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Die Königin von Zamba

Titel: Die Königin von Zamba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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zerbrechliche Gefährt mit dem Riesenkoloß von einem Bishtar teilen zu müssen. Der Rest der Leute stieg ein und drängte sich ängstlich in die Ecken des Schiffes, darauf bedacht, einen möglichst großen Abstand zwischen sich und dem Untier zu halten.
    Unter dem Geschiebe und den aufmunternden Rufen seiner Wärter setzte der Bishtar einen Fuß vor und betrat vorsichtig das hölzerne Deck des Boots. Offenbar behagte ihm das Gefühl des nachgebenden Untergrunds überhaupt nicht, denn er scheute sofort zurück. Die Männer brüllten und schlugen mit Stöcken auf ihn ein und versuchten, ihn mit Stachelstöcken, die sie in seine dicke Haut hakten, an Bord zu zerren. Der Bishtar stieß einen wütenden Schrei aus und rollte drohend die hässlichen kleinen Augen, bequemte sich aber schließlich doch, mit vorsichtigen Schritten, ängstlich einen Fuß vor den anderen setzend, an Bord zu stapfen. Unter dem riesigen Gewicht des Tiers senkte sich die Fähre deutlich.
    Die Matrosen lösten die Taue und stießen das Boot mit Holzstangen von der Mole ab. Die Ruderer tauchten ihre Riemen ein, ruderten rückwärts ein Stück von der Mole weg und drehten das Schiff mit dem Bug auf Qadr. Mit jedem Schlag ging ein unangenehmes Knirschen durch den hölzernen Zuber. Alsdann schüttelten die Matrosen die Segel los, deren Geknatter den Bishtar so sehr erschreckte, dass er ein bedrohliches Quieken ausstieß, mit dem Kopf hin und her wackelte und mit seinen kurzen dicken Rüsseln die Luft peitschte.
    Hasselborg stand am Dollbord, bereit, sofort hinüberzuklettern und ins Wasser zu springen, falls das Tier Amok laufen sollte. Während er noch überlegte, ob dieser Schwertransport wohl gut gehen würde, fühlte er plötzlich eine Ausbauchung an seiner Hosentasche, und ihm fiel ein, dass er immer noch eine der Früchte bei sich trug, die er am Tag zuvor auf der Fähre gekauft hatte. Ein paar davon hatte er selbst gegessen, ein paar hatte er an Avváu verfüttert, und den Rest hatte er am Morgen in seine Taschen gestopft, um etwas zum Mittagessen zu haben. Eine war noch übrig geblieben. Das Ding sah aus wie eine Mandarine, hatte aber einen völlig anderen Geschmack.
    Hasselborg näherte sich vorsichtig dem Kopf des Bishtars und rief dem Treiber auf seinem Rücken zu: »Heda! Frisst er das, wenn ich es ihm gebe?«
    »Ja, das frisst sie!« rief der Mann zurück.
    Hasselborg streckte vorsichtig den Arm aus und hielt dem Tier die Frucht hin, halb darauf gefasst, dass das Vieh seinen Arm mit einem seiner Rüssel packen und ihn gegen den nächsten Mast schleudern würde. Der Bishtar fuhr jedoch – nach einem kurzen, wachsamen Blick – einen Rüssel aus und pflückte die Frucht geschickt aus der Hand. Schwups, war sie in seinem Maul verschwunden! Danach stand er ganz ruhig und wackelte zufrieden mit den Ohren, da die Segel, die sich inzwischen aufgebauscht hatten, nicht mehr flatterten und ihn erschreckten.
    »Danke, Herr!« sagte der Treiber.
    »Keine Ursache! Wozu wird sie eigentlich rübergebracht?«
    »Das weiß ich auch nicht. Soweit ich gehört habe, fährt morgen oder übermorgen ein zweispänniger Zug nach Hershid.«
    »Ein Schwertransport?«
    »Das vermute ich. Wenn Ihr es wirklich wissen wollt, dann müsst Ihr den Stationsvorsteher in Qadr fragen.«
    Bis jetzt waren er und Chuen davon ausgegangen, dass Fallon ganz einfach mit einem seiner Schiffe nach Majbur kommen, dort die Ladung übernehmen und wieder zurück nach Zamba segeln würde, falls man ihn nicht irgendwie aufhielt. War es möglich, dass er den Plan hatte, Hershid im Handstreich zu nehmen und sich mit einem Schlag das ganze Königreich Gozashtand unter den Nagel zu reißen? Es war schon ein bisschen merkwürdig, sich vorzustellen, dass ein Invasionsheer mit dem planmäßigen Zug kommen sollte. Andererseits aber war der Gedanke gar nicht so abwegig: Fallons Leute waren Seemänner, und die würden auf einem Aya oder einem Shomal etwa so deplaziert wirken wie ein Pferd auf einem Garagendach. Außerdem würde ein solch unerwarteter Schritt Fallons den Dour völlig unvorbereitet treffen.
     
    Ein leichter Fischgeruch kündigte an, dass sie sich Qadr näherten. Als sie angelegt hatten, schaute Hasselborg zu, wie die Bahnbediensteten den Bishtar wieder auf Trab brachten. Das riesige Tier zeigte diesmal eine weit größere Behändigkeit als beim Einsteigen auf der anderen Seite. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit trabte es auf den Landungssteg und die Hauptstraße hinauf, umkreist von

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