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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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die ihre Frustration noch wachsen konnte. Runnemood war jetzt seit sechs Tagen verschwunden und sie waren keinen einzigen Schritt weitergekommen.
    Als Hauptmann Smits Bericht auch am siebten Tag derselbe war, sprang Bitterblue von ihrem Schreibtisch auf und machte sich an eine systematische Erforschung des Schlosses. Wenn sie zu Fuß jeden Flur ablief und mit der Hand gegen jede Wand klatschte, wenn sie in jede Werkstatt blickte und herausfand, welcher Anblick sie hinter jeder Ecke erwartete, dann konnte sie vielleicht ihre Unruhe bekämpfen – und ihre Ängste in Bezug auf Saf ebenfalls. Denn das war noch etwas, das diese leeren Tage so schwer erträglich machte: Es gab auch keine Neuigkeiten von Spook oder der Krone und keine Mitteilungen von Teddy oder Saf.
    Sie stieg die Treppe ihres Turms hinab, grüßte die Schreiber, die sie ausdruckslos anstarrten, und machte sich dann auf die Suche nach der Schusterwerkstatt, um Devra die Brosche zurückzugeben.
    Bitterblue fand sie im Handwerkerhof, der vom Klopfen und Klirren der Küfer, Schreiner und Kesselflicker widerhallte. Es roch nach den bitteren Ölen der Sattler und dem Bienenwachs der Kerzenmacher, und in einer Werkstatt baute eine verhutzelte alte Frau Harfen und andere Musikinstrumente.
    Warum war in ihrem Schloss nie Musik zu hören? Und warum begegnete sie eigentlich außer Todd nie einer Menschenseele in der Bibliothek? Ein paar Leute mussten ja wohl lesen können. Und warum nahm sie, wenn sie durch die Flure ging und den Leuten in die Augen blickte, manchmal etwas Eigenartiges wahr, das sie nicht wieder abschütteln konnte – eine Art getriebene Leere? Sie verbeugten sich vor ihr, aber Bitterblue war sich nicht sicher, ob sie sie wirklich sahen.
    In einem der oberen Stockwerke im Westflügel fand sie einen Barbier und daneben eine winzige Perückenwerkstatt. Unerklärlicherweise freute sie das. Am nächsten Tag fand sie die Spielzimmer. Die Kinder hatten keine leeren Augen.
    Am Tag danach – neun Tage und immer noch keine Neuigkeiten – kehrte sie in die Backstube zurück, saß eine Weile in der Ecke und sah den Bäckern bei der Arbeit zu.
    Anna lieferte ihr eine ungefragte Erklärung für etwas, worüber Bitterblue in der Tat schon nachgedacht hatte. »Mein Arm ist schon seit meiner Geburt unbrauchbar, Königin«, sagte sie. »Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass Ihr Vater dafür verantwortlich ist.«
    Bitterblue konnte ihre Überraschung darüber, so offen darauf angesprochen zu werden, nicht verbergen. »Es geht mich zwar nichts an, aber ich danke dir sehr, dass du es mir gesagt hast.«
    »Die Backstube scheint Ihnen zu gefallen, Königin«, sagte Anna, die während ihres Gesprächs einen Berg Teig knetete.
    »Ich möchte mich nicht aufdrängen, Anna«, erwiderte Bitterblue, »aber ich würde gerne irgendwann selbst einmal Teig kneten.«
    »Teig kneten ist möglicherweise genau das Richtige, um Ihren Arm zu stärken, sobald Sie diesen Gips los sind, Königin. Fragen Sie Ihre Heilerin um Rat. Sie sind klein«, fügte sie mit einem entschlossenen Nicken hinzu. »Sie können jederzeit herkommen und in einer Ecke arbeiten und müssen nicht befürchten im Weg zu stehen.«
    Bitterblue streckte die Hand aus. Als Anna den Teig in Ruhe ließ, legte Bitterblue ihre Handfläche darauf. Er war weich, warm und trocken und ihre Hand war anschließend ganz bemehlt. Den Rest des Tages über konnte sie ihn, immer wenn sie die Finger unter die Nase hielt, beinahe riechen.
    Es half ihr, Dinge anzufassen und zu spüren, dass sie wirklich waren. Nachdem sie das herausgefunden hatte, vermisste sie Saf so sehr, dass sie den Schmerz auf allen Fluren mit sich herumschleppte, denn einst hatte sie auch ihn anfassen dürfen.
    Am vierzehnten Tag nach Runnemoods Verschwinden kam Todd zu Bitterblue in die Bibliotheksnische, wo sie immer noch so viel Zeit wie möglich mit den neu geschriebenen Büchern und ihrer früheren Lektüre verbrachte. Er ließ ein frisch geschriebenes Manuskript aus großer Höhe auf den Tisch fallen, machte auf dem Absatz kehrt und ging davon.
    Lovejoy, der sich neben Bitterblues Ellbogen zusammengerollt hatte, sprang jaulend in die Höhe. Als er wieder landete, begann er sich augenblicklich voller Elan zu putzen, als sagte ihm irgendein Instinkt, er müsse beschäftigt wirken, um zu überspielen, dass er keine Ahnung hatte, was los war.
    »Ich bin ganz deiner Meinung, dass man nicht so brutal geweckt werden sollte«, sagte Bitterblue zu ihm, im

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