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Die Königin von Zamba

Titel: Die Königin von Zamba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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harmloser Zufallsgast wie ein Zivilbulle sein, der ein Auge auf die Unterwelt von Rosíd hielt.
    Hasselborg bekam einen Platz an der Wand. Als er sein überraschend schmackhaftes, wenn auch immer noch undefinierbares Mahl zu Ende gegessen hatte, kam ein junger Mann, der die ganze Zeit über gelangweilt an der Theke gelungert hatte, an seinen Tisch und sagte freundlich: »Ich bin Sarhad. Mögen die Sterne Euch Glück bringen. Ihr seid neu hier, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete Hasselborg.
    »Darf ich?« Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte sich der junge Mann zu Hasselborg an den Tisch. »Einige unserer Alten werden lästig und langweilig, wenn sie trinken. Bei mir ist das anders; ich weiß immer genau, wann ich aufhören muss. Zuviel von dem Zeug ist in meinem Gewerbe nicht gut; verdirbt einem die Hand. Schlechtes Wetter in den letzten Tagen, nicht wahr? Hast du schon die Tochter von dem alten Griesgram gesehen? Ein heißer Hocker, sag ich dir, und sie sagen, sie wäre …«
    In dieser Manier ratterte er weiter, bis der ›heiße Hocker‹ höchstselbst auftrat und ihm sein Abendessen servierte. Da sie der erste weibliche Krishnaner war, den er aus nächster Nähe zu betrachten die Gelegenheit hatte, machte Hasselborg von dieser Gelegenheit ausgiebig Gebrauch. Die Frau war auf ihre breitwangige, stupsnasige, spitzohrige Art wirklich hübsch. Ihr Kleid beziehungsweise das nur spärliche Vorhandensein eines solchen betonte mehr als deutlich die übertriebenen Proportionen, wie terranische Künstler sie so gern in ihren Pin-up-Kalendern verewigten. Hasselborg fragte sich bei der Gelegenheit, ob besagte Künstler sich ursprünglich vielleicht von Fotografien krishnanischer Frauen zu diesem Stil hatten inspirieren lassen. Jedenfalls gehörten die Krishnaner unbestreitbar zur Gattung der Säugetiere, auch wenn sie Eier legten.
    Sarhad ließ plötzlich eines seiner Essstäbchen fallen. »Bitte tausendmal um Verzeihung, Meister!« murmelte er in Hasselborgs Richtung und tauchte unter die Tischplatte, um es wieder aufzuheben.
    Irgend etwas erregte Hasselborgs nie schlummernden Argwohn, und er ließ unmerklich seine rechte Hand zu seinem Dolch gleiten. Ein kurzer, unauffälliger Blick verriet ihm, dass Sarhad, während er mit der einen Hand nach seinem Essstäbchen tastete, munter dabei war, mit der anderen in Hasselborgs Umhängetasche herumzuwühlen.
    Hasselborg packte Sarhads rechten Arm mit der Linken, riss mit der Rechten den Dolch aus der Scheide und grub die Spitze direkt unterhalb der Tischplatte in die unteren Rippen des jungen Mannes.
    »Und jetzt die Hand auf den Tisch!« sagte er leise. »Ich will sie sehen.«
    Sarhad spannte sich und schaute ihn an, wobei sein Mund sich öffnete und schloss wie der eines Goldfisches, dessen Wasser dringend gewechselt werden muss. Das Ganze sah so aus, als dachte er, er müsse irgend etwas sagen, wisse aber nicht so recht, was. Plötzlich spürte Hasselborg, wie die Linke des Kerls sich bewegte und etwas Spitzes sich gegen seine Rippen drückte, zum Glück jedoch in seinem Kettenhemd ein unüberwindbares Hindernis fand.
    Sofort drückte er mit seinem eigenen Dolch etwas heftiger nach. »Ohé!« japste der Bursche. »Ich blute!«
    »Dann lass dein Messer fallen!«
    Hasselborg hörte, wie es zu Boden fiel, tastete danach mit der Fußspitze und stieß es weg. All dies hatte sich so rasch und lautlos abgespielt, dass offenbar keiner der Gäste etwas bemerkt hatte.
    »Und nun, mein junger Freund«, sagte Hasselborg ruhig, »werden wir beide ein bisschen miteinander plaudern.«
    »O nein, das werden wir nicht! Ich brauche bloß zu schreien, und sofort habt Ihr sie alle auf dem Hals.«
    Hasselborg schüttelte langsam den Kopf und erwiderte: »Das glaube ich kaum. Für gewöhnlich arbeiten Taschendiebe allein; eine Bande hast du also nicht. Außerdem wärst du ein toter Mann, bevor die anderen hier wären; du hättest also keine Gelegenheit mehr, dich an meinem Ableben zu erfreuen. Und schließlich mögen es Ganoven gar nicht gern, wenn einer der Ihren in einem Schlupfwinkel wie diesem hier ein Verbrechen begeht, weil sie dadurch allesamt in Gefahr geraten. Sie betrachten so was sozusagen als unlautere Geschäftspraktiken. Alles klar?«
    Die schon von Natur aus grüne Gesichtsfarbe des Jungen wurde noch eine Spur grüner. »Woher wisst Ihr das alles? Ihr seht nicht so aus wie einer von unserer Zunft.«
    »Ich bin ein bisschen rumgekommen. So, und nun bitte nicht so laut sprechen, und

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