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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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kämpfen, das weiß jeder!«
    »Bist du etwa ein Feigling?«
    Der Blick des Lehrlings wurde hart. »Wir haben keine andere Wahl, als uns dem König zu unterwerfen … Ihr klammert Euch an eine Macht, die völlig illusorisch ist!«
    »Wenn wir es wirklich wollen, werden wir unsere Freiheit wiedergewinnen.«
    »Das stimmt nicht!«
    »Du hast Angst, das verstehe ich. Aber eines Tages werden die anderen es sein, die Angst haben.«
    »Die Hyksos haben gesiegt … Warum weigert Ihr Euch, das anzuerkennen?«
    »Weil die Freiheitsliebe stärker sein muss als alles andere, egal, unter welchen Umständen.«
    »Umso schlimmer für Euch, Majestät. Ihr werdet mit Euren Illusionen sterben.«
    Der Lehrling hätte der Königin mit seinem Hammer den Schädel zertrümmert und ihr mit seinem Meißel das Herz durchbohrt. Sie hätte kaum Zeit gehabt zu leiden. Dann wäre der Attentäter nach Koptos geflohen, wo er sich der Hyksosmiliz angeschlossen hätte.
    In dem Augenblick jedoch, als er den Arm hob, um zuzuschlagen, legte sich ihm eine schwere Pfote auf die Schulter.
    Er drehte sich um.
    Lächler hatte sich auf einem Holzstapel vor ihm aufgepflanzt.
    Voller Wut darüber, dass seine Herrin bedroht wurde, neigte er den Kopf zur Seite, schlug seine Fangzähne in den Hals des Angreifers und zog ihn zu sich her, ohne sich um seine Schreie zu kümmern, die bald in Todesröcheln übergingen.

46
    D er Bericht der kleinen Widerstandsgruppe von Auaris, die unter Lebensgefahr nur einige wenige Informationen weitergeben konnte, war ganz und gar nicht erfreulich. Die Macht des Königs war absolut und unangefochten. Im ganzen Gebiet herrschte die Ordnung der Hyksos, und der geringste Versuch eines Aufstands wurde mit äußerster Grausamkeit unterdrückt. Die Hauptstadt war eine einzige riesige Kaserne, das Ägypten der Götter und Pharaonen lag im Sterben.
    Dank der Volkszählung war es Khamudi gelungen, auch die allerärmsten Bauern mit Steuern zu belegen, und die herrschende politische Kaste bereicherte sich ungehindert und schrankenlos und machte immer mehr Ägypter zu Sklaven.
    »Wir können jetzt nur noch die Garnison von Herakleopolis angreifen und in Würde sterben, nachdem wir so viele Hyksos wie irgend möglich getötet haben«, sagte der Schnauzbart.
    »Lies die Botschaft wenigstens zu Ende«, empfahl der Afghane. »Es ist von Theben die Rede.«
    »Theben existiert nicht mehr.«
    »Natürlich existiert es. Schließlich ist Königin Ahotep die Nachfolgerin ihrer Mutter geworden, mit Einverständnis der Hyksos und unter ihrer Kontrolle.«
    »Was heißt das schon? Diese Dynastie ist ohne jeden Wert. Ich werde mit unseren Männern sprechen.« Plötzlich kam dem Schnauzbart ein verrückter Gedanke. »Hast du gesagt – Ahotep?«
    »Ja, so heißt sie«, bestätigte der Afghane.
    »Ahotep … Das bedeutet ›der Mond ist voll‹, und der Mond ist das Erkennungszeichen, das wir schon so lange zu entschlüsseln versuchen!«
    »Du denkst, dass diese Ahotep der Kopf einer thebanischen Widerstandsgruppe ist? Sie ist nur eine Frau, mein Bester. Wie kann sie sich überhaupt nur vorstellen, gegen die Hyksos zu kämpfen?«
    »Theben ist vielleicht wirklich nicht tot. Vielleicht hat Ahotep ein paar Partisanen um sich gesammelt, die genauso kampfentschlossen sind wie wir! Wir sollten den selbstmörderischen Angriff vergessen und uns stattdessen in den Süden aufmachen!«
    »Die feindlichen Linien passieren … das ist unmöglich.«
    »Für die ganze Gruppe, ja. Für uns beide allein, nein. Und wenn ich mich nicht geirrt habe, können wir eine Verbindung mit unseren thebanischen Freunden herstellen.«
    Zu einem sehr ungenügenden Hochwasser, das längst nicht alle Felder überflutete, kam die Nachlässigkeit der Hyksosverwaltung, die nichts dafür tat, dass die Reservebecken instand gehalten wurden, und die Notspeicher für die Bewohner Oberägyptens nicht rechtzeitig auffüllen ließ.
    Dank der von Ahotep ergriffenen Maßnahmen entkamen die Thebaner knapp einer Hungerkatastrophe. Doch wenn das Schicksal sich nicht versöhnlicher zeigte und das nächste Hochwasser wieder so mager ausfiel, würden viele hungers sterben.
    Mitte Juli waren viele Kornfelder von Krankheiten heimgesucht und von einer anomalen Feuchtigkeit verheert. Nur die Pflanzungen des November waren von diesem neuen Unglück verschont geblieben. Auf Anordnung der Königin wurden an die Soldaten und Handwerker des geheimen Stützpunkts die meisten Nahrungsmittel verteilt, damit sie mit

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