Die Königin von Zamba
Krishnanern für irgendein Spiel. Schließlich gelangte er in einen Raum, in dem ein paar Leute sich gerade an einem kunstvoll aufgebauten Büfett gütlich taten. Er probierte ebenfalls ein paar von den Sachen, obwohl das schwere Parfüm, das die Krishnaner aufgelegt hatten, seinen Appetit erheblich dämpfte.
»Probiert mal das hier!« forderte ihn sein Nachbar auf, ein ganz in weißen Satin gekleideter Krishnaner. »Ihr seid doch der Porträtmaler, nicht wahr?«
»Ganz recht. Aber woher wisst Ihr das?«
»Klatsch. Alles Klatsch, mein Bester. Womit soll man sich die Zeit auch anders vertreiben, ohne Krieg und gerichtliche Pflichten?« Offenbar erging man sich gerade in munterem Geplauder über Nichtigkeiten.
»Ich bin Ye’man«, fuhr er fort, so als setzte er wie selbstverständlich voraus, dass jeder seinen Geschlechtsnamen und seine Titel wusste. »Der hässliche Wicht hier zu meiner Rechten ist Freiherr bad-Gaweq, der Meistergleiter. Malt ihn bloß nicht! Es würde Euch Eure Pigmente zum Gerinnen bringen, so wie die Salzteufel in der Fabel den Maraghe-See zum Gerinnen brachten. Ihr solltet unbedingt einmal zuhören, wenn Saqqiz sein Gedicht über dieses Thema rezitiert. Ein Meisterwerk im alten epischen Stil …«
Hasselborg wartete die Gelegenheit ab, bis sein Gegenüber Luft holen musste, und fragte rasch: »Wer ist die Dame in dem durchsichtigen blauen Gewand mit dem dazu passenden Haar?«
»Die? Na, ich bitte Euch! Fouri bab-Vazid natürlich! Ihr wisst doch, die Nichte vom alten Hasté. Ihr hättet sie doch sofort an der Haarfarbe erkennen müssen! Es laufen zahllose Gerüchte darüber, warum und wieso sie hier ist; die einen behaupten, sie wäre unsterblich in unseren guten Dasht verliebt; andere sagen, sie wäre hier, um ein bisschen schönes Wetter für die Kirche ihres Onkels zu machen, und wieder andere sind fest davon überzeugt, dass sie im Auftrag des Dour ein wenig hier herumspioniert. Aber das werdet Ihr alles noch früh genug erfahren. Wie ich hörte, nehmt Ihr auch an der Jagd teil. Vielleicht haben wir diesmal einen guten Sturz, nicht so wie letztes Mal, als das Feld den Lauf kreuzte und die Trommel Grütze durch den Kamin leitete …«
Da das Geschwätz seines Gegenübers ihm plötzlich unverständlich erschien und darüber hinaus die Erwähnung der Jagdpartie ihn daran erinnerte, dass er noch eine Menge Vorbereitungen zu treffen hatte, entschuldigte sich Hasselborg und machte sich eilig auf die Suche nach dem Ausgang. Er fand den Majordomus in einer Art Wachhäuschen direkt neben dem Haupteingang zum Palast, von wo aus er das Tor überblicken konnte.
»Vielen Dank für Eure Dienste!« sagte er und ließ gleichzeitig ein paar Silberkarda in die Hand des Mannes gleiten. Als dessen Miene ihm verriet, dass er die Größe des Trinkgeldes richtig geschätzt hatte, fuhr er fort:
»Ich würde Euch gern ein paar Fragen stellen. Der Dasht hat mich vorhin auf eine Jagdpartie eingeladen, und da ich neu hier bin und überhaupt keine Ahnung vom Jagen habe, weiß ich jetzt gar nicht, was ich alles berücksichtigen muss. Was benötige ich, wo finde ich das Jagdhaus, und was will der Dasht überhaupt jagen?«
»Zuerst einmal braucht Ihr einen Jagdanzug, Herr. Den bekommt Ihr bei jedem guten Schneider; aber Ihr müsst Euch beeilen. Seine Hoheit wird wahrscheinlich Yekis jagen, da das Paar, das er für die Spiele hielt, erst jüngst verendet ist. Und was das Jagdhaus betrifft, da müsst Ihr …«
Hasselborg ließ sich den Weg beschreiben und fertigte sich rasch eine Skizze an. Währenddessen dachte er darüber nach, dass es eigentlich für einen, der gewohnt war, das gefährlichste Wild zu jagen, nämlich den Menschen, ziemlich idiotisch war, durch die Gegend zu reiten und irgendein armes Viehzeug abzustechen. Aber Befehl war Befehl.
Zur festgesetzten Stunde erschien Hasselborg vor der Jagdhütte des Dasht, etwa zehn Hoda vor der Stadt. Den Rest des Vortags hatte er damit verbracht, sich einen Jagdanzug, Sattel und Zaumzeug für Faroun zu kaufen und sein Gepäck in einen anderen (und wie er hoffte, reputierlicheren) Gasthof innerhalb der Stadtmauern zu schaffen.
Den Jagdanzug hatte er fertig von der Stange gekauft, im Rosido, einer Art Kaufhaus von der billigen Sorte. Der Verkäufer dort hatte gleich versucht, ihm eine ganze Warenladung anderer Jagdutensilien aufzuschwatzen: ein kurzes Jagdschwert, eine Feldflasche und ähnlichen Krimskrams, doch er hatte sich erfolgreich widersetzt. Der Anzug war
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