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Die Königin von Zamba

Titel: Die Königin von Zamba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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um mehr Bilder zu malen, in der Hoffnung, dass Ihr diesmal bezahlt werdet?«
    »Das ist meine Absicht. Ich habe ein Empfehlungsschreiben.«
    Farrá kratzte sich den Bauch und sagte: »Ich hoffe nur, Ihr habt mehr Glück als der Troubadour letztes Jahr.«
    »Was war denn mit dem?«
    »Oh, der Dasht war überzeugt, dass der Mann ein Spion aus Mikardand war. Grundlos, müsst Ihr wissen. Es ist nur so, dass unser guter Jám eine Todesangst vor Spionen und Meuchelmördern hat. Nun, der arme Lautenzupfer endete damit, dass er bei den Spielen gefressen wurde.«
    Hasselborg schluckte. Richtig, bei seiner Unterweisung war auch einmal die Rede davon gewesen, dass gewisse krishnanische Nationen Zirkusspiele nach der Art der alten Römer pflegten.
    Er trank den Rest seines Schnapses hinunter und fühlte, wie es in seinem Schädel zu summen begann. Er würde sich in Rosíd besser erst einmal nach einem guten Anwalt umsehen, bevor er anfing herumzuschnüffeln. Zwar war er selbst Anwalt, aber mit den krishnanischen Gesetzen kannte er sich natürlich nicht aus. Andererseits, was sollte er mit einem Anwalt in einem Land, in dem ein Feudalherr in der Manier eines mittelalterlichen europäischen Fürsten nach Gutdünken Todesstrafen verhängen konnte?
    »Entschuldigt mich!« sagte er und stieß seinen Schemel zurück. »Nach einem anstrengenden Tagesritt …«
    »Gewiss, gewiss, guter Mann«, sagte Qám. »Werdet Ihr zum Nachtessen zurückkommen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Dann hoffe ich, dass Ihr morgen nicht allzu früh aufbrecht; ich würde Euch gern noch ein paar Fragen über ferne Länder stellen.«
    »Wir werden sehen«, erwiderte Hasselborg. »Mögen die Sterne Euch eine gute Nacht schenken!«
    »Einen Augenblick noch, Meister Kavir!« rief Farrá. »Asteratun gibt uns das zweite Bett rechts am Ende der Treppe. Nehmt Ihr die Mitte; Qám und ich kriechen dann nachher von der Seite herein. Wir werden versuchen, Euch nicht aufzuwecken.«
    Hasselborg sprang fast aus seinen Stiefeln, als er diese Neuigkeit hörte. Was auch immer es war, das Farrá zum pausenlosen Kratzen animierte, der Gedanke, damit eine Nacht im selben Bett zu verbringen, erfüllte den Detektiv mit Grauen. Er nahm Asteratun beiseite und flüsterte:
    »Hört, mein Freund, ich habe für ein ganzes Bett bezahlt, nicht für ein Drittel.«
    Der Wirt protestierte zwar sofort, aber als Hasselborg lauthals losjammerte, dass er an Schlaflosigkeit litt, und zusätzlich einen Viertelkard nachschob, bekam er sein Bett.
     
    Am darauf folgenden Morgen war Hasselborg, dessen Organismus sich noch nicht auf die langsamere Rotation Krishnas umgestellt hatte, lange vor seinen beiden Mitgästen aus dem Bett. Das Frühstück bestand aus platten teigigen Keksen und kleinen Stücken von etwas, das man mit einiger Phantasie als Fleisch hätte klassifizieren können: zweifellos irgendwelche Organe von irgendeinem Organismus, aber das war auch schon alles, worauf er sich festlegen wollte.
    Er spülte eine Handvoll Pillen hinunter, wickelte sich in seinen Umhang und stach hinaus in den Nieselregen. Faroun schien gar nicht erbaut, losgehakt und in den Regen hinausgetrieben zu werden. Er starrte Hasselborg missmutig an, bockte, und erst als Hasselborg ihn mit der Peitschenspitze kitzelte, setzte er sich widerwillig in Bewegung.
    Als Hasselborg noch einmal über die Unterhaltung vom Vorabend nachdachte, fiel ihm nachträglich auf, dass Qáms Fragen irgendwie übertrieben pointiert gewesen waren, so als hätten sie den Zweck gehabt, jemanden zu demaskieren, der nicht das war, was er zu sein vorgab. Hasselborg begann sich zu fragen, ob der bejammernswerte Troubadour wohl auch ein Empfehlungsschreiben gehabt hatte.
    Diese Überlegung löste einen anderen Gedankengang aus: Was war mit diesen Shakespeare-Zitaten, mit denen Góis so gern seine Kultur herausstellte? Gab es da nicht eine Stelle im Hamlet, wo einer jemand anderem ein Empfehlungsschreiben gab, das in Wirklichkeit die Anweisung enthielt, den Besitzer des Schreibens umzubringen?
    Sofort wurde in Hasselborg der brennende Wunsch wach, herauszubekommen, was in dem sorgsam versiegelten Brief an den Dasht von Rúz stand. Sobald er in Rosíd war …
    Der Regen hörte auf, und hin und wieder brach ein gelber Sonnenstrahl durch die dichten Wolkenbänke, was Hasselborg dazu veranlasste, einen abschätzenden Blick nach oben zu werfen. Welches Schicksal auch immer ihn erwarten mochte – wenigstens der Erkältungstod würde ihm diesmal erspart

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