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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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hinausgehen. Und um Thigpen gibt es einen kleinen Kreis bevorzugter Lords und Ladys, habgierige Gestalten, die ihrem König nahestehen, sich selbst jedoch noch näher. Sie müssen außer Gefecht gesetzt werden, jeder Einzelne von ihnen, sonst wird wahrscheinlich einer von ihnen die Stelle Thigpens einnehmen, was keinerlei Verbesserung darstellen würde. Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, wollen nichts mit dem Adel von Estill zu tun haben. Sie misstrauen jedem in Estill, der nicht so gelitten hat wie sie selbst.«
    »Und uns trauen sie trotzdem?«
    »Ja«, sagte Giddon. »Der Rat ist bei den ungerechtesten Königen in Ungnade gefallen und hat bei der Entthronung Drowdens geholfen, deshalb vertrauen sie uns. Ich glaube, wenn Raffin sie als Nächstes besuchen würde, als künftiger König der Middluns und als Randas verstoßener Sohn, könnte er zu ihnen durchdringen, weil er so zurückhaltend ist. Und du musst natürlich auch hin und tun« – Giddon gestikulierte ziellos mit seinem Löffel –, »was immer du tust. Wahrscheinlich ist es besser, dass du mich diesmal nicht begleitet hast, wo du so krank geworden bist. Aber in diesem Tunnel hätte ich deine Gesellschaft zu schätzen gewusst, und ich hätte dich in Estill brauchen können. Es tut mir leid, Bo.«
    Überraschung breitete sich auf Bos Gesicht aus; etwas, das Bitterblue nicht sehr oft sah. Er räusperte sich und blinzelte. »Mir tut es auch leid, Giddon«, sagte er und damit war es erledigt. Bitterblue verspürte den schmerzhaften Wunsch, dass Saf ihr ebenso würdevoll vergeben möge.
    Jass kam, roch an Bo, roch ein zweites Mal an Giddon und kam offenbar zu dem Schluss, dass die beiden gerne die halbe Küche leer essen würden. Bitterblue saß da, hörte ihnen dabei zu, wie sie Pläne schmiedeten und Verschwörungen ausheckten, nippte an ihrer Schokolade, versuchte eine Stellung zu finden, die weniger schmerzhaft war als die anderen, zerpflückte jedes Wort des Gesprächs und warf gelegentlich einen Kommentar ein, vor allem, wenn Bo auf das Thema ihrer Sicherheit zu sprechen kam. Und die ganze Zeit über sog sie das Wunder der Schlossküche in sich ein. Der Tisch, an dem sie saßen, stand in einer Ecke neben der Backstube. Von dieser Ecke aus schienen sich die Wände endlos in beide Richtungen zu erstrecken. Auf einer Seite standen die Öfen und Feuerstellen, die in die Außenwand des Schlosses eingelassen waren. Die hoch gelegenen Küchenfenster waren unverglast, und jetzt wehten Schneeflocken herein und fielen nass auf Herde und Menschen.
    Auf dem Boden unter einem Tisch in der Nähe lag ein Berg Kartoffelschalen. Anna, die oberste Bäckerin, ging zu einer Reihe riesiger Schüsseln, die mit Tüchern abgedeckt waren, hob die Tücher an und boxte nacheinander in den Teig darin. Ein lauter Ruf brachte einen ganzen Zug aus Helfern mit hochgekrempelten Ärmeln herbei, die sich am Tisch aufstellten, die großen Teigklumpen aus den Schüsseln nahmen und sie unter Einsatz ihres ganzen Rückens und der Schultern durchkneteten. Anna stand ebenfalls in der Reihe und knetete mit einem Arm. Den anderen Arm hielt sie dicht am Körper. Etwas an der Art, wie er steif herabhing, ließ Bitterblue eine Verletzung vermuten. Die Muskeln ihres arbeitenden Arms traten beim Kneten hervor, ebenso am Hals und an den Schultern. Ihre Stärke faszinierte Bitterblue; nicht, weil sie einhändig den Teig knetete, sondern einfach, weil sie ihn knetete, eine Arbeit, die gleichzeitig grob und sanft wirkte. Bitterblue hätte gerne gewusst, wie sich dieser seidige Teig anfühlte. Ihr wurde klar, dass sie bald – wenn nicht heute Abend, dann vielleicht morgen, wenn nicht aus diesem Stück Teig, dann aus dem nächsten – Kartoffelbrot zu ihrer Mahlzeit essen würde.
    Es verschaffte ihr eine fast schmerzhafte Befriedigung, neben der Backstube zu sitzen. Die warme, nach Hefe riechende Luft war so vertraut. Sie atmete sie tief ein, erweckte ihre Lunge damit und spürte, dass sie jahrelang nur flach geatmet hatte. Der Geruch nach frisch gebackenem Brot war so tröstlich; und die Erinnerung an eine Geschichte, die sie sich selbst erzählt hatte, eine Geschichte, die sie Saf erzählt hatte, über ihren Beruf und ihre lebendige Mutter, war hier an diesem Ort so wirklich, so fassbar und so traurig.

Als Hauptmann Smit am nächsten Morgen – und am übernächsten und am überübernächsten – berichtete, dass es nichts zu berichten gab, war Bitterblue erstaunt über die Dimensionen, in

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