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Die Königin von Zamba

Titel: Die Königin von Zamba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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sehen konnten. Er hetzte hinter ihnen her, so gut er eben konnte, kaum fähig, ihre Silhouetten auszumachen. Zu allem Überfluss klatschte ihm auch noch ein Klumpen Matsch von einem ihrer Hufe ins Gesicht und verteilte sich so gleichmäßig, dass er für einen Moment völlig von der Außenwelt abgeschlossen war. Als er endlich wieder sehen konnte, waren sie so weit voraus, dass er sie nur noch am Trampeln ihrer Hufe erkennen konnte. Er schaute sich um. Die Laternen des Stadttors waren nicht mehr zu sehen.
    Noch ein paar Minuten dauerte diese Tortur; dann hob einer von ihnen den Arm, und sie verfielen in einen leichten Trab. Ehe Hasselborg sich’s versah, stand er plötzlich vor seinem Karren, der am Straßenrand parkte. Ein Mann stand dabei und hielt den Kopf seines neuen Aya, der bereits fertig eingespannt war.
    »Da wären wir, Meister Kavir!« sagte eine Stimme in der Dunkelheit. »Eure Sachen findet Ihr hinten auf dem Karren; wir haben sie so gut verstaut, wie wir konnten. Verliert unterwegs keine Zeit und zündet vor allem kein Licht an. Es ist gut möglich, dass man einen Suchtrupp hinter Euch herschickt. Mögen die Sterne über Euch wachen!«
    »Gute Nacht, Freunde!« sagte Hasselborg, kletterte von seinem Aya und übergab dem Mann neben seinem Karren die Zügel. Dieser schwang sich wortlos in den Sattel, und alle drei sprengten in die Dunkelheit davon.
    Hasselborg stieg auf seinen Karren, nahm Zügel und Peitsche in die Hand, löste die Bremse und verfiel in die schnellste Gangart, die er beherrschte, ohne in der Dunkelheit seinen Karren in den Graben zu setzen – einen leichten Schritt.

 
7
     
    A ls der Morgen dämmerte› hatte Hasselborg den größten Teil der Nacht damit zugebracht, abwechselnd zu dösen und immer in dem Moment rechtzeitig hochzufahren, wenn er gerade von seinem Sitz zu kippen drohte. Dabei hatte er einen der wenigen Vorteile entdeckt, die ein von einem Tier gezogenes Vehikel gegenüber einem Automobil hat, dass man nämlich blind darauf vertrauen kann, dass das Tier nicht sofort in den Straßengraben fällt, wenn der Fahrer einmal einnickt.
    Es hatte aufgehört zu regnen, doch war der Himmel noch immer bedeckt. Hasselborg gähnte, reckte und streckte sich und merkte mit einem Mal, dass er fürchterlichen Hunger hatte. An alles hatten seine Freunde aus dem Knast von Rosíd gedacht, bloß nicht daran, ein bisschen Proviant in den Karren zu packen. Und ein Dorf war weit und breit nicht in Sicht. Zum Glück hatten sie ihm wenigstens seine Pillen und Tröpfchen eingepackt, ohne die er sich bloß als halber Mensch fühlte.
    Er kitzelte seinen neuen Aya, der übrigens auf den Namen Avváu hörte, zu frischem Trab hoch und rollte so mehrere Stunden in gleichmäßiger Geschwindigkeit über die ebene Landstraße. In einem Bauernhaus konnte er schließlich seinen Hunger stillen. Er kaufte sich zusätzlich etwas Proviant, fuhr noch ein paar Meilen weiter und hielt an einer Stelle, wo der Pfad zu einer schmalen Furt über einen Bach abfiel. Er lenkte sein Gespann ein Stück stromabwärts bis hinter die erste Biegung, wo die Uferböschung hoch genug war, um den Blick von der Straße aus zu verwehren. Dort machte er ein kurzes, unruhiges Nickerchen, bevor er wieder weiterfuhr.
    Kurz vor Sonnenuntergang begann die Wolkendecke aufzureißen. Der Weg schlängelte sich jetzt kurvenreich durch die Ausläufer einer Kette zerklüfteter Hügel: die Kodum-Hügel, wenn er die Karte noch richtig im Kopf hatte. Hier gab es sogar Bäume, richtige Bäume, auch wenn sie aussahen wie überdimensionale Farne mit ihren grünen Stämmen und rostroten Wedeln.
    Der Sonnenuntergang wurde von Minute zu Minute prächtiger. Die Unterseiten der Wolken leuchteten purpurn und golden, und zwischen ihnen schimmerte smaragdgrüner Himmel. Wenn ich mich hier schon als Künstler ausgebe, dachte Hasselborg, dann sollte ich vielleicht auch lernen, mich wie einer zu verhalten. Was würde ein Künstler jetzt an meiner Stelle tun? Nun, er würde den Karren auf dem Kamm einer Anhöhe anhalten, eine farbige Skizze von dem Sonnenuntergang machen und diese bei Gelegenheit zu einem kompletten Gemälde vervollkommnen.
    Der Aya trottete auf eben eine solche Anhöhe zu – ein langer Sporn, der aus den dunklen Kodum-Hügeln in die Ebene hineinragte. Das Tier fiel in langsamen Schritt, als es die Anhöhe erreichte, während Hasselborg in seinen Sachen herumkramte, um seine Malerausrüstung hervorzuholen. Kurz bevor sie den Kamm erreichten,

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