Die Königliche (German Edition)
war, es verstecken zu wollen. Ihre Augen waren einfach nur schön – oder zumindest das, in dem sich das Licht der Lampe fing, war schön, von einer Farbe wie glühendes Kupfer, und es strahlte genauso, wie Bos Augen es in Gold und Silber taten. Die Farbe des anderen Auges konnte Bitterblue im Dunkeln nicht erkennen.
»Es ist Ihre Wahrnehmung, Königin«, sagte Hava. »Die Wahrnehmung dessen, was Sie sehen.«
Das hatte Bitterblue vermutet. Die andere Möglichkeit ergab keinen Sinn; das war zu unwahrscheinlich, selbst für eine Gabe. Und sie wusste, dass dies einer der vielen Gründe war, weshalb sie Bos Appell, Hava zu trauen, bisher nicht gefolgt war. Jemandem zu trauen, der in der Lage war, ihre Wahrnehmung der Dinge zu verändern, war Bitterblue nicht geheuer.
»Hava«, sagte sie, »du bist oft in der Stadt und versteckst dich dort. Du bist in der Lage, viele Dinge zu beobachten, und du hast Lord Danzhol gekannt. Ich versuche einen Weg zu finden, das, was Runnemood tut, mit dem, was Leute wie Danzhol früher getan haben, in Beziehung zu setzen; ich versuche herauszufinden, mit wem Runnemood zusammenarbeitet und welche Wahrheit er zu verbergen versucht, wenn er Wahrheitssucher ermordet. Weißt du irgendetwas darüber?«
»Lord Danzhol stand mit vielen Leuten im Kontakt, Königin«, sagte Hava. »Er schien Freunde in jedem Königreich zu haben und es gab Tausende von geheimen Briefen und nächtliche Besucher auf seinem Landgut, die durch eine Hintertür kamen und die wir anderen nie zu Gesicht bekamen. Aber er hat nicht mit mir darüber geredet. Und auch in der Stadt habe ich nichts gesehen, was irgendetwas erklären könnte. Wenn ich einmal jemanden für Sie beschatten soll, Königin, würde ich das sofort tun.«
»Ich werde das im Hinterkopf behalten, Hava«, sagte Bitterblue zweifelnd und unsicher, was sie davon halten sollte. »Ich werde es Helda gegenüber erwähnen.«
»Ich habe ein seltsames Gerücht über Ihre Krone gehört, Königin«, sagte Hava nach kurzem Schweigen.
»Die Krone!«, rief Bitterblue. »Woher weißt du von der Krone?«
»Durch das Gerücht, Königin«, sagte Hava erschrocken. »Gerede aus einer Erzählstube. Ich hatte gehofft, dass es nicht wahr ist; es war so lächerlich, dass ich glaubte, es sei gelogen.«
»Vielleicht ist es ja gelogen. Was hast du gehört?«
»Ich habe von jemandem namens Gray gehört, Königin, dem Enkel einer berühmten Diebin, die die Schätze des Adels von Monsea stiehlt. Die Familie tut das seit Generationen – das ist ihr Markenzeichen. Sie wohnen irgendwo in einer Höhle und Gray behauptet, Ihre Krone zu haben und verkaufen zu wollen. Der Preis dafür ist so hoch, dass nur ein König ihn bezahlen könnte.«
Bitterblue fasste sich an die Schläfen. »Das macht es mir nicht gerade leichter, wenn ich sie schließlich doch kaufen muss. Und wahrscheinlich sollte ich das bald tun, bevor sich die Sache weiter herumspricht.«
»Oh«, sagte Hava bekümmert. »Leider habe ich außerdem gehört, dass Gray sie Ihnen nicht verkaufen will, Königin.«
»Was? Und wer bitte soll sie dann kaufen? Keiner der anderen Könige würde ein Vermögen für etwas ausgeben, das nicht mehr ist als ein sinnloser Streich. Und ich werde nicht zulassen, dass mein Onkel sie für mich zurückkauft!«
»Ich fürchte, ich habe keine Erklärung dafür, Königin«, sagte Hava. »Ich habe das nur gehört. Aber Gerüchte sind oft nicht wahr. Vielleicht gilt das auch für dieses. Ich hoffe es!«
»Sag es niemandem, Hava«, bat Bitterblue. »Wenn du daran zweifelst, wie wichtig dein Schweigen ist, frag Prinz Bo.«
»Wenn Sie sagen, dass es wichtig ist, Königin, muss ich Prinz Bo nicht fragen.«
Bitterblue musterte diese beschenkte Lügnerin, diese merkwürdige junge Frau, die offenbar hinging, wo sie wollte, und tat, wozu sie Lust hatte, aber all das voller Angst und in der vollkommensten Einsamkeit. Hava kniete immer noch. »Steh bitte auf, Hava«, sagte Bitterblue.
Sie war groß. Beim Aufstehen fiel das Licht auf ihr Gesicht und Bitterblue sah, dass ihr anderes Auge von einem kräftigen, eigenartigen Rot war. »Warum versteckst du dich in meiner Kunstgalerie, Hava?«
»Weil hier sonst niemand ist, Königin«, sagte Hava sanft. »Und so bin ich in der Nähe meines Onkels, der mich braucht. Und ich bin beim Werk meiner Mutter.«
»Erinnerst du dich an deine Mutter?«
Hava nickte. »Ich war acht, als sie starb, Königin. Sie hat mir beigebracht, mich immer vor König Leck zu
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