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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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dass Runnemood den Angriff auf Ihre Person zu verantworten hat, Königin?«
    »Er hat auf jeden Fall irgendetwas zu verantworten«, sagte Bitterblue. »Wo ist Thiel? Wo sind denn alle? Bitte schicken Sie jemanden hoch, ja?«
    Wen der Hauptmann hochschickte, war in der Tat Thiel. Seine Haare waren sorgenvoll verstrubbelt und sein Gesicht ganz grau. Als er ihren Arm und die purpurfarbenen Male an ihrem Hals erblickte, blinzelte er mit hellen, nassen Augen. »Sie sollten im Bett liegen, Königin«, sagte er heiser.
    »Ich musste aufstehen«, entgegnete Bitterblue ausdruckslos, »um mich der Frage zu widmen, warum Runnemood neun meiner Gefangenen ermordet hat und dann mit Ihnen durch einen Gang unter der östlichen Mauer hinausgeschlichen ist.«
    Thiel sank zitternd auf einen Stuhl. »Runnemood hat neun Gefangene ermordet?«, fragte er. »Königin, woher wissen Sie das alles?«
    »Wir reden hier nicht darüber, was ich weiß, Thiel. Wir reden darüber, was ich nicht weiß. Warum haben Sie letzte Nacht mit Runnemood einen Geheimgang betreten, woher wussten Sie, dass Sie die Lienid-Wache zu meiner Rettung ausschicken mussten, und was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
    »Weil er es mir gesagt hat, Königin.« Thiel saß hoffnungslos und verwirrt auf seinem Stuhl. »Ich bin ihm spät in der Nacht begegnet. Er schien nicht er selbst zu sein, Königin. Er hatte einen verstörten Blick und lächelte die ganze Zeit, was mich nervös machte. Ich folgte ihm in diesen Gang in der Hoffnung, herauszufinden, was los war. Als ich ihn bedrängte, sagte er mir, er habe etwas Großartiges getan, aber natürlich wusste ich nichts von den Gefangenen. Dann sagte er mir, dass Sie in die Stadt gegangen seien und er eine Mannschaft losgeschickt habe, um Sie zu töten.«
    »Verstehe«, sagte Bitterblue. »Das hat er Ihnen einfach so gesagt?«
    »Er war nicht er selbst, Königin«, wiederholte Thiel und raufte sich die Haare. »Er schien sich einzubilden, dass mich seine Worte freuen würden. Im Ernst, ich glaube, er ist verrückt geworden.«
    »Und waren Sie überrascht?«
    »Ja, natürlich, Königin. Ich war sprachlos vor Erstaunen! Ich ließ ihn stehen und rannte zurück, direkt zu Ihren Räumen, in der Hoffnung, er habe gelogen und ich würde Sie dort sicher vorfinden!«
    »Wo ist Runnemood, Thiel?«, fragte Bitterblue. »Was ist hier los?«
    »Ich weiß nicht, wo er ist, Königin«, antwortete Thiel erstaunt. »Ich weiß noch nicht mal, wohin dieser Gang führt. Warum habe ich das Gefühl, dass Sie mir nicht glauben?«
    Bitterblue sprang auf, unfähig, ihren Kummer zurückzuhalten. »Weil Runnemood nicht von heute auf morgen verrückt geworden ist«, sagte sie, »und das wissen Sie auch. Er ist noch der Vernünftigste von Ihnen allen. Und Sie haben mir erklärt, ich solle nicht laut über Lecks Herrschaft sprechen, Sie haben mir erklärt, ich solle mit meinen Sorgen über die Vergangenheit immer als Erstes zu Ihnen kommen. Sie und er waren unterschiedlicher Meinung und Sie haben mich unterschwellig gewarnt. Habe ich Recht? Was ist Ihr Grund dafür, wenn Sie nicht wussten, dass er einen Rachefeldzug gegen die Wahrheitssucher führte?«
    Thiel zog sich langsam zurück. Sie erkannte die Anzeichen. Er wich in sich zurück, presste seine Arme an den Körper und war nicht aufgestanden, als sie sich erhoben hatte. »Ich weiß jetzt wirklich nicht, wovon Sie reden, Königin«, flüsterte er. »Sie verwirren mich.«
    In diesem Moment klopfte es an der Tür. Fox steckte ihren rothaarigen Kopf ins Zimmer. »Verzeihung, Königin«, sagte sie.
    »Was ist denn?«, rief Bitterblue verzweifelt.
    »Der Schal, den Helda Ihnen versprochen hat, Königin, um Ihre Blutergüsse zu verstecken«, sagte Fox.
    Bitterblue winkte sie ungeduldig herein und schickte sie dann weg. Und dann starrte sie erstaunt den Schal an, den Fox auf ihren Schreibtisch gelegt hatte. Erinnerungen blitzten in ihr auf, denn dieser Schal hatte Ashen gehört. Er war hellgrau mit silbernen Einsprengseln, und sie hatte nicht ein einziges Mal in acht Jahren an ihn gedacht; aber jetzt erinnerte sie sich, wie Ashen Bitterblues Finger gezählt und geküsst hatte. Sie erinnerte sich daran, wie Ashen gelacht hatte – gelacht! Bitterblue hatte etwas Lustiges gesagt und Ashen zum Lachen gebracht.
    Sie hob den Schal ganz vorsichtig hoch, als könnte ihn jeder Hauch vernichten, schlang ihn zweimal um ihren Hals und setzte sich. Tätschelte ihn, strich ihn glatt.
    Sie hob den Blick zu Thiel und

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