Die Königin von Zamba
Englisch. »Ich bin bloß ein armer, kranker, schwacher und unwichtiger junger Mann. Ich habe keine Meinungen.« Und dann wechselte er auf bemerkenswert abrupte Art das Thema.
Hasselborg blieb noch eine Woche, nachdem Chuen abgereist war, und komplettierte seine Vorbereitung. Da die Behörden ihm nicht erlauben würden, die Fotos von Julnar Batruni und Fallon mitzunehmen, übte er sich darin, sie mit Bleistift und Pinsel zu kopieren, bis er es schließlich zu einer bemerkenswerten Übereinstimmung mit dem Original gebracht hatte. Góis’ Vorschlag, sich mit einer kompletten Rüstung zu behängen, schien ihm ein wenig übertrieben, aber nach einigem Hin und Her entschloss er sich dann doch zum Kauf eines Hemdes aus feinstem Kettenpanzer. Dazu erwarb er ein Schwert, einen Dolch mit einer kunstvoll verzierten Glocke, eine große Ledertasche in der Art einer Damenhandtasche mit einem Schulterriemen und zahlreichen Fächern sowie ein zweisprachiges Wörterbuch Gozashtandou-Portugiesisch und Portugiesisch-Gozashtandou, das wie alle krishnanischen Bücher auf einen langen Papierstreifen gedruckt war, der zickzackförmig zwischen zwei Holzdecken gefaltet war.
Und eines schönen Morgens vor Sonnenaufgang – zwei der drei Monde Krishnas standen noch am Horizont – verließ Victor Hasselborg die Stadt durch das Nordtor. Er kam sich ein bisschen albern vor mit seinem Phantasiehut und seinem Affenjäckchen, aber er sagte sich mit philosophischer Gelassenheit, dass er schon Schlimmeres mitgemacht hatte. Was die Mitnahme seiner Gummiüberschuhe betraf, hatte Góis nicht mit sich reden lassen. Und so sehr Hasselborg nasse Füße hasste, er hatte zugeben müssen, dass Gummiüberschuhe über seinen hohen krishnanischen Stiefeln aus weichem Leder in der Tat ein wenig bizarr ausgesehen hätten.
Der junge Mann war eigens gekommen, um ihn zu verabschieden. »Haben Sie das Empfehlungsschreiben mitgebracht?« fragte Hasselborg, halb in Erwartung einer negativen Antwort, da Góis ihm während der letzten Tage immer wieder mit irgendeiner lauen Ausrede ausgewichen war, wenn er ihn darauf angesprochen hatte.
»Sim, hier … hier ist es.«
Hasselborg runzelte die Stirn. »Was ist los? Haben Sie die ganze Nacht an dem Ding gesessen?« Irgendwie machte der junge Mann einen nervösen, zerstreuten Eindruck.
»Nicht ganz. Ich hatte einige Probleme mit der richtigen Wortwahl. Passen Sie auf, dass Sie die Siegel nicht brechen, sonst wird der Dasht misstrauisch. Und was auch immer passiert, denken Sie immer daran, dass Julio Góis Sie mag und große Stücke auf Sie hält.«
Eine komische Art, sich zu verabschieden, dachte Hasselborg, aber er behielt diesen Gedanken für sich. Mit einem simplen »Até a vista!« verabschiedete er sich seinerseits von Góis, dann kitzelte er den Hals seines Aya mit der Spitze seiner Peitsche, bis dieser in einen frischen Trab fiel, und wenig später war der junge Mann seinen Blicken entschwunden.
3
V ictor Hasselborg fuhr mehrere Erdstunden allein, wobei er fortwährend Sätze in Gozashtandou vor sich hinmurmelte. Ein paar Erdstunden nach Sonnenaufgang brach die Sonne schließlich durch die Wolkenberge. Hasselborg lenkte sein Gespann neben einen riesigen zweirädrigen Karren, der von einem Bishtar gezogen wurde, einem elefantenartigen Zugtier mit zwei kurzen stämmigen Rüsseln, und fragte den Kutscher, wie weit es noch bis Avord sei.
Der Kutscher beugte sich von seinem Bock herab und zeigte mit dem Daumen nach vorn. »Fünfundzwanzig Hoda, Herr.«
Hasselborg wusste, dass es noch mehr als dreißig waren, aber diese Burschen untertrieben immer ein bisschen, damit der Frager sich wohl fühlte. Der Kerl sah aus wie eine etwas eingelaufene Version von Chuen in seiner krishnanischen Verkleidung, mit dem gleichen schlitzäugigen platten Gesicht, mehr wie das eines Mongoloiden wie Chuen als das eines Kaukasoiden wie Hasselborg. Vielleicht ist das der Grund, dachte er, warum sie Chuen auf seine mysteriöse Mission geschickt haben. Allem Anschein nach schien dem Bishtar-Kutscher nichts an Hasselborgs Erscheinung aufzufallen. Er fragte ihn lediglich, ob es wohl bald regnen würde.
»Wenn es die Götter so beschließen«, antwortete Hasselborg, »und vielen Dank für die Auskunft!« Er winkte noch einmal kurz und trabte davon, zufrieden, dass er die erste Prüfung bestanden hatte.
Von Zeit zu Zeit begegnete er anderen Reisenden – reitenden, fahrenden und zu Fuß gehenden. Offenbar handelte es sich um eine
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