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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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geschnitten.
    Seine Schreie mussten in der ganzen Stadt zu hören sein, aber die Sache war wirklich schlimm.
    »Das ist keine normale Wunde«, sagte Ahotep, während sie versuchte, ihren Sohn zu beruhigen.
    »Ein böser Zauber!«, vermutete Teti die Kleine. »Wir können ihn bekämpfen – mit Alaun.«
    »Aber nur, wenn etwas davon im Medizinschrank des Palasts bleibt …«
    Die Königinmutter machte sich auf die Suche nach dem kostbaren Mittel, und Ahotep wandte sich mit sanfter Strenge an ihren Sohn.
    »Die Hand tut dir weh, und du willst allen mitteilen, wie sehr du leidest. Das ist ganz normal. Aber du musst auch gegen den Schmerz kämpfen und dir vornehmen, ihn zu überwinden. Sonst wirst du nie ein Mann.«
    Kamose schluckte seine Tränen hinunter und wagte einen Blick auf seine Hand.
    »Du und ich«, fuhr die Königin fort, »wir verabscheuen den bösen Zauber, der dir das zugefügt hat. Wir werden ihn seiner Stimme berauben. Deine Großmutter wird uns ein Heilmittel bringen, mit dem wir ihn aus dir heraustreiben. Das Blut hört auf zu fließen, und deine Hand wird stärker sein als je zuvor.«
    Mit seinen neun Jahren entschied Kamose über seine Zukunft. Er beschloss, ein stolzer Mann zu werden, kampfentschlossen und bereit zum Sieg.
    Das Alaun, von Teti auf die Wunde getupft, erwies sich als außerordentlich wirkungsvoll: Der böse Zauber verschwand, und die erste Verwundung des Sohnes des Pharaos verheilte schnell.

47
    B is Koptos war alles gutgegangen.
    Der Afghane und der Schnauzbart hatten die Festungen und Patrouillen der Hyksos gemieden und dafür unendlich viele Umwege in Kauf genommen. Sie hatten Wasser aus den Kanälen getrunken und sich von Kleinwild ernährt, das sie fingen und über dem Feuer brieten; sie waren mit der Langsamkeit von Schildkröten vorwärts gekommen, aber es hatte keinen Zusammenstoß mit Hyksos gegeben.
    In einem Hof zu übernachten, wäre zu gefährlich gewesen. In diesem Landesteil konnte man keinem Menschen vertrauen. Auf jedem Weg waren Zöllner und Polizisten. Selbst die Pfade, die durch die Wüste führten, wurden kontrolliert.
    »Wir kommen nie durch«, sagte der Schnauzbart seufzend.
    »Wir haben noch den Nil.«
    »Mit all den Hyksosschiffen! Sobald wir in einem Kahn sitzen, fangen sie uns ab.«
    »Ich habe Handelsschiffe mit Waren gesehen«, sagte der Afghane.
    »Weizen für Apophis' nubische Verbündete.«
    »Wir könnten uns im Frachtraum verstecken und uns auf der Höhe von Theben absetzen.«
    »Und wenn die Mannschaft uns entdeckt?«
    »Umso schlimmer für sie.«
    Die Chancen stehen eins zu zehn, dachte der Schnauzbart. Aber das ist viel besser als nichts.
    Der Morgen war von außergewöhnlicher Frische, der Himmel durchsichtig und klar. Kamose spielte mit seinen Kameraden Ball, Teti die Kleine war dabei, süßes Gebäck zuzubereiten; im hellen Glanz der Sonne lebte Theben im Rhythmus seiner alltäglichen Arbeit, und fast konnte man das Damoklesschwert der Zerstörung, das über der Stadt hing, vergessen.
    Ahotep stellte eine kleine Frauenfigur auf einen geschnitzten Schminklöffel. Die Figur war von ihrer Mutter nach einem alten Rezept geformt worden. Sie hatte weder Arme noch Beine, und ihre Scham war von drei Nadelstichen gezeichnet. Der Löffel stellte eine nackte Schwimmerin dar, die eine Ente in den Händen hält. Die Schwimmerin war Nut, die Göttin des Himmels, eingetaucht im Ozean des Ursprungs. Sie trug den Gott der Erde, Geb, verkörpert in der Ente. So ließ das Urpaar die verschiedenen Formen des Lebens entstehen, und wenn man die beiden Objekte miteinander verband, beschwor man Fruchtbarkeit.
    Ahotep verließ den Palast und ging auf einen Baum mit rosafarbenen Blüten zu, unter den Seqen sich schlafen gelegt hatte. Auf Grund ihrer hodenförmigen Früchte war die Pflanze für ihre aphrodisischen Qualitäten bekannt.
    Die Königin kniete nieder und streichelte zärtlich die Stirn des Mannes, den sie jeden Tag mehr liebte.
    »Ahotep … du strahlst!«
    »Manchmal denke ich an den schmächtigen Jungen, der nicht wagte, sich mir zu nähern … Du bist ein richtiger Krieger geworden, du kannst deine Männer in den Kampf führen.«
    »Die Wirklichkeit ist nicht so rosig. Jetzt liegen schon fast zehn Jahre Arbeit und Mühe hinter uns, und wir haben erst eine winzige Armee.«
    »Was zählt, ist, dass sie entschlossen ist zu siegen! Fühlst du nicht diesen Siegeswillen in mir?«
    Seqen erhob sich und nahm Ahotep in seine Arme. Eng umschlungen legten sie

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