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Die Koenigin der Wolle

Die Koenigin der Wolle

Titel: Die Koenigin der Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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sah lächelnd zu ihm auf. Ihre türkisfarbenen Augen strahlten im fahlen Morgenlicht.
    Sterlings Lachen erfüllte daraufhin den Raum. „Dich mit leerem Magen zurückzulassen, kann ich selbstverständlich nicht verantworten. Was hast du denn diesmal zum Frühstück geplant?” Er vergrub seine Hand in ihren Locken und zog sie langsam an sich.
    „Lass’ dich überraschen”, konnte Rose noch entgegnen, bevor das Gefühl seiner Lippen auf ihren wieder jeden anderen Gedanken auslöschte.
     
    Es hatte lang gedauert, beinahe zu lang, sich wieder von ihm zu lösen, stellte sie später bei einem Blick auf die Uhr fest. Also scheuchte sie Alex unter die Dusche und bereitete währenddessen ein Frühstück vor, das seine Reserven nach der vergangenen Nacht wieder auffüllen sollte.
    „Täusche ich mich, oder riecht es hier nach Eiern mit Speck?”, fragte der Schriftsteller zweifelnd von der Küchentür aus, nachdem er eine ausgiebige Dusche genossen hatte.
    Rosalind drehte sich zu ihm um und betrachtete ihn. Der Anblick des offenen Hemdes unterhalb eines frisch gewaschenen und rasierten Gesichts brachte ihre guten Vorsätze, was den Zeitplan für den Morgen anging, gewaltig ins Wanken.
    „Du riechst ganz recht. Ich dachte mir, dass du nach dieser Nacht etwas Gehaltvolles nötig hast.”
    Er setzte sich ihr gegenüber an den Küchentisch und bemerkte mit einem schiefen Grinsen: „Das war ungewöhnlich. Für mich, meine ich. Ich bin sonst nicht so.”
    „Wie ‘so’? So unersättlich? Glaub’ mir, ich war äußerst zufrieden mit dir.” Rosalind grinste zurück.
    „Erzähl’ mir von dir”, bat Alexander darauf recht unvermittelt. Im Gegensatz zu anderen Männern schätzte er es nicht sonderlich, seine Liebesnächte am Tag danach zu rekapitulieren.
    „Ich komme aus einer irischen Großfamilie, bin mit zweiunddreißig das zweitjüngste von sieben Geschwistern und die mit den schlimmsten Locken. Meine Brüder und Schwestern sind, genau wie ich, nach Figuren von Shakespeare benannt. Dads Idee. Mum dachte, er wolle sie verarschen, als er bei meinem ältesten Bruder mit dem Plan ankam, ihn Petrucchio nennen zu wollen. Schließlich haben sie sich dann auf Laertes geeinigt. Du kannst dir vorstellen, dass er’s in der Schule nicht ganz leicht hatte. Auf Laertes folgten dann Orlando, Claudio, Duncan, Jaques, ich und meine Nesthäkchen-Schwester Desdemona. Jetzt denk’ dir deinen Teil.”
    Alexander hätte sich bei der Aufzählung der Namen beinahe an seinem Rührei verschluckt, weil er hartnäckig versuchte, ein Kichern zu unterdrücken.
    „Laertes? Gute Güte, deine Eltern haben einen seltsamen Humor. Desdemona ist für ein junges Mädchen garantiert auch nicht unbedingt einfach, könnte ich mir vorstellen. Habt ihr sehr darunter gelitten?” Er setzte sein mitfühlendstes Gesicht auf. Zur Strafe traf ihn ein Toastkrümel an der Schläfe.
    „Jetzt mach’ aber mal halblang! Orlando ist mittlerweile mit seinem Namen total cool. Claudio wird ständig gefragt, wie ein Südländer zu rotbraunen Haaren kommt, und Duncan ist so muskulös, dass die Frauen ihn für die Reinkarnation von Rob Roy halten. Nur Jaques ist nicht ganz glücklich darüber, dass ihn die meisten Jack nennen. Und Desdemona hasst nichts mehr, als wenn man ihren Namen abkürzt - Desi oder Mona bringen sie zur Weißglut. Ich persönlich kann mich nicht beklagen.”
    „Okay, okay. Ich hab’s verstanden. Woher kommt deine Liebe zu Wolle?”
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich war immer davon umgeben. Wenn meine Gran und meine Mum uns keine Socken für den Winter gestrickt hätten, hätten wir mit einer neunköpfigen Familie schnell alt ausgesehen. Abgesehen davon habe ich die keltischen Muster immer geliebt, die sie in ihren Pullovern und Jacken verstrickt haben. Diese Tradition erhalte ich aufrecht. Ganz abgesehen davon, ist es einfach großartig, ein jungfräuliches Wollknäuel in den Händen zu halten. Das Gefühl, wenn man den Ballen zusammendrückt und fühlt, wofür die Wolle am besten geeignet ist... Dann der Faden, der durch die Finger gleitet - mal weich und zart, mal kräftig und robust. Ganz zu schweigen vom Geruch. Jede Faserart riecht anders - Schurwolle nach Wollfett, Acryl nach Fabrik und so weiter. Für den Geruch von Seide könnte ich sterben. Für mich gibt es keinen erotisierenderen Duft als diesen eigenartigen, leicht muffigen, Seidengeruch. Dann wären da noch die Farben. Man kann alle Farben des Regenbogens haben, einzeln oder für

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