Die Koenigin der Wolle
Hustenanfall geplagt.
„Hätte ich es bei meinen Büchern auf die Realität abgesehen, würde ich Sachbücher schreiben, keine Romane”, konterte er gelassen.
„Es gibt außerdem eine ganze Reihe anderer Verlage, die ihr Interesse an dem Stoff bekundet haben”, sprang ihm sein Agent schnell zur Seite.
„Verstehe. Andererseits ist die Figur des Vaters der jungen Frau sehr speziell. Ein sehr humorvolles Element. Das kommt bei den Leserinnen immer gut an. Familie spielt auch eine große Rolle. Hmm, was meinst du?” Die Verlagsfrau schaute ihre Kollegin an. „Je mehr ich davon lese, desto besser gefällt es mir.”
„Geht mir auch so”, pflichtete die andere Dame eilig bei.
Nach ein wenig Hin und Her gaben die Frauen ihr Okay, reichten den Scheck mit dem Vorschuss über den Tisch und verabschiedeten sich hastig, als ein Klopfen an der Tür einen Haufen Filmleute ankündigte.
„Oi, die geben sich ja die Klinke in die Hand!” Der junge Agent kratzte sich am Hinterkopf und staunte. „Ich rufe Sie morgen oder übermorgen an, wenn die von sich haben hören lassen. Bye, Mr S.”
„Bye, Andrew. Und danke für Ihre Hilfe.”
Danach ging das Händeschütteln in die nächste Runde, Lobpreisungen inklusive. Produzenten und Drehbuchautoren waren voll des Lobes und versicherten unisono, wie sehr sie sich auf die Dreharbeiten freuten. Lunch wurde gebracht, Schauspieler nahmen an dem U-förmig aufgestellten Tisch Platz und legten ihre Drehbücher vor sich hin. Szenen wurden immer wieder gelesen, mal mit dieser Betonung, mal mit jener. Änderungen wurden vorgeschlagen und wieder verworfen. Nach einer Weile gefiel Alexander dieser kreative Prozess und er beteiligte sich rege an der Gestaltung des ersten Basil St. John-Films. Zu guter Letzt stellte ein Team aus Kostümbildnern mit Models die Entwürfe für die Kleidung der Schauspieler vor. Das war der Teil, den der Autor wirklich liebte. Die Schauspieler, die er allesamt für eine gute Wahl hielt, würden seine eigene Fantasie zum Leben erwecken. Er war verblüfft, wie eng sich die Stylisten an seine Beschreibungen gehalten hatten. Er schaute erst wieder auf seine Uhr, nachdem das Meeting beendet war. Sechs Uhr am Abend. Kein einziger Anruf, also war alles in Ordnung. Alex atmete erleichtert auf.
Geschenkt
Er verließ das Gebäude und stieg in den Wagen, den die Filmproduktion zur Verfügung gestellt hatte, um ihn noch am Abend zurück nach Reading zu bringen. Plötzlich ging das Gefiepe und Gepiepse los. Sein verdammtes Handy hörte gar nicht mehr auf, irgendwelche sonderbaren Töne von sich zu geben.
„Was soll das denn schon wieder?”, fragte er verärgert, als er in seiner Jackentasche nach dem Gerät fischte.
„Sieht aus, als hätten Sie heute eine Menge verpasst, Sir. Das Gebäude ist abgeschirmt, da konnten Sie nichts empfangen”, meinte der Fahrer amüsiert.
Warum hatte ihm das niemand gesagt? Erwartungsgemäß beschäftigten sich alle SMS und Anrufe mit einem Thema - er solle sofort zum Krankenhaus kommen. Janice hatte einen nicht gerade freundlichen Stil, ihm das mitzuteilen. Verübeln konnte er es ihr jedoch nicht, schließlich hatte ihn ausgerechnet die wichtigste Nachricht seines Lebens nicht erreicht.
Der Chauffeur erhielt postwendend Anweisung, seinen Gast zum Krankenhaus in Reading zu fahren. Diesen Kurswechsel nahm der Fahrer mit leicht besorgtem Gesichtsausdruck entgegen und hoffte, dass ihn nicht die Herausforderung treffen würde, seine spärlichen Kenntnisse aus dem Erste-Hilfe-Kurs unter Beweis zu stellen.
Nicht ganz gemessenen Schrittes bahnte sich Alexander nach seiner Ankunft im Krankenhaus seinen Weg zum Empfangsschalter. Die Schwester, die dort in ihrem Glashäuschen saß, musste ihn mehrmals dazu auffordern, sich zu beruhigen, bevor sie aus seinen gestammelten Fragen nach der Abteilung für Frauen einen Sinn heraushören konnte. Ihre Erleichterung war grenzenlos, als der aufgebrachte Herr mit dem silbergrauen Haar endlich in einem der Fahrstühle verschwunden war.
„Da bist du ja endlich, alter Mann! Ich versuche den ganzen Tag, den gnädigen Herrn zu erreichen und was bekomme ich zu hören - du bist zurzeit nicht erreichbar!” Janice gab sich Mühe, ihre verärgerte Stimme zu dämpfen.
„Tut mir furchtbar leid, aber niemand hat es für nötig gehalten, mir zu sagen, dass das verdammte Gebäude, in dem sie die Meetings abhalten, komplett abgeschirmt ist. Es gab dort keinen Empfang.” Alex holte ein paar Mal
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