Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Königin von Zamba

Titel: Die Königin von Zamba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
erhob er sich und sagte: »Lass dir deinen Piekser versorgen, Freundchen, sonst entzündet er sich noch.«
    »Entzündet sich? Ao!« Erst jetzt bemerkte Sarhad den kleinen Blutfleck auf seiner Jacke. »Der Stich ist nicht so schlimm, aber wer bezahlt mir meine Jacke? Sie ist so gut wie nagelneu; ich hab sie erst zum zweiten Mal an. Sie ist vom besten Schneider von Rosíd …«
    »Dann bring sie ihm wieder zurück. Mögen die Sterne dir angenehme Träume schenken!«
     
    Am nächsten Morgen überprüfte Hasselborg, der den primitiven krishnanischen Türschlössern nicht traute, sorgfältig seine Siebensachen, bevor er sich auf den Weg machte. Das Stadttor war mit den Köpfen frisch Enthaupteter geschmückt. Zeugt nicht gerade von erlesenem Geschmack, befand Hasselborg im stillen. Zwei mit Speeren bewaffnete Wächter hielten ihn an. Erst nachdem er ihnen den Brief an den Dasht unter die Nase gehalten und sich in eine große Liste eingetragen hatte, durfte er passieren.
    In gemütlichem Bummelschritt schlenderte er durch die Stadt und nahm ihre Sehenswürdigkeiten, Geräusche und Gerüche in sich auf – wobei letztere die Eigenschaft hatten, dass er ihnen nicht aus dem Weg gehen konnte, was seine Befürchtungen, sich irgendeine Infektionskrankheit aufzuschnappen, beträchtlich steigerte. An einer Straßenecke entging er um Haaresbreite einem Kind auf einem Dreirad, und drei Schritte weiter musste er einen gewaltigen Satz machen, um einer Kollision mit einem stattlichen Mann zu entgehen, dessen Gewand, Kette und Nasenschutz den Arzt im Dienst verrieten und der auf einem ähnlichen Gefährt dahergesaust kam.
    In dem Malergeschäft fragte er nach schnelltrocknendem Gips und Siegelwachs. Damit bewaffnet, kehrte er, nachdem er sich vorher am Stadttor wieder ausgetragen hatte, in sein Hotel zurück. Als er in sein Zimmer trat, war das Zimmermädchen bereits beim Aufräumen. Es wünschte ihm einen guten Morgen und bedachte ihn mit einem Lächeln, aus dem er ohne große Anstrengungen herauslesen konnte, dass es tiefergehenden Kontakten nicht abgeneigt war. Hasselborg indes hatte Wichtigeres zu tun und zeigte ihr die kalte Schulter, bis sie mit ihrer Arbeit fertig und wieder zur Tür hinaus war.
    Als er allein war, setzte er seine Brille auf, zündete seine Kerze an und holte seine Junggesellen-Nähausrüstung sowie sein kleines Gozashtandou-Portugiesisch-Wörterbuch hervor. Mit Hilfe des Gipses machte er Abdrücke von den drei großen Wachssiegeln auf dem Brief an den Dasht. Dann erbrach er die Siegel, wobei er sorgfältig darauf achtete, das steife Glanzpapier nicht zu beschädigen, und entfernte mit Hilfe der erhitzten Nähnadel die Siegelreste von dem Band, das um den Brief gewickelt war.
    Er hielt den Brief gegen das Licht und runzelte angestrengt die Stirn. Es dauerte eine Weile, bis es ihm gelungen war, Góis’ kunstvoll verschnörkeltes Werk zu entziffern. Es lautete:
     
    Julio Góis an Lord Jám, Dasht von Rúz:
    Ich vertraue darauf, dass die Sterne meines Herrn günstig stehen. Der Überbringer dieses Briefes ist ein Spion aus Mikardand, der Euch nur Böses will. Verfahrt mit ihm, wie er es verdient hat. Nehmt, o Herr, die Versicherung meiner unterwürfigsten Hochachtung entgegen.

 
5
     
    N achdem Hasselborg den Brief ein zweites Mal gelesen hatte, stieß er ein tiefes Knurren aus. Nur mit Mühe konnte er den Impuls unterdrücken, den Brief kurzerhand zu zerknüllen und quer durch den Raum zu werfen. Dieser dreckige kleine … Aber dann atmete er ein paar Mal tief durch und beruhigte sich wieder. Schließlich war ihm so etwas in seiner Laufbahn als Detektiv nicht zum ersten Mal passiert.
    So, da hatte dieser Góis doch tatsächlich ein paar Ideen bei Hamlet aufgeschnappt! Hasselborg schauderte bei dem Gedanken, was wohl aus ihm geworden wäre, wenn er dem Dasht den Brief ausgehändigt hätte, ohne ihn selbst vorher zu lesen.
    Was tun? Nach Novorecife zurückgaloppieren und Góis denunzieren? Nein, nicht so hastig! Was hatte Góis dazu gebracht, so etwas zu tun? Der Mann hatte ihn doch ganz offensichtlich gemocht, es musste also etwas anderes dahinterstecken. Die einzige plausible Erklärung war, dass seine Anwesenheit auf Krishna irgendwie G6is’ Interessen zuwiderlief. Wenn das so war, dann musste Góis in irgendeine linke Sache verwickelt sein, in eine Verschwörung oder so etwas, und möglicherweise steckten seine Vorgesetzten – dieser wichtigtuerische Abreu zum Beispiel – mit drin. In jedem Fall würden

Weitere Kostenlose Bücher