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Die Königin von Zamba

Titel: Die Königin von Zamba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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brachte er das Gespann zum Stehen und zog die Bremse. Der Aya begann im Moos zu grasen, und Hasselborg stieg ab und schleppte seine Staffelei hinauf auf die Spitze der Anhöhe. Als er den Kopf über den Kamm schob, gerade so weit, dass er über den gegenüberliegenden Abhang in die Ebene blicken konnte, blieb er wie angewurzelt stehen, und der kurz zuvor noch gehegte Gedanke, Claude Monet zu übertreffen, schwand ihm mit einem Schlag aus dem Kopf.
    Unten in der Ebene war ein Dutzend Männer auf Ayas und Shomals gerade dabei, einen Pulk von Fahrzeugen anzugreifen. Die Angreifer ritten seitlich links und rechts – eine Reihe in Fahrtrichtung, die andere in entgegengesetzter Richtung – an der Wagenreihe vorbei und beschossen sie mit Pfeilen, und mehrere Männer in dem Konvoi schossen zurück. Das erste Gefährt in der Reihe war eine große Bishtarkutsche, aber der Bishtar hatte – offenbar von einem Pfeil getroffen – das Fahrzeug mit Tritten demoliert und war unter lautem Trompeten in die Ebene davongestoben.
    Hasselborg stellte seine Staffelei ab und holte das kleine Teleskop hervor, das er sich in Rosíd gekauft hatte. Jetzt konnte er einzelne Details erkennen. Einer der Verteidiger lag auf dem Dach eines der Wagen; ein zweiter entzündete gerade ein krishnanisches Feuerwerk. (Hasselborg wusste, dass die krishnanische Pyrotechnik nicht auf Schießpulver basierte, sondern auf den getrockneten Sporen einer bestimmten Pflanze, die, wenngleich nicht explosiv, mit einer zischenden Stichflamme aufloderten, wenn man sie anzündete.) Das Feuerwerk spie mehrere Flammenbälle, woraufhin die Formation der Angreifer in Unordnung geriet. Ein Shomal brach, offenbar von einem der Feuerbälle angesengt, aus und raste in wildem Galopp über die Ebene, direkt auf Hasselborg zu. Er sah, wie der Reiter mit wütenden Schlägen und Tritten versuchte, das wildgewordene Tier zur Räson zu bringen, jedoch vergebens.
    Als er sein Teleskop wieder auf den Konvoi richtete, gewahrte er in der letzten Kutsche eine Krishnanerin. Obwohl die Entfernung zu groß und das Licht inzwischen zu schlecht war, um sie genauer zu erkennen, konnte er doch sehen, dass ihre Kleidung von gutem Schnitt und hoher Qualität war. Auch ihre Figur konnte sich sehen lassen. Sie schien jemandem in einem der vorderen Wagen etwas zurufen zu wollen.
    Obwohl Victor Hasselborg von Natur aus ein eher nüchtern denkender, überlegt handelnder Mann war, der sich selten von Gefühlsaufwallungen beeinflussen ließ, war diesmal der Adrenalinschock so heftig, dass seine Pferde mit ihm durchgingen. Noch während sein Verstand ihn mahnte, sich lieber zu verstecken, bis das Spektakel vorüber war, und dann in Ruhe seine Fahrt nach Hershid fortzusetzen, rannte er zurück zu seinem Karren, spannte den Aya aus – er war mittlerweile schon fast ein Experte im An- und Ausschirren –, holte seinen Sattel aus dem Karren, nahm dem Tier das Geschirr ab, legte ihm den Sattel auf, schnallte sich sein Schwert um, stieg auf, gab dem Aya die Sporen und sprengte auf das Getümmel zu, so schnell die sechs Beine des Tieres ihn zu tragen vermochten, so als wäre er der legendäre krishnanische Nationalheroe Qarar, der hinausritt, um es mit einem ganzen Bataillon glitschiger Drachen aufzunehmen.
    Der Bursche, dessen Shomal durchgegangen war, hatte es inzwischen geschafft, sein Tier wieder unter Kontrolle zu bekommen. Da er schon wieder gewendet hatte und zu dem Konvoi zurückritt, sah er Hasselborg erst in dem Moment, als dieser schon fast über ihm war. Der Hufschlag von Hasselborgs Aya ließ ihn im Sattel herumfahren. Ehe er einen Pfeil aus dem Köcher hatte, war Hasselborg schon hinter ihm und stieß ihm aus vollem Galopp das Schwert zwischen die Rippen. Nicht gerade die feine englische Art, dachte der Detektiv, aber dies ist nicht der richtige Moment für edles Rittertum. Die Klinge fuhr bis zum Heft in den Rücken des Mannes. Unglücklicherweise hatte sein Aya soviel Schwung drauf, dass ihm der Griff seines Schwertes aus der Hand glitt, bevor er noch Zeit hatte, die Klinge aus dem Rücken seines Opfers zu ziehen.
    Fataler hätte die Situation gar nicht sein können. Da ritt Victor Hasselborg nun, unbewaffnet und so gut wie schutzlos, in gestrecktem Galopp geradewegs auf sein Unglück zu. Der Widerstand seitens der Überfallenen war inzwischen so gut wie zusammengebrochen. Einer der Männer raste, verfolgt von zweien der Räuber, über die Ebene, ein anderer focht vom Rücken seines Aya aus

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