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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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den früher die schlecht beleumundeten Frauen in den Bierhäusern aufführten. Heute wird er für Euch allein aufgeführt – von der letzten Erbin der reichsten Familie von Memphis. Wenn Ihr mit ihrer Leistung nicht zufrieden seid, wird sie von Aberia erwürgt.«
    »Das ist wirklich amüsant … dass sie tanzt.«
    Sie war achtzehn Jahre alt und von atemberaubender Schönheit.
    Aberia riss ihr den Schleier aus dünnem Leinen vom Körper und stieß sie nackt in die Mitte des Raums.
    »Zeig uns, was du kannst«, befahl Yima. »Sonst …«
    Das Mädchen schien sich seiner Nacktheit nicht zu schämen. Es stand aufrecht da wie die Statue einer Göttin.
    »Tanze!«, stieß Yima mit hysterisch verzerrter Miene hervor.
    Als sie versuchte, den Arm der Ägypterin zu ergreifen und sie zu schütteln, erhielt sie eine schallende Ohrfeige.
    »Es gibt nichts Verächtlicheres als Euch«, erklärte die Gefangene mit beeindruckender Ruhe. »Beim Totengericht wird die große Fresserin sich Eurer verworfenen Seelen annehmen.«
    »Der Stolz dieses unterjochten Volkes ärgert mich«, sagte der König. »Lasst dieses unverschämte Mädchen töten!«

48
    T rotz täglicher Massagen und Arzneien zur Verhinderung von Blutungen blieb der königliche Leibarzt besorgt. Die Prognosen für die Geburt waren unbestimmt ausgefallen, die Schwangerschaft entwickelte sich ganz und gar nicht zufrieden stellend. Ahotep hätte die ganze Zeit im Bett bleiben müssen, doch wenn ihr der Arzt das empfahl, entgegnete sie immer: »Alles wird gut gehen. Es wird bald vorbei sein, und ich werde einen zweiten Sohn haben.«
    Selbst Teti gelang es nicht, ihre Tochter zur Vernunft zu bringen, die sich jetzt die schwere Aufgabe gestellt hatte, die seit langem nicht mehr arbeitenden Webereien dazu zu bewegen, ihr Handwerk wieder aufzunehmen. Offiziell hieß es, die junge Königin ertrage den Anblick der schlecht angezogenen Thebaner um sie herum nicht länger; in Wahrheit brauchte man Kleidung für die Befreiungsarmee.
    Diese wiedererwachte Geschäftigkeit hatte Chomu aufmerksam gemacht. Vor aller Augen stellten die Webereien lange Gewänder, Unterkleider und Tücher her, während nachts Tuniken und Schurze an den geheimen Stützpunkt abgingen. Die Notwendigkeit, die Außenwelt hinters Licht zu führen, führte zur Verlangsamung von Produktion und Auslieferung, doch es war äußerste Vorsicht geboten.
    Ahotep hatte selbst vier erfahrene Weberinnen gewonnen, die nichts sehnlicher wünschten, als zur Vernichtung der Hyksos beizutragen. Sie wussten Bescheid, während ihre Lehrmädchen mit der Neueinkleidung des Volkes beschäftigt waren. Auch Chomu war auf seine Kosten gekommen; er hatte zu einem guten Preis einen neuen Laden mieten können.
    Als die Königin ihn besuchen wollte, um sich zu vergewissern, dass die Belüftung gut funktionierte und die Arbeiter mit guten Materialien versorgt waren, hielt Heray sie auf.
    »Majestät, im Palast fragt man nach Euch.«
    »Ist es so dringend?«
    »Ich glaube, ja.«
    Der Schnauzbart war den Tränen nah. »Theben … Wir sind in Theben! Stell dir das vor, Afghane, wir haben es geschafft!«
    »Es ist viel kleiner als Memphis.«
    »Diese Stadt wird wachsen, dessen kannst du sicher sein! Nichts verleiht mehr Kräfte als die Freiheit.«
    »Vorausgesetzt, es gibt sie noch … Darf ich dich daran erinnern, dass die ganze Region von den Hyksos besetzt ist?«
    »Und darf ich dich daran erinnern, dass das Zeichen Ahoteps das Gegenteil verkündet?«
    »Reg dich nicht auf, Kamerad. Wir sind den Soldaten entkommen, den Ordnungshütern und den Krokodilen … Wir sollten wachsam bleiben.«
    »Gehen wir einfach zum Palast und sagen, wer wir sind!«
    »Und wenn Königin Ahotep uns den Hyksos ausliefert?«
    Hingerissen vom bisherigen Erfolg ihres Abenteuers, wollte der Schnauzbart nicht an diese Möglichkeit glauben. Doch andererseits wäre es kindisch und unvernünftig gewesen, sie außer Acht zu lassen.
    »Ich werde zum Palast gehen«, entschied der Afghane. »Ich gebe eine Erklärung ab wie ein ungeschickter Ausländer. Wenn alles gut geht, passiert gar nichts, und ich kann dich holen. Wenn nicht, musst du fliehen und zu unseren Leuten zurückkehren.«
    »Ich kann nicht zulassen, dass du dich einer so großen Gefahr aussetzt!« Der Schnauzbart hatte jedoch keine Zeit, seine Argumente im Einzelnen darzulegen.
    Aus dem Schilf tauchten plötzlich ein Dutzend kräftige Männer mit Lanzen auf, die sie umringten.
    Innerlich musste der Afghane dem

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