Die Königliche (German Edition)
würde abhauen. Es ist sowieso Zeit für mich, weiterzuziehen.«
»Na, fabelhaft«, zischte Bitterblue. »Du gehst weg. Was für eine großartige Lösung dieses unglaublich dämlichen Problems, das du uns beiden eingebrockt hast. Du bist krank, weißt du das?«, sagte sie und wandte sich wieder ab. »Und du verschwendest meine Zeit damit. Und Zeit ist das, was ich am wenigsten habe.«
»Wie lästig für dich, so wichtig zu sein«, sagte Sapphire bissig. »Geh doch nach Hause in deine goldenen Räume und setz dich auf ein Seidenkissen, während deine Dienstboten dir alles bringen, was du dir wünschst, und beschenkte Wachen für deine Sicherheit sorgen.«
»Genau«, sagte Bitterblue und berührte die Stelle an ihrer Stirn, wo der Kratzer von dem Angriff vor dem Schloss gerade erst verheilt war, »meine Sicherheit.«
Plötzlich ging die Tür auf und Teddy steckte den Kopf herein. »Verzeihung«, sagte er verlegen. »Ich hatte das Bedürfnis, mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist.«
»Du vertraust mir nicht«, sagte Saf empört.
»Wie sollte ich, wenn du dich so benimmst.« Teddy trat weiter in den Raum und ließ den Blick auf Bitterblue ruhen. »Wenn ich störe, gehe ich wieder«, sagte er.
»Wir kommen hier sowieso nicht weiter«, erwiderte Bitterblue müde. »Du störst nicht, und, Teddy, du erinnerst mich daran, dass ich dich um deine Hilfe bitten wollte.«
»Was kann ich für Sie tun, Königin?«
»Könntest du mir sagen, welche Lords und Ladys in meinem Königreich am meisten für Leck gestohlen haben? Hast du Informationen darüber? Dann wüsste ich, wo ich mit meiner Suche anfangen sollte, wer hinter den Morden und dem Anschwärzen der Wahrheitssucher stecken könnte.«
»Ah.« Teddy klang erfreut. »Ich könnte Ihnen ein paar Leute nennen, die Grund hätten, sich zu schämen. Aber es wäre keine vollständige Liste, Königin. Es gibt eine Menge Städte, von denen wir nichts wissen. Möchten Sie die Liste trotzdem haben?«
»Ja, bitte«, sagte Bitterblue. Wenn ich eine Liste mitnehmen kann, war dieser Besuch vielleicht doch mehr als eine herzzerreißende Zeitverschwendung.
Also ging Teddy zum Schreibtisch und stellte eine Liste zusammen. Bitterblue starrte den Tisch neben der Druckerpresse an, ohne ihn bewusst wahrzunehmen, im Versuch, Saf nicht anzusehen. Er stand zu nah neben ihr und blickte mit verschränkten Armen verdrießlich und schweigend zu Boden.
Dann nahmen die Papierstapel vor ihr langsam Gestalt an. Es waren bedruckte Seiten, aber weder Todds Küssen in Monsea noch Teddys Wörterbuch. Als sie zu verstehen begann, was sie da sah, sagte sie laut: »Es kann nicht sein, dass ihr das hier die ganze Zeit vor mir versteckt habt, Teddy. Oder?« Sie nahm eins der oberen Blätter in die Hand und bemerkte, dass die Seite darunter identisch war.
»He«, sagte Saf, streckte die Hand aus und schubste sie zur Seite im Versuch, ihr das Blatt abzunehmen.
»Ach, lass doch, Saf«, sagte Teddy müde. »Was spielt es noch für eine Rolle? Wir wissen, dass sie nicht versuchen wird, uns etwas zu tun, weil wir es gedruckt haben.«
»Finde heraus, wie viel Gray für die Krone verlangt, Saf. Und lass mich los«, sagte Bitterblue, wobei sie ihn so finster ansah, dass er wirklich aufhörte, nach dem Papier zu greifen, und verwirrt zurückwich.
Bitterblue nahm ein Exemplar von jedem der Stapel auf dem Tisch. Sie rollte sie in einer Hand zusammen und ging dann zu Teddy, um die kurze Namensliste entgegenzunehmen, die er ihr reichte. Dann verließ sie die Druckerei.
Draußen blieb sie unter einer Laterne stehen. Sie rollte die Seiten auf, blätterte sie durch und studierte jede einzelne aufmerksam. Sie hatten alle denselben Titel – »Lesen und Schreiben lernen« – und die Lektionen waren durchnummeriert. Nummer eins umfasste in großer Schrift die Buchstaben des Alphabets und die Zahlen von null bis zehn. Nummer zwei unfasste einzelne einfache Wörter wie Oma, Opa, Lola, lila. Die Wörter wurden mit aufsteigender Lektionsnummer immer komplexer. Unten in die Ecke auf jeder Seite war ein kleines geografisches Kennzeichen gedruckt: Blumenviertel, Oststadt. Monster Bridge, Oststadt. Winterpark, Fischereihafen. Castle’s Shadow, Weststadt.
Ein Lesebuch? So viel Geheimniskrämerei wegen eines Lesebuchs?
Da traf Bitterblue etwas mit solcher Wucht von hinten gegen ihre Schulter, dass sie herumgeschleudert wurde. Jemand stürzte sich auf sie und Papier flog durch die Luft. Im Fallen schlug sie
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