Aufmacher auf der morgigen Titelseite.“ Sie schüttelte sich vor lachen.
„Und wenn schon! Ich denke nicht, dass es ein Verbrechen ist, stolz auf eine wunderschöne Frau und zwei zuckersüße Töchter zu sein“, erwiderte Alexander gelassen.
„Du hast in deiner Aufzählung vergessen, dass du unglaublich stolz darauf bist, dich bei der Wahl für Elinors Namen durchgesetzt zu haben.“ Rose schaute ihn mit gespieltem Ernst in die Augen.
Es hatte tatsächlich mehrere Wochen und viel Überzeugungsarbeit gekostet, bis er sie hatte überzeugen können, für ihre zweite Tochter Jane Austen statt William Shakespeare als Inspirationsquelle zu nutzen. Letztendlich hatte er sie mit der Kombination Elinor Margaret überzeugen können.
„Stimmt. Vielleicht rufe ich nachher noch in der Zeitungsredaktion an und erzähle ihnen die Story von einer dickköpfigen Frau, die die Geduld eines armen Schriftstellers arg auf die Probe gestellt hat.“
Sie wechselten einen kurzen Blick und brachen beide in Gelächter aus. Niemand würde weitere Informationen zu ihrer Familie bekommen. Nie im Leben. Ihr persönliches Glück ging keinen dieser Zeitungsfritzen auch nur das Geringste an.
Ende
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