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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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sagen«, erwiderte sie. »Ich will sie fragen, ob es irgendwas Neues von der Krone gibt, und ich muss Saf noch mal sagen, dass es mir leidtut.«
    »Würdest du bis morgen warten und mich jemanden zu ihnen schicken lassen, der sie herbringt?«
    Allein die Vorstellung, wieder umkehren und zurück ins Bett gehen zu können, war herrlich. »Kümmerst du dich gleich morgen früh darum?«
    »Ja. Wirst du schlafen, damit dich das Gespräch mit ihnen nicht so erschöpft, wenn sie kommen?«
    »Ja«, sagte sie, »ist gut.«
    »Ist gut.« Er seufzte erneut über ihr. »Als Madlen heute einen Moment fort war, Biber, bin ich den Tunnel unter der östlichen Mauer entlanggegangen.«
    »Was? Bo, so wirst du nie gesund!«
    Bo schnaubte. »Ja, wir sollten diesbezüglich alle deine Ratschläge beherzigen. Er beginnt hinter einem Wandbehang in einem Flur im Erdgeschoss des Ostflügels. Und er führt zu einer schmalen dunklen Gasse in der Oststadt, in der Nähe der Pfeiler der Winged Bridge.«
    »Glaubst du also, er ist in die Oststadt entkommen?«
    »Vermutlich«, sagte Bo. »Tut mir leid, dass meine Reichweite sich nicht bis dorthin erstreckt. Und es tut mir leid, dass ich mir nie die Zeit genommen habe, mit ihm zu reden. Dann hätte ich vielleicht bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Ich war dir nicht von großem Nutzen, seit ich hier bin.«
    »Bo. Du bist krank und vorher warst du beschäftigt. Wir finden ihn und dann kannst du mit ihm reden.«
    Er antwortete nicht, ließ nur seinen Kopf auf ihren Haaren ruhen.
    Irgendwann fragte sie flüsternd: »Hast du was von Katsa gehört?«
    Er schüttelte verneinend den Kopf.
    »Bist du bereit für ihre Rückkehr?«
    »Ich bin für gar nichts bereit«, sagte er. »Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht will, dass die Dinge geschehen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich will, dass sie zurückkommt. Genügt das als Antwort?«
    Ja.
    »Ins Bett?«, fragte er.
    Ja, ist gut.
    Bevor sie einschlief, las sie noch ein Stück Stickerei.
    Thiel stößt täglich an seine Grenzen, macht aber weiter. Vielleicht nur, weil ich ihn bitte. Die meisten würden lieber vergessen und gedankenlos gehorchen, statt sich der Wahrheit zu stellen über Lecks Versuche, eine verrückte Welt zu schaffen.
    Versuche, die manchmal misslingen, glaube ich. Heute Skulpturen in seinen Räumen zerstört. Warum? Hat auch seine Lieblingsbildhauerin Bellamew verschwinden lassen. Wir werden sie nie wiedersehen. Erfolg beim Zerstören. Aber Misserfolg mit etwas, weil nicht zufrieden. Wutausbrüche.
    Er interessiert sich zu sehr für Bitterblue. Muss sie hier wegbringen. Deshalb bitte ich Thiel durchzuhalten.

»Ich bin überrascht, Sie zu sehen«, sagte Bitterblue am nächsten Morgen zu Rood, als sie ihr Schreibzimmer betrat. Er war in Abwesenheit seines Bruders still und verbissen, aber nicht unterwürfig und er zitterte nicht. Er steckte eindeutig nicht in einer Nervenkrise.
    »Die letzten vierundzwanzig Stunden waren schlimm für mich, Königin«, sagte er leise. »Das will ich nicht leugnen. Aber gestern Abend kam Thiel zu mir und hat mich davon überzeugt, wie dringend ich gerade jetzt gebraucht werde.«
    Wenn Rood litt, war sein Leiden präsent und fassbar; er versteckte sich nicht hinter Leere. Es war eine Offenheit, die Bitterblue dazu brachte, ihm trauen zu wollen. »Wie viel wussten Sie davon?«, fragte sie vorsichtig.
    »Ich bin schon seit mehreren Jahren nicht mehr der Vertraute meines Bruders, Königin«, sagte er. »Offen gesagt ist es gut, dass er in jener Nacht Thiel auf dem Flur begegnet ist. An mir wäre er möglicherweise ohne ein Wort vorbeigegangen, und dass er geredet hat, hat Ihnen das Leben gerettet.«
    »Hat die Monsea-Wache Sie darüber befragt, wo er sein könnte, Rood?«
    »Allerdings, Königin«, erwiderte er. »Ich fürchte jedoch, ich war ihnen von keinem großen Nutzen. Ich, meine Frau, meine Söhne und meine Enkel sind seine einzigen lebenden Verwandten, Königin, und das Schloss ist das einzige Zuhause, das wir je hatten. Er und ich sind hier aufgewachsen. Unsere Eltern waren königliche Heiler.«
    »Verstehe.« Dieser Mann, der umherschlich und bei jeder Kleinigkeit zusammenzuckte, hatte eine Frau, Söhne und Enkel? Waren sie ihm eine Freude? Aß er täglich mit ihnen zu Abend und wachte morgens bei ihnen auf, und trösteten sie ihn, wenn er krank war? Runnemood wirkte verglichen damit so kühl und reserviert. Bitterblue konnte sich nicht vorstellen, einen Bruder zu haben und einfach im Flur an ihm

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