Die Königin von Zamba
natürlich jedem die Stirn bieten, außer Dasht selbst.«
Nachdem sie eine Weile schweigend dagesessen und nachgedacht hatten, nahm der Kerkermeister plötzlich den Faden wieder auf: »Vielleicht kann ich Euch auch so heil durch das Spiel bringen. Ich habe da eine Idee. Wenn Ihr mir jetzt den Wechsel gebt, werde ich tun, was ich kann, und wenn es nicht klappt, könnt Ihr mit dem Geld ohnehin nichts mehr anfangen. Nun, gebt Ihr ihn mir?«
Hasselborg, der bis jetzt wenig Grund sah, dem Kerkermeister zu vertrauen, konterte: »Ich mache Euch einen Vorschlag: Ich stelle Euch jetzt einen Wechsel über eine Viertelmillion Karda aus und einen zweiten über die gleiche Summe, sobald ich draußen bin.«
»Aber woher soll ich wissen, ob Ihr mir auch die zweite Hälfte bezahlt, wenn Ihr erst frei seid und mit den Eshuna im Nacken flieht?«
»Und woher soll ich wissen, ob Ihr mich rauslasst, wenn Ihr erst einmal die erste Rate in der Hand habt? Mal ehrlich: Wärt Ihr nicht bedeutend beruhigter, wenn Ihr mich sicher im Bauch des Yeki wüsstet und ich keine Gelegenheit mehr hätte, irgend jemandem unseren kleinen Handel auszuplaudern? Nicht, dass ich Euch misstraue, Meister Yeshram, aber so liegen die Dinge nun einmal. Ihr vertraut mir, ich vertraue Euch. Ihr könnt wählen. Aber bedenkt: Wenn wir uns nicht einig werden können und ich gefressen werde, dann werdet Ihr nur das bekommen, was ich am Leibe habe, und damit könnt Ihr keinen hochherrschaftlichen Prunk entfalten.«
Das Gefeilsche ging noch eine geschlagene Stunde so weiter, ehe Hasselborg endlich gewonnen hatte. So wollte Yeshram zum Beispiel eine halbe Million netto, während Hasselborg auf einer halben Million brutto bestand, dass heißt, alle sonstigen anfallenden Schmiergelder inklusive.
Nachdem sie sich auch über diesen Punkt endlich einig waren, schrieb Hasselborg schließlich seinen Wechsel aus. »Wie sieht denn Euer Plan nun aus?« fragte er den erschöpften Kerkermeister.
»Ich möchte es Euch nicht so gern erzählen, weil ein Geheimnis, das viele kennen, kein Geheimnis mehr ist, wie es in den Sprichwörtern von Nehavend heißt. Ich will Euch nur eins sagen: Tretet dem Yeki kühn entgegen, und Ihr werdet feststellen, dass er vielleicht weniger geneigt ist, Euch zu fressen, als Ihr es erwartet habt.«
Danach kam Hasselborg in den fragwürdigen Genuss, zwei krishnanische Tage und Nächte dem Zeitpunkt seiner Hinrichtung entgegenharren zu dürfen. Er versuchte sich die Zeit mit dem Lesen eines Fachbuchs über gozashtandisches Recht zu vertreiben, das Yeshram ihm besorgt hatte, gab den Versuch aber bald wieder auf: Das Recht in Gozashtand basierte zum größten Teil auf Präzedenzfällen, und außerdem beherrschte er das geschriebene Gozashtandou noch nicht gut genug, um das Buch mit Genuss lesen zu können. Er ging nervös in seiner Zelle auf und ab, rauchte, aß wenig und verbrachte ganze Stunden damit, sentimental auf Alexandras winziges Taschenruch zu starren.
Zwischendurch schickte er immer wieder den Wärter hinaus, um in Erfahrung zu bringen, ob es schon irgendeine Nachricht von Garmsel gab. Er wusste zwar, dass das noch gar nicht der Fall sein konnte, aber irgendwie hoffte er trotzdem auf ein kleines Wunder. Ein kleiner, wenngleich schwacher Trost für ihn war die Tatsache, dass er trotz seiner aussichtslosen Lage immer noch genügend Selbstbeherrschung aufgebracht hatte, seinen Handel mit Yeshram über weniger als die Hälfte der Summe abzuschließen, die sein Kreditbrief abdeckte. Er war mehrmals nahe daran gewesen, den gesamten Betrag in die Waagschale zu werfen, obwohl er wusste, dass das bedeuten würde, Geld zum Fenster hinauszuwerfen.
Am zweiten Nachmittag nach seiner Ankunft im Knast kam Yeshram zu ihm in die Zelle und fragte: »Seid Ihr bereit? Nur Mut, Meister Kavir! Nein, nein, zum hundertsten Male, keine Neuigkeiten! Garmsel würde einen von Aquebats gezogenen Gleiter brauchen, wie Prinz Bourudjird in der Legende, wollte er jetzt schon wieder zurück sein. Warum zittert Ihr so? Mein Risiko ist nicht minder groß als Eures.«
Hasselborg wurde in eine Art Käfig auf Rädern verfrachtet und quer durch die Stadt zum Stadion gekarrt. Dort angekommen, wurde er von Bewaffneten in einen Raum unterhalb der Tribünen geführt. Von draußen drangen die Geräusche der hereinströmenden Zuschauermassen zu ihm. Die beiden Wärter beobachteten ihn schweigend. Nach einer Weile sagte einer von beiden zu seinem Kumpan:
»Die Menge ist heute in
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