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Die Königin von Zamba

Titel: Die Königin von Zamba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Dauer, denn der Ambar, den er in Auftrag gegeben hatte, entpuppte sich als wenig vertrauenerweckend anmutender Gliederfüßler, der fatale Ähnlichkeit mit einer überdimensionierten Küchenschabe aufwies. Das Untier, das etwa halb so groß wie ein Hummer war, ragte unter einem Haufen anderer undefinierbarer Gegenstände hervor, über denen eine ölige Soße schwappte. Sein Appetit, Augenblicke zuvor noch mörderisch, fiel in sich zusammen wie ein zerplatzter Luftballon.
    Offenbar verzehrten die Einheimischen das Ding ohne erkennbare Vergiftungserscheinungen, und wenn er den Argwohn seiner ihn ungeniert anstarrenden Tischgenossen nicht erregen wollte, musste er wohl oder übel das gleiche tun. Vorsichtig brach er eines der Beine ab und attackierte es mit einem der kleinen Ess-Spieße. Nach einigen Mühen gelang es ihm, einen winzigen Happen bleichen Fleisches aus dem knochenharten Panzer herauszustemmen. Er gab sich innerlich einen Ruck und schob sich den Bissen todesmutig in den Mund. Es schmeckte gar nicht einmal so schlecht, wie er befürchtet hatte; gut schmeckte es jedoch auch nicht. Wenn er es sich recht überlegte, schmeckte es eigentlich nach gar nichts, etwa so, als kaute er auf einem Stück Schlauch. Mit einem leisen Seufzen nahm er den Rest des Mahls in Angriff. Obwohl Victor Hasselborg im Verlauf seiner Karriere schon die ungewöhnlichsten Speisen hatte verzehren müssen, war er, was seinen Geschmack betraf, immer ein konservativer Nordamerikaner mit einer ausgeprägten Vorliebe für Steaks und Pasteten geblieben.
    Mittlerweile hatte der Wirt eine Schüssel mit spaghettiartigem Inhalt und einen Becher mit einer farblosen Flüssigkeit aufgetragen. Letztere erwies sich als erstens warm und zweitens alkoholisch. Hasselborgs antrainierte Abneigung gegen Alkohol führte fast dazu, dass sich sein Magen umstülpte, aber er riss sich im letzten Moment zusammen und schluckte das Emporkommende wieder herunter.
    Als härteste Prüfung indes erwiesen sich die ›Spaghetti‹, die sich beim Hineinstechen als eine Masse lebendiger weißer Würmer entpuppten. Keiner in Novorecife hatte ihn darauf vorbereitet, eine Schüssel lebender Würmer mit Stäbchen zu leeren. Yussuf Batruni und seine hohlköpfige Tochter im stillen verfluchend, wickelte er sich ein halbes Dutzend der unsäglichen Kreaturen in mühseliger Kleinarbeit um die Enden seiner Ess-Spieße. Als er sie jedoch an den Mund führte, flutschten sie ihm allesamt in die Schüssel zurück.
    Zum Glück stritten sich Qám und Farrá gerade um irgendein astrologisches Problem und bemerkten so sein Missgeschick nicht. Der erstere hatte, wie Hasselborg bemerkte, ebenfalls eine Portion Würmer, die jedoch bereits bis auf einige wenige Überlebende abgebaut war, welche von Zeit zu Zeit pathetisch zuckten. Hasselborg konzentrierte sich wieder auf das Insekt und seine Beilagen, wobei er trübsinnig an die Milliarden von Bakterien dachte, die er in seinen Organismus zwängte, bis Qám schließlich seine Schüssel hob und sich den Rest der Würmer über den Schüsselrand in den Mund schaufelte. Hasselborg kopierte sofort diese Technik, wobei ihm der Gedanke, dass die Bakterien eines Planeten nur in den seltensten Fällen einen Organismus von einem anderen Planeten als kongenialen Wirtskörper akzeptierten, nur ein schwacher Trost war. Draußen knallte der Regen auf die flachen Dächer.
    Als der Hauptgang überstanden war, servierte der Wirt ihm eine große gelbe Frucht. Nicht schlecht, dachte Hasselborg.
    Er wischte sich den Mund ab und fragte: »Hat einer von Euch vor ungefähr zehn Zehn-Nächten einen Mann hier durchkommen sehen, der nach Rosíd wollte?«
    »Nein«, sagte Qám. »Ich war nicht hier. Wie sah der Mann aus?«
    »Ungefähr so groß wie ich, aber leichter, mit einem dunkelhäutigen Mädchen. Sie sahen so aus.« Er zog die Bleistiftzeichnungen aus seiner Umhängetasche hervor.
    »Nein, ich auch nicht«, sagte Farrá. »Asteratun, hast du sie gesehen?«
    »Nein«, antwortete der Wirt. »Ist einer mit Eurem Mädchen davongelaufen, Meister Kavir? Na?«
    »Nein, aber mit meinem Geld«, korrigierte Hasselborg. »Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit Malen, und dieser Schuft nahm ein Porträt, das ich von ihm gemacht hatte, und lief davon, ohne zu bezahlen. Wenn ich ihn erwische …« Mit einer Geste, von der er hoffte, dass sie angeberisch genug wirkte, klopfte er auf den Griff seines Schwerts.
    Die anderen kicherten, und Qám fragte: »Und Ihr wollt nach Rosíd,

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