Die Königin von Theben
Einheiten angreifen, mit denen sie die Ordnung in den Provinzstädten aufrechterhalten, sondern ihre Truppen an einem bestimmten Punkt zusammenziehen und dann losschlagen«, prophezeite Seqen.
Während dieser Debatte brach urplötzlich ein heftiges Gewitter los. Ein wütender Orkan knickte große Zweige von Bäumen ab, Palmen beugten sich ächzend im Wind, Wüstensand bedeckte in kurzer Zeit die Felder, und wilde Wellen wühlten den Strom auf.
»Wir legen an«, befahl der König.
Der Sturm dauerte mehrere Stunden, in deren Verlauf die Soldaten sich schützten, so gut sie es vermochten, indem sie sich hinhockten und die Köpfe auf die Knie legten. Verhieß der Zorn des Gottes Seth, Apophis' Beschützer, ihnen nicht ein böses Los?
Sobald sich Himmel und Fluss ein wenig beruhigt hatten, begab sich der Schnauzbart auf die Brücke seines Schiffes, um nachzusehen, wie groß die Schäden waren.
Und da sah er sie.
Etwa zwanzig Hyksoskriegsschiffe auf der Höhe der Stadt Cusae.
»Dieses Mal«, sagte er zum Afghanen, der inzwischen auch auf die Brücke gekommen war, »werden wir uns plagen müssen. Die da werden wir nicht überraschen können.«
»Das kommt darauf an. Bestimmt nehmen sie an, dass wir uns gleich auf sie stürzen. Also raten wir dem König, die Taktik zu ändern.«
Die besten ägyptischen Bogenschützen, unter ihnen der junge Ahmas, Sohn der Abana, schossen Hunderte von flammenden Pfeilen ab, in einem Rhythmus, den nur körperlich gestählte Männer durchhalten konnten. Die meisten erreichten ihr Ziel: die Segel, die die Hyksos nicht eingeholt hatten. Da noch immer ein starker Wind ging, standen sie schnell in Flammen, und das Feuer übertrug sich auf die Masten, obwohl die Matrosen alles taten, um den Brand zu ersticken. Da die Schiffe immer paarweise vorrückten, würde keines von ihnen der Zerstörung entgehen.
»Sie werden ans Ufer springen und flüchten«, sagte Hauptmann Baba. »Wir werden sie verfolgen und töten!«
Seqen gab sein Einverständnis, und die Ägypter gingen an Land. Sehr bald würden sie einen Teil von Apophis' Armee ausgelöscht haben.
Mit Streitäxten, Lanzen und Schwertern gelang es ihnen, eine beträchtliche Zahl von Matrosen zu schlagen. Geführt von Baba, sogen die Thebaner begierig die Luft des Sieges in ihre Lungen.
Plötzlich hielten sie inne, und die Triumphschreie blieben ihnen in der Kehle stecken.
»Was ist los?«, fragte Seqen, der rasch nach vorn ging.
»Wir sind in eine Falle getappt!«, rief Emheb.
Eine ganz andere Armee als die, die sie erwartet hatten, stand ihnen gegenüber.
»So was habe ich noch nie gesehen«, stammelte Hauptmann Baba. »Solche Maschinen, solche Tiere …«
Wagen, von Pferden gezogen. Schwerter aus Bronze, robuster, schlagkräftiger als die der Ägypter, mächtigere Bögen, Rüstungen, Helme … In all dem war das Hyksosheer unzweifelhaft überlegen.
»Ausgerechnet jetzt sterben zu müssen …«, sagte der Schnauzbart.
»Wenigstens bleibt uns das weitere Schicksal der Erde erspart«, fügte der Afghane hinzu.
Seqens Soldaten waren zu Tode erschrocken.
»Wir können nur noch fliehen«, sagte Emheb.
»Dann metzeln sie uns nieder wie Feiglinge.«
Der Pharao wandte sich zu seinen Männern.
»Seit so vielen Jahren haben wir jetzt diese Auseinandersetzung erwartet. Apophis hat Angst vor uns! Er glaubt, dass wir wie die Hasen davonlaufen, denn bis heute hat niemand gewagt, es mit seinen Elitetruppen aufzunehmen. Wir werden also die Ersten sein, und wir werden beweisen, dass die Hyksos nicht unbesiegbar sind!«
Alle Soldaten der Befreiungsarmee rissen ihre Waffen hoch zum Zeichen der Zustimmung.
»Vorwärts – Attacke!«, befahl Seqen, indem er das Schwert Amuns auf die Hyksoswagen richtete, die in einem Durcheinander von Leibern und Pferdehufen zu Boden stürzten.
Doch die erste Linie der Ägypter war bald vernichtet. Asiatische Bogenschützen und Speerwerfer dezimierten die zweite Linie, und Seqen konnte nur unter Aufbietung aller Kräfte verhindern, dass seine Soldaten in Panik auseinander liefen.
Der Pharao trennte einem Wagenlenker den Arm ab und durchschnitt dem Bogenschützen, der neben ihm stand, die Kehle, und dann gelang es ihm, einen Wagen umzustürzen. Dieser unerwartete Erfolg feuerte Hauptmann Baba und die Soldaten von Nekheb an, sodass sie, wenn auch unter schweren eigenen Verlusten, einige weitere Wagen zum Stehen bringen konnten.
Als sie die blutbefleckten Harnische der Hyksos erblickten, begriffen die
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