Die Königin von Zamba
Dummkopf!«
Hasselborg schüttelte den Kopf und steckte den Brief wieder ein. »Der Dasht kann es nicht leiden, wenn man seine Briefe vor ihm liest.«
»Bring ihn um!« rief der Berittene. »Er will uns mit seinem Geschwätz bloß einwickeln.«
»Eine gute Idee«, erwiderte der andere. »Spieß ihn mit deiner Lanze auf, wenn er versucht, wegzurennen, Kaikovarr!« Gleichzeitig zog er sein Schwert und seinen Dolch und ging auf Hasselborg los.
Hasselborg hatte gerade noch Zeit, zurückzuweichen, dabei sein eigenes Schwert zu zücken und den Hieb des anderen zu parieren. Klirr! Klirr! So weit, so gut. Das Dumme war nur, dass der als Kaikovarr Bezeichnete inzwischen mit seinem Shomal um die beiden herumgeritten war und sich Hasselborg von hinten näherte.
Als sein Gegner merkte, dass Hasselborg seine wilden Hiebe zu parieren vermochte, änderte er seine Taktik. Vorsichtig schlich er auf Hasselborg zu, die Klinge horizontal ausgestreckt, und mit einer unerwarteten, blitzschnellen Bewegung hieb er Hasselborg das Schwert aus der Hand. Erneut zuckte die Klinge vor. Die Beine des Soldaten bogen und streckten sich wie Stahlfedern, als er vorwärtssprang und sich in einen Ausfallschritt grätschte. Die Spitze traf Hasselborg voll in die Brust, direkt über dem Herz.
4
H asselborg dachte schon, sein letztes Stündchen hätte geschlagen, ehe er zu seiner Verwunderung bemerkte, dass sein verborgenes Kettenhemd die Spitze abgeblockt hatte und dass die Klinge seines Gegners zu einem Halbkreis verbogen war. Nachdem er die Schrecksekunde überstanden hatte, setzten seine hochtrainierten Reflexe ein. Er spannte seinen Oberkörper, drückte, noch ehe sein Gegner reagieren und das Schwert zu einem neuen Stoß zurückziehen konnte, mit der Brust voll gegen die Spitze, griff gleichzeitig mit der linken Hand unter die Klinge, schoss zurück und drückte mit aller Kraft von unten gegen das Schwert des Gegners. Wie von einem Katapult geschossen, wirbelte es durch die Luft und fiel in sicherer Entfernung zu Boden.
»Ao!« schrie der Kumpan auf dem Shomal, aber Hasselborg hatte keine Zeit, sich ihm zu widmen. Während er mit der Rechten fieberhaft in seiner Tasche kramte, zuckte der Dolch in der linken Hand seines Gegners vor, um ihm den Garaus zu machen. Doch Hasselborg war schneller. Mit der Linken packte er den Burschen beim Handgelenk und zog ihn mit einem Ruck zu sich heran. Gleichzeitig fuhr seine Rechte mit dem Schlagring aus der Jackentasche. Ein rechter Haken landete mit einem satten Schmatzen am Kinn des Burschen, der sofort einknickte. Nachdem er ein zweites Mal zugeschlagen hatte, ließ er den Schlagring fallen und zückte seinen eigenen Dolch, den er bisher in der Hitze des Gefechts völlig vergessen hatte.
Ein fürchterlicher Stoß von hinten ließ ihn auf die Knie sacken, direkt über den Körper des halb bewusstlosen Soldaten. Die Lanze! Er rollte sich herum, zog den zappelnden Soldaten mit sich, so dass dieser auf ihm zu liegen kam, umklammerte ihn fest mit der Linken und drückte ihm die Spitze seines Dolches gegen den Hals.
Der Shomal trippelte hin und her, als sein Reiter versuchte, sich für einen erneuten Lanzenstoß in Position zu bringen. Das erwies sich nun, da Hasselborg seinen Kumpan als Schild benutzte, als ein schwieriges Unterfangen.
»Hör auf, oder ich schlitze deinem Kumpel die Gurgel durch!« schrie Hasselborg.
»Glmpff!« gurgelte der auf Hasselborg Liegende. »Er bringt mich um!«
Der Berittene lenkte sein Tier ein paar Schritte zurück. Hasselborg kam wieder auf die Knie, den Dolch noch immer stoßbereit am Hals seines Kontrahenten.
»Was werde ich wohl jetzt mit dir machen?« fragte er.
»Mich umbringen, vermute ich, weil du nicht wagen wirst, mich laufen zu lassen.«
»Ich kann es nicht.« Ihm war plötzlich eine Idee gekommen. Sie war zwar nicht besonders genial, aber vielleicht waren die Krishnaner naiv genug, um darauf hereinzufallen.
»Warum nicht?« Die kummervolle Miene des Soldaten hellte sich sofort auf.
»Weil du der Mann bist.«
»Was meinst du damit?«
»Mein Astrologe hat mir prophezeit, dass ich eines Tages mit einem Mann in einen tödlichen Kampf verwickelt würde, dessen Todestag derselbe wie meiner sei. Wann bist du geboren?«
»Am vierten Tag des elften Monats des sechsundfünfzigsten Jahres der Herrschaft von König Ghojasvant.«
»Dann bist du es tatsächlich. Ich kann dich nicht töten, weil das bedeuten würde, dass ich am selben Tag stürbe, und
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