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Die Koenigin der Wolle

Die Koenigin der Wolle

Titel: Die Koenigin der Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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verblasst.
     
    ***
     
    „Die Katze ist aus dem Sack!” verkündete Rosalind am Abend, nachdem sie das Geschäft geschlossen und in ihre Wohnung zurückgekehrt war.
    „Welche Katze?” Alexander schaute irritiert von seinem Laptop auf.
    Rosalind stand hinter seinem Küchenstuhl und schlang ihm die Arme um die Schultern, um den Text auf dem Bildschirm lesen zu können.
    „Desi hat bei Mum ein paar sehr eindeutige Fragen gestellt. Daraufhin stand Mum heute Nachmittag bei mir auf der Matte und wollte wissen, wer der Kerl ist, der momentan meine erotischen Bedürfnisse befriedigt. Sie war sehr überrascht, dass ausgerechnet du das bist.”
    „Überrascht, aber nicht erfreut, schätze ich.” Alexander nahm ihre linke Hand, betrachtete die Innenfläche kurz und drückte dann einen Kuss auf die Haut.
    „Keine Panik. Sie hat mir nicht den Eindruck gemacht, dich plötzlich abgrundtief zu hassen.” Sie las die letzten Zeilen seiner Arbeit und kicherte. „Den Vater mag ich. Der ist so kauzig, dass er wunderbar in unsere Familie passen würde.”
    Alexander lachte kurz auf: „Ich nehme das einfach mal als Kompliment.” Er küsste ihre Fingerspitzen. „Mein neuer Agent hat heute Nachmittag angerufen. Die vom Verlag möchten gern über den neuen Roman sprechen und die Filmproduktionsfirma hat mich eingeladen. Sie möchten, dass ich zum Casting der Hauptcharaktere und zur Kostümbesprechung anwesend bin.”
    „Ist doch gut so. Dann weißt du wenigstens, dass die Optik des Films deinen Vorstellungen entspricht. Nicht, dass der edle Basil St. John im Film im abgewetzten Jogginganzug seinen Fall löst.” Sie kicherte bei der Vorstellung des vornehmen Detektivs in abgetragenen Polyesterklamotten. „Wann soll das alles denn stattfinden?”
    „Das ist der Haken an der Sache. Beide Termine sind für den ersten September veranschlagt. Am Morgen der Agent und die Weiber vom Verlag, ab Mittag die Leute vom Film. Mir ist das überhaupt nicht recht. Ich kann dich und das Kind doch nicht den ganzen Tag alleinlassen!”
    „Mach’ dir darüber keine Gedanken”, winkte Rose unbesorgt ab. „Wahrscheinlich werden wir beide den Tag schlafend verbringen. Nach den Berechnungen wird dein Sprössling dann volle drei Tage alt sein. Glaube mir, da verpasst du noch nicht viel.”
    Alexander wandte ihr das Gesicht zu. In seinen Augen lag ein Ausdruck irgendwo zwischen Ungläubigkeit und absolutem Unverständnis.
    „Wie kannst du das alles so leicht nehmen? Das ist immerhin dein erstes Kind!” Dann kamen ihm seine eigenen Sorgen in den Sinn. „Hast du überhaupt so einen Kurs für Kinderpflege besucht? Oder so einen zur Geburtsvorbereitung?”
    Rosalinds herzhaftes Lachen daraufhin irritierte ihn noch mehr. Sie ließ ihn los und setzte sich auf den Stuhl zu seiner Rechten.
    „Zweimal nein. Kinder kommen seit Millionen Jahren zur Welt, auch ohne Hechelübungen. Sei unbesorgt - die Hebamme wird das Kind schon schaukeln. Was die Kinderpflege angeht, hast du offenbar vergessen, dass ich aus einer irischen Familie komme. Eine irische Familie kennt andere irische Familien. Irgendwo kommt da immer ein Kind zur Welt, um das sich dann alle mal kümmern dürfen. Meine Geschwister und ich sind praktisch als Babysitter und Kinderpfleger geboren worden. Mach’ dir keine Sorgen. Wenn Not am Mann ist, stehen meine Mutter, Desi, die Jungs und noch ein Heer anderer Iren Gewehr bei Fuß, um sich des Wohlergehens des Sterling-Nachwuchses anzunehmen.” Ihr Lachen war einem breiten Grinsen gewichen.
    „Ich würde gern behaupten, dass mich das beruhigt”, erwiderte Alexander mit einem Seufzen.
    „Du bist also aufgeregt? Ich wüsste da was, um dich wieder zu beruhigen. Erinnerst du dich noch an dein Versprechen von heute morgen?” Sie fuhr mit ihrem Fuß an der Innenseite seines Unterschenkels entlang und zwinkerte ihm zu.
    „Du bist unmöglich!” Trotzdem musste Alex lachen. „Gib’ mir noch ein paar Minuten, dann kannst du von mir haben, was immer du willst.”
    Rosalind stand auf und stupste ihn mit dem Zeigefinger an. „Wehe, du erinnerst dich nachher nicht mehr daran! Ich dusche inzwischen, um mich abzulenken.” Damit verschwand sie in Richtung Badezimmer.
     
    ***
     
    Alexander erinnerte sich an sein Versprechen. Nicht nur in dieser Nacht dachte er daran, was er an ihr versäumt hatte und was es nun galt, nachzuholen. Er bemühte sich so um seine persönliche Königin, dass sogar Janice auffiel, wie sehr er sie seit seiner Rückkehr auf

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