Die Königin von Zamba
gleich mal üben: Wissen Sie, mit welchem Ziel Fallon und Miss Batruni von Novorecife aus aufgebrochen sind?«
»Sie wollten nach Rosíd im Fürstentum Rúz, welches eine Kolonie des Königreiches Gozashtand ist. Hier ist eine Landkarte …« Góis tippte mit dem Finger auf den grünen Flecken, der Novorecife symbolisierte, den Außenposten der Viagens, und fuhr langsam mit dem Finger nach Norden.
»Reisen die beiden unter Decknamen?«
»Das weiß ich nicht. Jedenfalls haben sie es mir nicht auf die Nase gebunden.«
»Was braucht man alles, wenn man in Krishna herumreisen will?«
»Landesübliche Kleidung, Waffen und Transportmittel. Unser Friseur kann Ihnen die Antennen dranmachen und die Haare färben. Als was wollen Sie denn gehen?«
»Wie meinen Sie das?« fragte Hasselborg.
»Sie können nicht einfach so herumreisen, so ganz ohne jede Staffage, sonst werden Sie womöglich für einen terranischen Spion gehalten und umgebracht. Sie brauchen eine Verkleidung. Die meisten Herrscher in der näheren Umgebung sind uns freundlich gesonnen, aber das gemeine Volk ist dumm und reizbar, und außerhalb von Novorecife können wir kaum was für Sie tun. Sobald Sie aus Novorecife heraus sind, waschen wir unsere Hände in Unschuld. Es sei denn, Sie missachten die Vorschriften über Maschinen und Erfindungen.«
»Was schlagen Sie mir denn als Tarnung vor? Ich könnte als Versicherungsvertreter auftreten oder als Telelog-Mechaniker, oder vielleicht auch als …«
»Os santos, no! Es gibt hier weder Versicherungen noch Rundfunk. Sie müssten schon als etwas auftreten, was es gibt, zum Beispiel als Palmer …«
»Als was, bitte?«
»Als Palmer. Ein religiöser Pilger. Aber das könnte Sie womöglich in religiöse Streitgespräche verwickeln. Welcher Kirche gehören Sie an?«
»Reformierte Atheisten.«
»Eben. Ein paar der terranischen Religionsgemeinschaften existieren nämlich auch hier auf Krishna. Es waren schon ein paar Missionare hier, bevor der Bann in Kraft trat. Wie wär’s, wenn wir aus Ihnen einen Troubadour machen?«
»Alles, nur das nicht! Wenn ich singe, erbleicht der stärkste Mann, Frauen fallen in Ohnmacht, und Kinder rennen schreiend davon.«
»Ich hab’s! Sie gehen als Porträtmaler!«
»Wie bitte?« Hasselborg schoss hoch wie von der Tarantel gestochen. Er war drauf und dran zu sagen, dass er alle Maler hasste. Aber das hätte zwangsläufig zu der Erläuterung geführt, dass seine frühere Frau mit einem Exemplar dieser Gattung durchgebrannt war, um den Rest ihres Daseins in einem Schuppen an der kalifornischen Küste zu fristen. Statt dessen sagte er: »Außer ein paar Dächern habe ich in den letzten Jahren nichts gemalt.« (Bei seinem Eintritt in die Fahndungsabteilung war er unter anderem auch im Zeichnen ausgebildet worden, aber er zog es vor, das lieber für sich zu behalten.)
»Oh, Sie brauchen nicht gut zu sein! Die krishnanische Kunst ist vorwiegend geometrisch, und ihre Porträts sind, an Ihrem Standard gemessen, so schlecht, dass Sie geradezu eine Sensation sein werden.«
»Würden sie meine Technik denn nicht als exotisch empfinden?«
»Doch, aber das macht nichts. Im Gegenteil: Die terranische Maltechnik ist zur Zeit in Gozashtand der letzte Schrei. Der Rat hat schließlich nicht beschlossen, auch die schönen Künste der Erde von Krishna fernzuhalten. Nehmen Sie sich ein paar Tage Zeit, um ihre Malkünste zu trainieren und Gozashtandou zu lernen; inzwischen lassen Sie sich Ihre Staffage anfertigen. Wie ich aus Ihrem Kreditbrief ersehen kann, können Sie sich das Beste vom Besten leisten. Ich werde Ihnen ein Empfehlungsschreiben an den Dasht von Rúz mitgeben …«
»Dem was wovon?«
»Sie würden es wohl als so eine Art Baron bezeichnen. Er heißt Jám bad-Koné und ist Vasall des Dour von Gozashtand.«
»Hören Sie«, sagte Hasselborg, »lassen Sie mir wenigstens meine Pillen! Schließlich muss ich bei Gesundheit bleiben, und niemand wird erfahren, was sie enthalten. Sie verstehen?«
Góis lächelte. »Na schön, ich denke, wir können Ihnen die Pillen lassen.«
Als Hasselborg in den Friseursalon kam, sah er, dass sein Kabinengenosse Chuen in dem Stuhl vor ihm saß. Der Friseur hatte ihm die Haare bereits in einem giftigen Grün gefärbt und war gerade dabei, ihm mit Hilfe von zwei kreisrunden fleischfarbenen Haftscheiben ein Paar künstlicher Antennen auf die Stirn zu kleben. Die Haftscheiben passten sich in Farbe und Struktur so gut der Haut an, dass man beim besten
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