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Die Königin von Zamba

Titel: Die Königin von Zamba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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gebauten Burschen, und vor dem Mann, der die Ruderpinne bediente, lag eine riesige Packkiste.
    Das Boot steuerte den Kai an, den Chuen sich ausgesucht hatte. Als es anlegte und die Männer sich daran machten, die schwere Kiste an Land zu bringen, stand Hasselborg auf und schlenderte langsam in die Richtung. Jetzt zogen die Männer einen Riemen mit zwei Tragstangen durch die Schlaufen an der Kiste. Je zwei von ihnen fassten an jedem Ende eine Stange unter, legten sich kleine Polster auf die Schultern, legten die Stangen darüber und wuchteten die Kiste mit einem gemeinsamen »Hauruck« hoch. Dann setzten sich die acht Träger im Gleichschritt in Bewegung und trugen die Kiste zum vorderen Ende der Mole. Das schwere Ding schaukelte im Takt ihrer Schritte hin und her, und die Taue knarrten und ächzten jedes Mal beängstigend. Zwei weitere Männer der Besatzung gingen mit ihnen, der Rest setzte sich auf die Mole und wartete.
    Chuen folgte den Trägern der Kiste in gebührendem Abstand, und Hasselborg wiederum in gebührendem Abstand zum Chinesen. Die Riege bog in eine Seitenstraße ein, bog ein paar Mal nach links und rechts ab und blieb schließlich in einer kleinen Nebengasse vor der Tür eines großen Hauses stehen, dessen wenig anheimelnde graue Fassade in der unteren Etage keine Fensteröffnungen aufwies. Lediglich weiter oben waren ein paar zu sehen. Chuen schlenderte an ihnen vorbei, während Hasselborg sich in die noch lebendigen Auslagen eines Fischgroßhandels vertiefte, die glücklicherweise hinter einer Milchglasscheibe ihr Unwesen trieben, so dass sein Appetit nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde.
    Der Mann, der die Ruderpinne bedient hatte, betätigte den großen eisernen Türklopfer. Die Tür schwang augenblicklich auf. Es folgte ein kurzer Wortwechsel, den Hasselborg aus seiner Entfernung nicht verstehen konnte, dann wuchteten die Träger die Kiste hoch und marschierten ins Haus. Rumms!
    Nach einer Weile kamen sie wieder heraus; das heißt, neun von den zehn, die hineingegangen waren, kamen wieder heraus. Hasselborg konzentrierte sich weiter auf das Fischgewimmel hinter der Milchglasscheibe, als sie hinter ihm vorbeigingen. Besonders eine Kreatur, die die Unappetitlichkeiten eines Krebses mit denen eines Tintenfisches auf geradezu beängstigende Weise in sich vereinte, hatte es ihm angetan. Nur gut, dass da noch die Milchglasscheibe war! Hasselborg stieß einen lang gezogenen Seufzer der Erleichterung aus, als sich die Schritte der Männer entfernten, ohne dass sie versucht hätten, ihm ein Messer in den Rücken zu stecken.
    Chuen tauchte aus der Seitengasse auf, in die er geschlüpft war, und sagte zu Hasselborg: »Ich habe mir Haus von hinten angeguckt. Auf Parterre sind keine Fenster.«
    »Und wie kommen wir dann rein?«
    »Stück weiter oben ist ein Fenster. Ungefähr zweieinhalb Meter. Wenn wir etwas zum Draufstellen finden, kommen wir rein.«
    »Wir brauchen bloß eine Leiter und ein Stemmeisen.«
    »Stemmeisen? Wollen Sie Gewichtheben üben?«
    »Nein, ich meine ein Brecheisen – eine Eisenstange, verstehen Sie?«
    »Oh, Sie meinen eins von Eisendingern mit Haken am Ende?«
    »Richtig. Ich weiß bloß nicht, wie das auf Gozashtando heißt.«
    »Ich auch nicht, aber ich kann Menge mit Zeichensprache machen. Einer von uns muss so ein Ding kaufen, während anderer zum Beobachten bleibt.«
    »Hm-m-m«, erwiderte Hasselborg. »Ich befürchte bloß, dass die Geschäfte inzwischen schon geschlossen sind.«
    »Vielleicht sind noch welche offen. In Majbur machen Geschäfte zum Teil erst sehr spät zu.«
    »Okay, soll ich dann losgehen, und Sie bleiben hier? Ich habe längere Beine als Sie.«
    »Vielen Dank, aber Sie bleiben besser hier, und ich gehe los. Sie haben Schwert und wissen, wie man damit umgeht. Ich nicht.«
     
    Hasselborg, der sich nicht auf eine längere Diskussion einlassen wollte, bezog seinen Posten, und Chuen trippelte auf seinen kurzen Beinen davon. Die vielfarbigen Lichtspiele des Sonnenuntergangs verblassten, und die drei Monde warfen pyramidenförmige Schatten in den engen, muffig riechenden Gassen. Hin und wieder kamen Leute vorbei, manche mit Packtieren. Ein Mann, den Hasselborg nicht erkannte – er wusste nur mit Sicherheit, dass es keiner von den Leuten auf dem Boot war –, kam aus dem Haus und fuhr auf einem Dreirad davon. Hasselborg überlegte gerade, ob er von seiner zweiten Zigarre noch einen letzten Zug nehmen oder sie ausdrücken sollte, als Chuen mit einer kurzen Leiter

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