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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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zu Bitterblues Wohnzimmer und dem Wandbehang mit dem blauen Pferd hinaufführte.
    Als sie die Treppe wieder hinabgestiegen war, sagte Bitterblue zu Fox: »Ganz schön unheimlich, was?«
    »Es ist faszinierend, Königin«, sagte Fox und blieb vor der kleinsten Skulptur im ganzen Raum stehen, die sie verzaubert betrachtete. Es war ein etwa zweijähriges Kind mit ausgestreckten Armen; ein Mädchen mit einem wissenden Zug um die Augen. Ihre Arme und Hände verwandelten sich in Flügel. Aus ihrem dünnen Haar sprossen Federn, ihre Zehen wurden zu Krallen. Leck hatte einen Streifen rote Farbe über ihr Gesicht geschmiert, aber das schwächte den Ausdruck in ihren Augen nicht ab.
    Warum sollte er etwas so Schönes kaputt machen? Was war das für eine Welt, die er – vergeblich – zu schaffen versuchte?
    Was ist das für eine Welt, die Runnemood zu schaffen versucht? Und warum müssen sie beide ihre Welten durch Zerstörung schaffen?

Am Morgen kam Madlen, wechselte den Verband um Bitterblues Schulterwunde, gab ihr Arzneien und befahl ihr mit klaren, deutlichen Anweisungen, sie zu nehmen, auch die bitteren, die ihr beim Schlucken Übelkeit verursachten. »Sie sorgen dafür, dass Ihre Knochen schneller zusammenwachsen, als sie es von sich aus tun würden, Königin«, sagte sie. »Machen Sie auch die Übungen, die ich Ihnen gezeigt habe?«
    Während Bitterblue mürrisch frühstückte, ging die Sonne auf, blieb aber schwach. Bitterblue schleppte sich auf der Suche nach Licht zum Fenster und erblickte eine Welt aus Nebel. Als sie sich bemühte, durch die weiße Wand den Garten zu erkennen, meinte sie jemanden auf der Gartenmauer stehen zu sehen. Er warf etwas in den Garten, etwas Kleines, Schmales, Gleitendes, das eine leuchtend weiße Spur durch die diesige Luft zog.
    Es war Bo mit seinem albernen Papierflieger. Als sie ihn erkannte, hob er den Arm zum Gruß, dann verlor er das Gleichgewicht, ruderte mit beiden Armen wie eine Windmühle und fiel von der Mauer. Irgendwie gelang es ihm, im Garten zu landen und nicht im Fluss. Ganz bestimmt war es Bo, und ganz bestimmt war er nicht gesund genug, um im Garten Gymnastik zu treiben.
    Bitterblue warf Madlen und Helda, die am Wohnzimmertisch saßen und sich murmelnd über ihren morgendlichen Tassen unterhielten, einen Blick zu. Wenn Bo erneut aus der Krankenstation entwischt war, wollte sie ihn nicht verraten. »Ich brauche noch ein bisschen frische Luft, bevor ich ins Schreibzimmer gehe«, sagte sie. »Wenn Rood oder Darby mich suchen, sagt ihnen, sie können mich mal.«
    Dieser Ankündigung folgte eine große Inszenierung. Die Auswahl eines Schals, das Anlegen ihres Schwertes, das Drapieren eines Umhangs über ihren verbundenen Arm. Schließlich kam sich Bitterblue vor wie ein wandelnder Kleiderständer. Helda hatte ihre Röcke geändert, so dass sie jetzt weite, fließende Hosenbeine hatten wie die von Fox, und hatte gestern irgendwie noch die Zeit gefunden, den linken Ärmel dieses Kleides mit Knöpfen zu versehen. Es schien, als müsste Bitterblue nur ein bestimmtes Kleidungsstück erwähnen, das ihr gefiel, und schon wenige Tage später hatte Helda es für sie besorgt.
    Abgesehen von der Krone natürlich.
    Die Skulptur der Frau, die sich in einen Berglöwen verwandelte, stand erstarrt und schreiend im Garten. Nebelfetzen hüllten sie ein und trieben dann davon. Wie hat Bellamew ihre Augen so lebendig hingekriegt? Dann begriff Bitterblue. Sie erkannte die Form des Gesichts, die Augen voller Entschlossenheit und Schmerz. Diese Figur war ihre Mutter.
    Aus irgendeinem Grund überraschte sie diese Tatsache nicht. Genauso wenig wie das Traurige daran. Es kam ihr richtig vor; die Skulptur sah nicht nur so aus, sondern fühlte sich auch so an wie Ashen. Sie war dem Kunstwerk dankbar dafür, ihr die Gewissheit zu geben, dass sie ihre Mutter wirklich gekannt hatte – zumindest zeitweise.
    »Was hast du da?«, rief Bo ihr zu, denn Bitterblue hatte Teddys Liste der schuldigen Lords und Ladys mitgebracht.
    »Was hast du denn da?«, fragte sie, als sie näher kam, und meinte damit den Papierflieger. »Warum wirfst du dieses Ding durch meinen Garten?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich habe mich gefragt, wie er sich in kalter, feuchter Luft machen würde.«
    »In kalter, feuchter Luft.«
    »Genau.«
    »Wie er was machen würde?«
    »Fliegen natürlich; es geht um die Grundlagen des Fliegens. Ich studiere Vögel, vor allem, wenn sie gleiten, und dieses Papierding ist mein Versuch, das

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