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Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Titel: Die Königin ist tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Flor
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dem Ruder. Ich lege mich seitlich auf den Boden des Gästetraktes und finde etwas Silberglänzendes unter dem Bett. Ich winke dem Putztrupp zu: auch ich sorge für Sauberkeit. Kein Spinnenkadaver, ein Manschettenknopf, der sich in die Hosentasche stecken lässt, ich muss nur eine Hose finden.
    Ganz ehrlich tust du mir leid, sage ich zu Alexanders Bildschirmabbild auf der wanddeckenden Fernsehinstallation in der Eingangshalle (der Reproduktion des Magazincovers, in dem sich eine als Interview mit dem erfolgreichen Medienunternehmer getarnte Modestrecke finden lässt; Alexander hat sich ganz alleine fotografieren lassen, er macht sich gut; die Brille hat er abgelegt, und überall betont man seine jugendliche Erscheinung). Schnitt, dann ein Kopf, den ich nicht gleich erkenne, so riesenhaft, ein Zoom auf Alexanders Kopf, der lächelt und freudig etwas über die Firmenbilanz sagt, während die neuesten Börsendaten über ein blaues Band vor dem Hals laufen. Es tut mir leid, entgegne ich, wenn ich dein missglücktes Lachen sehe. Da auf der Seite hat dein Lächeln was Eigenwilliges, kommt ins Rutschen in Richtungen, die mit deinem sonstigen zielorientierten, auf den Punkt geschulten Benutzungslächeln nichts zu tun haben. Und schon das Neueste aus der Gegend, das blaue Band im Vordergrund: Ein Schwenk über ausgebrannte Vorstadthäuser. Leerstehend, sagt der Kommentar, schon lange. Und bevor man sie dem Einbruch Obdachloser preisgibt, werden sie ausgebrannt. Ob von den Nachbarn oder den Investoren, wer will das sagen.
    Danach Ann im Gespräch mit Peters jugendlicher Schwester, wo haben sie die auf einmal her? Alexanders rüder Ton hat gewirkt. Ann ist geschickt. Peters Schwester steht auf offener Straße, vor einer Brandruine; live ins Studio zugeschaltet, kommen wollte sie offenbar nicht. Ann bedankt sich. Wenn sie recht verstünde, dann mache Peters Schwester die Behörden für den Tod ihres Bruders verantwortlich. Zur Erinnerung, das erläutert sie dem Publikum, es ginge um den Tod des Mannes, der von der Polizei für den Mord an dem Medienunternehmer Basil Duncan verantwortlich gemacht würde. Sie wischt eine Träne ab, ein Bild des Mausoleums wird eingeblendet. Ihr Bruder sei kein Mörder, sagt Peters Schwester mit angespannten Zügen. Dass diese Nachricht verbreitet wurde, sei ein Skandal. Aber damit greife sie die Behörden und letztlich Polizeichef Stuart selbst an, ob ihr das klar sei? Peters Schwester schnappt nach Luft. Nicht unelegant, muss ich sagen, die erfolgreiche junge farbige Moderatorin gegen die linkische Unterschichtsschwarze auszuspielen, das denke ich, mein machtgeschultes Hirn denkt das, doch ein anderer Teil von mir, eine tiefere Schicht, weiß, dass diese Denkrichtung dabei ist, sich gegen mich zu wenden. Ich sehe, dass Ann mir einiges an Handlungsfreiheit voraus hat.
    Ann hätte ein Motiv gehabt, wenn man es sich recht überlegt, sage ich später zu Alexander. Und was für eines; dass mir das nicht früher aufgefallen ist. Er sieht mich fragend an, du musst es wissen, sagt er. Die Medien, sagt Peters Schwester mit mühsam beherrschtem Zorn, der bei jeder der ungezählten Wiederholungen dieser Sequenz deutlicher wird, die Medien und nicht zuletzt dieser Sender hätten massiv zum Tod ihres Bruders beigetragen; Ann fällt ihr ins Wort: Sie könne nur für diesen Sender sprechen und der sei selbstverständlich nur seiner Informationspflicht nachgekommen, der Dienst an der Öffentlichkeit sei oberstes Gebot. Sie macht ihre Sache gut, wie Alexander feststellt. Peters Schwester kommt nicht mehr zu Wort, und Ann schafft es tatsächlich, noch einmal Stuarts Namen einzuflechten, sie weist darauf hin, dass die Polizeipräsenz an Stuarts Wohnsitz (das Bild wird eingeblendet) aufgrund solcher Anschuldigungen bereits verschärft werden musste.
    Ich blicke Alexander an: Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du damit noch einmal durchkommst.
    Womit? fragt er und blättert in irgendwelchen Unterlagen, ich muss in die Sendung. So geht das nicht weiter. Womit durchkommen, was meinst du, sprich deutlich, sagt er noch einmal. Na mit dem Nicht-die-Hände-schmutzig-machen. Mit dem Anstacheln und Aufhetzen. Ich weiß nicht, sagt er, wovon du sprichst. Wie hast du dir das gedacht? Dass die Schwester eine Engstelle sucht, wo die Begleitfahrzeuge nicht neben der Limousine Stuarts fahren können, um ein sprengstoffgefülltes Fahrzeug in seine Seite zu rammen? Ein Selbstmordanschlag nur wegen dem bisschen Provokation? Dass ich

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