Die Königin von Theben
unvergleichlicher Eleganz … Apophis, dem diese Dinge herzlich egal waren, konnte sich in seinen Räumen nun als ein echter Pharao betrachten.
»Im Moment bin ich eine Hyksos!«, widersprach Tani. »Ich habe dafür gesorgt, dass die reichen und hochnäsigen Ägypterinnen nichts anderes sind als Sklavinnen. Jetzt können sie ihren Dünkel vergessen, wenn sie sich vor mir niederwerfen!«
Tjarudjet zuckte die Achsel. Sie empfand nur Verachtung für die schreckliche Frau von Apophis.
»Die Ägypterinnen waren verdorben von ihrer Freiheit«, sagte der König. »Unser Recht fordert, dass jede Frau einem Mann untergeordnet wird, weil er allein dazu fähig ist, Entscheidungen zu treffen.«
»Ist es nicht die Löwin, die auf die Jagd geht und für Nahrung sorgt?«
»Provoziere mich nicht, liebe Schwester; du wirst dich doch nicht zur Verteidigerin unserer Sklaven aufwerfen?«
»Politik interessiert mich nicht … Ich kümmere mich nur um schöne Dinge.«
»So ist es recht.«
Mit einem verächtlichen Blick auf die dicke Tani zog sich Tjarudjet zurück. Sie hinterließ den Lotosduft ihres eleganten Parfüms, der sich im ganzen Raum ausbreitete.
»Deine Schwester kann mich nicht ausstehen«, klagte Tani. »Du solltest sie nach Asien zurückschicken.«
»Sie leistet mir gute Dienste«, erwiderte der König.
»Aha … und welche sind das?«
»Sie liebt die Liebe, und kein Mann kann ihr widerstehen. Es gefällt ihr in Ägypten, und ich habe ihr meine Bedingungen gestellt, die sie erfüllen muss, um hier zu bleiben: Sie muss mit den höchsten Würdenträgern des Reiches das Bett teilen und sie nach Kräften aushorchen. So erfahre ich ihre Laster und ihre Pläne. Wenn einer von ihnen mich kritisieren sollte, verschwindet er sofort.«
»Wird sie lange in Auaris bleiben?«
»So lange es mir nützt.«
»Die Arbeit, die ich leiste, ist auch nützlich!«
»Ja, ja, Tani, natürlich … Und du darfst nicht nachlassen!«
Die Gemahlin des Königs setzte ein grausames Lächeln auf. »Gestern hat meine gute Freundin Aberia die Witwe des Stadtvorstehers von Sais verhaften lassen, die sich unter den Lumpen einer Dienerin versteckt hatte. Seit Monaten hatten wir diese Umstürzlerin gesucht. Zum Schluss haben wir sie dank einem Hinweis von ihrer alten Dienerin doch noch fassen können.«
»Hat sie zu einer Gruppe gehört?«
»Nein. Aberia hat sie eigenhändig gefoltert, bevor sie sie erwürgte, und die Schlampe hat ihr nichts verheimlicht, glaub mir. Ich habe eine Liste aller adeligen Ägypterinnen, die sich noch vor uns verbergen und die unsinnige Hoffnung hegen, uns entkommen zu können. Aber Aberia wird sie aufspüren.«
Die Stele aus Theben wurde im Tempel des Seth aufgestellt, wo sich der Große Rat versammelte. Alle seine Mitglieder brachten ausgezeichnete Neuigkeiten mit. Die Ausweitung des Hyksosreiches vollzog sich reibungslos und sogar ohne Einsatz der Armee; die neuen Handelspraktiken machten die Habgierigen reich und hielten das Volk nieder; Khamudi ließ eine beeindruckende Menge von Skarabäen herstellen, die die Gedanken des Herrschers bis in die entferntesten Winkel des Landes brachten.
Die Welt wurde zu einer Welt der Hyksos.
Diesen Triumph verdankten die Eroberer Apophis, der in jedem seiner Gesprächspartner eine dumpfe und abgründige Furcht hervorrief. Wer ihm missfiel, wurde kurzerhand abgesetzt, oder er verlor sein Leben. Die Tapfersten unter diesen Männern begannen beim Klang der rauen Stimme des Königs zu zittern, und keiner dachte daran, die von ihm beschlossenen Maßnahmen in Zweifel zu ziehen.
Was Khamudi betraf, so sog er die Worte seines Meisters begierig ein und beeilte sich, seine Wünsche in Taten umzusetzen. Dank der Papyrus- und der Skarabäenherstellung häufte der Hyksoskönig von Tag zu Tag ein größeres Vermögen an, und seine böse Seele genoss die scheinbar unumschränkte Macht, die durch Reichtum zu erlangen war. Er konnte kaufen, wen er wollte und wann er es wollte.
»Was ist aus unserem falschen Kundschafter geworden?«, wurde Khamudi von Apophis gefragt.
»Mehrere Aufständische sind in Herakleopolis abgefangen und hingerichtet worden, Majestät. Sie befanden sich auf dem Weg nach Theben.«
»Wir halten die Sache aufrecht«, befahl der König. »Noch sind wir nicht sicher, ob uns der Gefährlichste von diesen Leuten ins Netz gegangen ist.«
»Die aus Theben geschickte Stele beweist, dass der Geist des Widerstands endgültig ausgemerzt ist«, sagte Khamudi freudig
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