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Die Königin von Zamba

Titel: Die Königin von Zamba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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diese Brasilianer, auch wenn sie für sich genommen zum großen Teil gute Kerle waren, gegen ihn, einen Americano do Norte, zusammenhalten. Das Risiko durfte er also auf keinen Fall eingehen.
    Sollte er versuchen, einen neuen Brief zu fingieren? Das würde eine Menge Arbeit bedeuten, insbesondere als er nicht sicher war, ob er mit seinem geschriebenen Gozashtandou einen einigermaßen hellen Einheimischen hinters Licht führen konnte. Als er jedoch im Zuge dieser Idee in seinem Wörterbuch herumstöberte, stellte er fest, dass er mit einiger Geduld und einem Radiergummi die Wörter ›Spion‹ und ›Böses‹ durch ›Künstler‹ und ›Gutes‹ ersetzen konnte. Dies tat er auch. Als er fertig war, faltete er den Brief wieder zusammen und band ihn mit dem Seidenband zu. Dann schmolz er mit der Kerze ein paar Tropfen Wachs auf die Stelle, wo das Band sich kreuzte, und stempelte mit Hilfe der Gipsabdrücke neue Siegel daraus.
    Bevor er jedoch seinen edlen Aya bestieg und ins Blaue sprengte, waren erst einmal ein paar neue Überlegungen angezeigt. Während er über sein weiteres Vorgehen nachdachte, flickte er mit Nadel und Faden die Risse und Löcher, die die Zwistigkeiten des Vortages in seinem Mantel hinterlassen hatten. Da Góis versucht hatte, ihn ans Messer zu liefern, war es mehr als unwahrscheinlich, dass er ihn auch bezüglich der Richtung, die Fallon eingeschlagen hatte, belogen hatte. Und da er weder über Fallons Fluchtweg Klarheit hatte noch nach Novorecife zurückkonnte, um sich neue Instruktionen zu holen, blieb ihm nichts anderes übrig, als in mühseliger Kleinarbeit sämtliche Wege abzugrasen, die von Novorecife aus ins Landesinnere führten, bis er die Spur der Flüchtigen entdeckt hatte. Das konnte ja heiter werden! Andererseits: Sollte er die Spur der beiden nicht finden, dann hatte er eine prächtige Ausrede für Batruni … Schluss damit! ermahnte er sich streng. Das ist ein Auftrag, und den hast du zu erfüllen!
    Bevor er sich jedoch auf seine Rundreise machte, war es vielleicht das beste, erst einmal den Dasht aufzusuchen. Vielleicht bekam er ja am Hof irgendeinen Fingerzeig über den Verbleib von Fallon und seiner Geliebten. Und dann nichts wie weg – vielleicht zur Abwechslung diesmal mit einem Empfehlungsschreiben an irgendeinen Bonzen in Hershid …
     
    Ein frischer, kühler Wind ließ die Fähnchen auf den Zinnen der zwiebelförmigen Kuppeln des Palasts knattern und trieb große Schwärme kleiner weißer Wölkchen über den grünlichen Himmel. Dieses reizvolle Spiel aus Grün und Weiß spiegelte sich in den Pfützen vor dem Palasttor wider. Der Wind ließ Hasselborgs Mantel ebenfalls flattern, als dieser vor dem Tor stand und mit dem Wachtposten sprach.
    »Seine Großmächtigkeit«, beschied ihm der Posten, »wird Euren Brief hineinbringen, und in einer Stunde wird er zurückkommen, um Euch zu sagen, dass Ihr morgen wiederkommen sollt, um zu erfahren, wann der Dasht Euch eine Audienz zu gewähren gedenkt. Morgen wird er Euch dann sagen, dass der Terminplan für die kommende Zehn-Nacht noch nicht feststeht und dass Ihr daher bitteschön übermorgen wiederkommen sollt. Dieses Spiel wiederholt sich noch ein paar Mal, bis er Euch schließlich sagen wird, dass Ihr in – von heute an gerechnet – zwanzig Tagen wieder hier erscheinen sollt. Ihr werdet also herumsitzen und trinken, bis Ihr kein Geld mehr habt, und wenn der Tag endlich gekommen ist, wird er Euch sagen, dass man Euren Termin in der letzten Minute einem wichtigeren Besucher gegeben hat, und dann werdet Ihr das Ganze von vorn beginnen, wie Qabuz in der Geschichte, der immer versuchte, auf einen Baum zu klettern, um an die Frucht zu kommen, und jedes Mal, wenn er sie fast erreicht hatte, wieder herunterrutschte. Ich beneide Euch wirklich nicht.«
    Hasselborg lupfte den Gurt seiner Umhängetasche ein wenig, so dass die Münzen darin klimperten, und erwiderte: »Glaubt Ihr, dass ein bisschen von dem, was ich hier drin habe, die Sache etwas beschleunigen könnte?«
    Der Posten grinste. »Vielleicht, aber garantieren kann ich das nicht. Wenn Ihr Pech habt, werdet Ihr all Euer Geld los und habt am Ende doch nichts gewonnen …«
    Die Rückkehr des ganz in Schwarz gekleideten Majordomus ließ ihn verstummen. »Kommt, Meister Kavir!« säuselte dieser. »Der Dasht will Euch sofort sehen.«
    Hasselborg grinste seinerseits, als dem Wachtposten die Kinnlade herunterfiel, und folgte dem Schwarzgekleideten quer über den Hof und durch das

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